Wunder geschehen - wenn man etwas tut

Katholischer Frauenbund - 100-jähriges Bestehen des Zweigvereins Bad Mergentheim im KDFB gefeiert / Viel mehr „als Küche und Kaffee”

Renate Dietzel (Leitungsteam) schnitt die Geburtstagstorte im Beisein von (von rechts) Geschäftsführerin Mechthild Driessen, der Geistlichen Beirätin Christa Herz, der Diözesanvorsitzenden Annette Ruck, Dekan Ulrich Skobowsky, der Landfrauen-Bezirksvorsitzenden Claudia Kemmer und Birgit Bronner (KDFB) an. (Foto: Werner Mies)

Festlich beging am Sonntag der Zweigverein Bad Mergentheim im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDVB) sein 100-jähriges Bestehen.

Mit einem Festgottesdienst im Münster St. Johannes feierten die Frauen des Zweigvereins den kirchlichen Teil ihres Jubiläums. Die Feier zelebrierte Dekan Ulrich Skobowsky, die musikalische Gestaltung hatte der Frauenchor unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Michael Müller übernommen. In ihrem Willkommensgruß wies die Geistliche Beirätin des Zweigvereins, Christa Herz, darauf hin, dass der Festtag bewusst mit einem Gottesdienst begonnen wurde, um für die zurückliegenden einhundert Jahre und der damit entstandenen Gemeinschaft ebenso zu danken, wie dem Gelingen vieler froher Feste, intensiven Gottesdiensten und dem Entstehen vieler tragender Beziehungen.

Die Festpredigt hielt Diplomtheologin Birgit Bronner, Geistliche Beirätin der Landfrauenvereinigung im Katholischen Frauenbund der Diözese Rottenburg Stuttgart. In ihrer Predigt ging Bronner auf die Lesung, die von Jolanda Schmid vorgetragen wurde, ein und hob den Text aus der Offenbarung des Johannes hervor, nach dem Gottes Wohnung unter den Menschen in ihrer Mitte sein werde. Auch den Text des von Diakon Weiß vorgetragenen Evangeliums mit der Hochzeit von Kana, in der Jesus sein erstes Wunder mit der Verwandlung von Wasser zu Wein vollbrachte, griff sie in ihrer Predigt auf. Dazu stellte sie fest, dass Wunder nicht alleine geschehen, sondern man müsse selbst etwas dazu beitragen.

Veränderungen stellen
So ermunterte sie die Frauen sich den Veränderungen in Kirche und Gesellschaft zu stellen. Auch die Frauen vor hundert Jahren hatten nur weniges und haben mit Gottes Hilfe mehr daraus gemacht. Mit Mut und Leidenschaft sei auch heute ein Wandel in der Kirche und im Frauenbund möglich. Deshalb empfahl sie, auf neue Formen einzugehen, damit die Botschaft Christi bei den Menschen ankomme. In den anschließenden Fürbitten trugen Mitglieder des Frauenbundes ihren Dank und ihre Wünsche für die Zukunft vor.

Nach einem gemeinsamen Essen der Frauenbundmitglieder und der geladenen Gäste im festlich geschmückten Johannessaal des Katholischen Gemeindehauses erfreute ein kleiner Chor aus den Reihen der Frauenbundmitglieder die Anwesenden mit der Hymne zum Jubiläum, einem musikalischen Vortrag über die Arbeit des Zweigvereins.

Danach begrüßte die Sprecherin des Leitungsteams Renate Dietzel Mitglieder und Gäste. Darunter die Vorsitzende des Diözesanverbandes Rottenburg-Stuttgart Annette Ruck und Geschäftsführerin Mechthild Driessen, sowie Dekan Ulrich Skobowsky und OB Udo Glatthaar. Sie dankte ihren Mitgliedern für ihre langjährige Treue - ein Mitglied ist schon 67 Jahre dabei - und unterstrich, dass der derzeit 106 Mitglieder starke Zweigverein weitere, möglichst junge, Mitglieder suche. Das Motto der Festschrift, die erstellt wurde und den Mitgliedern kostenlos überreicht wurde, habe deshalb das Motto „Jung und Alt, nur gemeinsam sind wir stark”. Um berufstätigen und familiär eingebundenen Mitgliedern entgegen zu kommen, sollen künftig im Jahresprogramm Angebote für jüngere und ältere Mitglieder mit unterschiedlichen Anfangszeiten gemacht werden. Auch strebe man die stärkere Vernetzung mit anderen Zweigvereinen und kirchlichen Verbänden an. Doch sollen bei allen Bestrebungen nicht die Ziele des KDFB vergessen werden.

Die Diözesanvorsitzende Annette Ruck beglückwünschte den Zweigverein zum Jubiläum. Sie erinnerte an die Ziele des KDFB, die seit der Gründerzeit noch immer gelten und weiter verfolgt werden müssen. So sei die Gleichstellung der Frau in Kirche, Gesellschaft und Beruf trotz segensreicher Arbeit und dem Kontakt zu allen Schichten der Menschen noch immer nicht erreicht.

Hilfe in Not
Daneben stehe der KDFB für Hilfe an Menschen in Not, stehe Ausgegrenzten und Flüchtlingen bei und unterstütze mit seinen Aktionen Menschen sowohl regional wie auch international. Deshalb brauche die Gesellschaft Frauen, die beherzt und klug die Herausforderungen unserer Zeit angehen. Sie rief dazu auf, den Auftrag der Katholischen Kirche anzunehmen, sich einzumischen und dabei politisch und christlich zu handeln.

Auch die Bezirksvorsitzende Claudia Kemmer wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass die Kirche im Wandel sei und dabei die Frauen gefragt sind. Das Diakonat für Frauen ist eines der Themen dabei. Auf politischem Weg müsse die Gleichbehandlung der Frau beispielsweise bei der Bezahlung erreicht werden, denn Frauen können mehr „als Küche und Kaffee”. Sie hoffe für die Zweigvereine, dass vermehrt junge Mitglieder in die Gemeinschaften finden und damit die Zukunft des Frauenbundes gesichert ist.

Dekan Skobowsky setzte sich in seinem Grußwort damit auseinander, dass in den hundert Jahren sich unzählig viele Schicksale ergeben und Persönlichkeiten im Frauenbund gewirkt haben. Viel sei gewachsen, habe sich entwickelt und viel sei verändert worden. Neue Themen seien auf dem Tisch und erfordern ein mutiges Handeln. Der demografische Wandel zeichne sich im KDFB ebenso ab, wie auch eine allgemeine Krise, die es möglicherweise auch in anderen Verbänden gebe. Für den KDFB sehe er die Herausforderung und Chance den männlichen Strukturen der Kirche ein weibliches Gegengewicht gegenüber zu stellen.

Konflikte aushalten
OB Glatthaar bestätigte dem ehrenamtlichen Vorstandsteam, dass das langjährige Wirken des Zweigvereins in der Stadt sichtbar ist, mit Mut gehe man soziale Themen an. Er sehe auch eine Aufgabe darin, Menschen außerhalb der Kirche zu erreichen. Es sei viel Bewegung im weltlichen Raum und die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Einfluss anderer Religionen sei zu bestehen. Die Freiheiten, die in unserem Land erarbeitet worden sind, seien auch in einer Zeit wo viele Flüchtlinge in unser Land kommen, zu erhalten. Dazu müssten auch Konflikte ausgehalten werden. Gerade Frauen können mit ihrem Einfühlungsvermögen viel für das soziale Zusammenleben tun, stellte der OB fest und schloss mit der Feststellung „Frauen bleiben Frauen, auch wenn sie sich verbrüdern”.

In ihrer Festrede ging Christa Herz auf die hundertjährige Entwicklung des Zweigvereins ein. Gegründet in der Not des Zweiten Weltkrieges mit 125 Mitgliedern musste die Inflation in den Zwanziger Jahren durchgestanden, die NS-Zeit und Kriegszeit bis 1945 überstanden und dann ab 1946 ein Neuanfang gewagt werden.

In allen Jahren hat man hilfsbedürftige Menschen materiell und finanziell unterstützt, hat seinen Mitgliedern Fortbildungsmaßnahmen angeboten und auf politischer Ebene für die Gleichberechtigung der Frau gekämpft. Am kirchlichen Leben hat man sich aktiv beteiligt, Frauenmessen und Wallfahrten eingeführt und in der Kirchengemeinde bei Festen und Veranstaltungen mitgeholfen.

Daneben wurden den Mitgliedern gesellschaftliche Veranstaltungen von Kaffenachmittagen bis zu Faschingsfeiern und von Ausflügen bis zu Wanderungen auf dem Jacobs- und Martinusweg geboten, soziale und kirchliche Einrichtungen wurden durch Geldspenden unterstützt.

Viel Fotos und Kopien aus alten Protokollbüchern waren auf Stellwänden im rückwärtigen Teil des Festsaales ausgestellt und wurden von den Anwesenden mit viel Interesse bestaunt.

Werner Mies, Fränkische Nachrichten, 23.05.2017, www.fnweb.de