Wegbegleiter widmet sich neuen Zielen

Dekanat Mergentheim - Dekan Ulrich Skobowsky verlässt am 26. Juli das Taubertal und wechselt als Stadtpfarrer nach Tübingen

Sucht neue Herausforderungen: Dekan Ulrich Skobowsky wird im Juli das Dekanat Mergentheim verlassen und wechselt nach Tübingen. (Foto: Barbara Kurz)

Die Seelsorgeeinheit ist traurig, denn er geht: Dekan Ulrich Skobowsky macht sich auf den Weg in Richtung Tübingen.

Nein, er wird nicht evangelisch und nein, er fällt auch nicht die Karriereleiter in Richtung Rottenburg nach oben: Die Gerüchte um seinen Weggang sind mannigfaltig. Tatsache ist jedoch, Dekan Ulrich Skobowsky sucht eine neue Herausforderung, um nicht stehenzubleiben: „Ich bin ein Wegbegleiter und kein Rundumversorger” konstatiert er im Gespräch mit unserer Zeitung. Herausforderungen könne man nur dann annehmen, wenn man bereit ist, sich auf den Weg zu machen, um seinen Blickwinkel zu verändern. Skobowsky: „Wir alle sollen im Glauben aber auch im Zweifel wachsen, deshalb ist es wichtig, dass es Veränderungen gibt, um weiter auf seinem Lebensweg gehen zu können”.

Entschluss gereift
Im wahrsten Sinn des Wortes „auf dem Weg” reifte der Entschluss, die Kurstadt zu verlassen. Seine innere Stimme rief das Vorhaben in ihm wach, niemals länger als zehn Jahre eine Stelle zu besetzen. Genau zehn Jahre hatte Ulrich Skobowsky nun das Amt des Stadtpfarrers und Dekans des Dekanats Mergentheim inne. Zehn Jahre, in denen er vor allem Seelsorger sein wollte, offen für neue Ideen und offen für die Menschen. Sein Anliegen war stets, gemeinsam mit den Gläubigen die Gemeinde mit Leben zu erfüllen. Doch die zahlreichen administrativen Aufgaben machten die Umsetzung oft schwer. Das Dekanat Mergentheim umfasst 19 Gemeinden, aufgeteilt in vier Seelsorgeeinheiten. Wegen zahlreicher Sitzungen, Ausschüsse und Projektgruppen konnte er daher oftmals nicht mehr als einmal im Monat in den einzelnen Gemeinden sein. Blickt er zurück, so sieht er enorme Verwaltungsaufgaben und kraftraubende großen Bauprojekte. Skobowsky: „So etwas lernt man nicht im Theologiestudium, erst hier habe ich erfahren, was es heißt, Leitung zu übernehmen.”

Trotz all der vielen Verwaltungstätigkeiten standen für den Seelsorger jedoch die Menschen immer an erster Stelle. Keine Aufgabe, ob Sterbebegleitung oder Hochzeitsvorbereitungen, war ihm zu viel.

Am 7. Oktober 1968 in Wiesensteig geboren, legte Skobowsky sein Abitur 1988 am Max-Planck-Gymnasium in Schorndorf ab. Nachdem er zwei Semester Computerlinguistik studierte, begann er sein Theologiestudium in Tübingen und wurde im Juli 1998 durch Bischof Walter Kasper in Ehingen zum Priester geweiht. Von 2004 bis 2010 war Ulrich Skobowsky Jugendpfarrer in Biberach, zuvor war er als Repetent am Wilhelmstift in Tübingen tätig. Nun geht er als Stadtpfarrer zurück in die Neckarstadt. Rund 20 000 Katholiken warten dort auf den offenen und kommunikativen Geistlichen.

Ein Grund, sich für die katholische Kirche Tübingen entschieden zu haben, war wohl auch die lange Vakanz dieser Seelsorgeeinheit. Skobowsky: „Es sollte eine Stelle sein, die einen großen Priester-Bedarf hat, nur so könnte ich hier beruhigt weggehen.“ Ulrich Skobowsky ist gerne bei den Menschen: „Mir werden die kleinen Gemeinden fehlen”, denn in seinem neuen Einsatzgebiet wird er als Stadtpfarrer für vier größere Stadtgemeinden und zwei Dorfgemeinden mit einem Katholikenanteil von unter 20 Prozent verantwortlich sein. Dabei ist die Tübinger Gemeinde-Struktur mit einem hohen Akademiker-Anteil eine völlig andere, als die im Taubertal. Trotzdem geht er mit einem guten Gefühl: „Wenn die Menschen spüren, dass man auch über sich selbst lachen kann, gewinnt man auch Akademiker”, ist sich Skobowsky sicher.

Bereits im November vergangenen Jahres wurde sein Fortgang angekündigt. Am 26. Juli ist nun endgültig Schluss. „Ich wollte eigentlich in diesem Jahr noch die vielen Patrozinien und Wallfahrten mitfeiern, um mich von den Gläubigen zu verabschieden”. Nun kam Corona dazwischen und machte dem langen Abschied einen Strich durch die Rechnung.

Doch auch nach seinem Wechsel wird er immer wieder ins Taubertal zurückkommen, ist sich Ulrich Skobowsky sicher, schließlich habe er sich hier „ganz arg wohlgefühlt” und genoss die große Lebensqualität dieses Landstrichs.

Dankbar ist der Dekan für sein tolles Team, die großartige Verwaltung und die engagierten Ehrenamtlichen. Aber auch für die gute Beziehung zu seinen evangelischen Kollegen und zu Oberbürgermeister Glatthaar. Dankbar ist er aber auch für die große Wertschätzung, die ihm „seine” Schäfchen stets entgegengebracht hätten.

Offene Art
Mit seiner offenen und freundliche Art und seinem schwäbischen Humor war Ulrich Skobowsky ein gerngesehener Gesprächspartner, seine sinnreichen und gradlinigen Predigten gaben vielen Menschen Hoffnung und Mut, auch in schweren Zeiten.

Skobowsky sieht sich als ein Vertreter seiner Zunft, der immer offen ist für Neues, nicht für längere Zeit dort verharren will, wo er eben angekommen ist und der bereit ist, seinen Horizont stets zu erweitern. „Wir tun so oft nicht das, was gut für uns ist, sondern was sich vertraut anfühlt”,

Nachfolger von Ulrich Skobowsky wird Thomas Frey, der voraussichtlich im Frühjahr 2021 seinen Dienst als neuer Pfarrer in der Seelsorgeeinheit „Lamm” (Löffelstelzen, Apfelbach, Mergentheim, Markelsheim) antreten wird. Thomas Frey wurde 1962 im oberpfälzischen Amberg geboren.

Nach Stationen in Rottenburg, Tübingen und Weinsberg war Frey unter anderem von 2002 bis 2006 Dekan in Heilbronn, von 2004 bis 2014 Pfarrer in St. Martinus in Heilbronn, von 2007 bis 2010 Vorsitzender der Gesamtkirchengemeinde Heilbronn und in den Jahren 2012 bis 2014 stellvertretender Dekan des Dekanats Heilbronn-Neckarsulm.

Mehrere Abschieds-Gottesdienste
Ein großes Verabschiedungsfest, wie ursprünglich geplant, sei bedauerlicherweise nicht durchführbar, heißt es aus dem Dekanat. So sei es nun nur bei drei Gottesdiensten und einer kleinen Feierstunde möglich, Abschied von Ulrich Skobowsky zu nehmen, der nach Tübingen wechselt.

Die kleine Feierstunde ist aufgrund der Coronabeschränkungen nur einigen wenigen geladenen Gästen vorbehalten; die Teilnahme nur mit persönlicher, schriftlicher Einladung erlaubt. Diese Gäste werden gebeten, auf eine Teilnahme an einem der Gottesdienste zu verzichten.

Zu den drei Verabschiedungsgottesdiensten ist eine Anmeldung im Pfarrbüro, Telefon 07931/98600, nötig, da ja auch hier die zu nutzenden Plätze im Münster begrenzt sind.

Die drei Gottesdienste im Münster sind: 25. Juli, 18.30 Uhr. 26. Juli, 10.30 Uhr., 26, Juli, 18.30 Uhr mit anschließender Überführung des Allerheiligsten in die Marienkirche, da nach diesem Gottesdienst das Münster für die Dauer der Innenrenovierung geschlossen wird.

Barbara Kurz, Fränkische Nachrichten, 02.07.2020, wwwfnweb.de