Von Katholiken enthusiastisch gefeiert

Straßennamen in der Region - Johann Adam Möhler wohl bedeutendste Igersheimer Persönlichkeit / Geburtshaus, Marktplatz und Schule tragen seinen Namen

In diesem Haus wurde Johann Adam Möhler am 6. Mai 1796 als Sohn des wohlhabenden Adlerwirts Anton Möhler, der auch Bäckermeister und Gemeinderat war, geboren. Das Haus befindet sich am Igersheimer Marktplatz und ist in Privatbesitz. (Foto: Joachim W. Ilg)

Dank des Bieringer Dekans Kaspar Zierlein wurde 1881 in der St. Michaelskirche ein Denkmal zu Ehren von Möhler aufgestellt. Zierlein war ein Schüler und Verehrer des großen Theologen, der das katholische Denken seiner Zeit revolutionierte. (Foto: Joachim W. Ilg)

Das Möhler-Haus am Marktplatz erinnert an einen großen Sohn der Gemeinde Igersheim, an einen „Verteidiger des Glaubens” und eine „Zierde der Wissenschaft”.
Wer als Gast in Igersheim auf der Suche nach Sehenswertem ist, den verweist die Gästeinfo der Gemeinde auf das Johann-Adam-Möhler-Haus, die Burgruine Neuhaus und das Heimatmuseum. Die Burgruine sieht man oben am Berg. Das Möhler-Haus steht am Rande des Marktplatzes, der den Namen Möhlers trägt (Möhlerplatz), während sich das Heimatmuseum im Kulturhaus neben der Katholischen Kirche St. Michael befindet, die den Ort überragt. Auch in ihr findet sich eine Spur Möhlers: Hier wurde er getauft und hier wurde ihm ein Denkmal gesetzt.

Treppe ist Blickfang
Aber kehren wir zum Möhler-Haus zurück, das mit seiner markanten, breiten Treppe zur Eingangstür die Blicke auf sich zieht und an dem eine weiße Tafel mit goldenen Lettern angebracht wurde. Darauf ist zu lesen, dass es sich um das Geburtshaus des am 6. Mai 1796 geborenen „hochwürdigen Herrn” Johann Adam Möhler handelt, Doktor der „heiligen Theologie” und Professor zu Tübingen und München. Zudem erfährt man, dass er zum Domdekan in Würzburg ernannt wurde und „Verteidiger des Glaubens, eine Zierde der Wissenschaft” und ein „Trost der Kirche” gewesen sei. Möhler starb in München am 12. April 1838. Gewidmet wurde ihm diese Hinweistafel zu seinem 100. Geburtstag im Jahre 1896 von den Geistlichen des Dekanats Mergentheim.

„Sein Zeitalter erleuchtet”

In jenem Jahr 1896, am 6. Mai, feierte Igersheim mit zahlreichen Gästen bei herrlichem Wetter den bedeutenden Sohn der Gemeinde, „der mit außerordentlichen Gaben von Gott ausgestattet Außergewöhnliches geleistet hat, dessen Wirken weit über unser Vaterland hinaus nachhaltigen Einfluß ausübte” und der „ein tief religiöser Priester, ein großer Gelehrter und ein eifriger Lehrer“ gewesen sei, der „einem Meteor gleich der Welt gegeben war, um sein Zeitalter durch sein freundliches Licht zu erleuchten und ihm Richtung und Ziel zu weisen”. Mit diesen für uns heute überschwänglich klingenden Worten würdigte damals der Crailsheimer Stadtpfarrer Philipp Schmitt beim Festgottesdienst in der Pfarrkirche zu Igersheim den „großen Landsmann” und „treuen Diener” Gottes.

Aufgewachsen in Igersheim
Möhler wuchs in Igersheim als Sohn eines wohlhabenden Gastwirts auf. Er besuchte das Gymnasium in Mergentheim und studierte Theologie. 1819 wurde er zum Priester geweiht und 1826 zum Professor für Kirchengeschichte an der Tübinger katholischen Fakultät ernannt. 1835 nahm er einen Ruf als Professor für Kirchengeschichte und Neutestamentliche Exegese an der Ludwig-Maximilians-Universität München an.
Im März 1838, kurz vor seinem Tod, wurde er vom bayerischen König zum Würzburger Domdekan ernannt.
Am 12. April des gleichen Jahres verstarb Möhler im Alter von nur 41 Jahren und wurde unter großem Trauergefolge auf dem Münchner Zentralfriedhof beigesetzt. Das Aufsehen erregende Hauptwerk Möhlers ist das 1832 erschienene Buch „Symbolik, oder Darstellung der dogmatischen Gegensätze der Katholiken und Protestanten nach ihren öffentlichen Bekenntnißschriften”, in dem er nach dem Gemeinsamen wie nach dem Trennenden der Glaubenslehren sucht. Ein immer wieder neu aufgelegter Bestseller, der auf katholischer Seite enthusiastisch gefeiert wurde, aber auf evangelischer Seite auf Ablehnung und eine Serie von Gegenschriften stieß. Dem Autor wurde vorgeworfen, er würde den Katholizismus über die lutherische Lehre stellen.

Erneuerer der Theologie
Trotz aller Widersprüche gehört Möhler zu den großen Erneuerern der katholischen Theologie und wird als einer der größten Kirchengeschichtler Deutschlands bezeichnet. Mit seinem Hauptwerk hat er die wissenschaftliche Erforschung der Lehrunterschiede zwischen den verschiedenen Konfessionen, und damit die Konfessionskunde, begründet.

Gespräch gesucht
Ob er auch als Wegbereiter der Ökumene bezeichnet werden kann, ist umstritten, wenngleich er das interkonfessionelle Gespräch gesucht hat.
In Igersheim erinnert neben dem Möhler-Haus, dem Möhlerplatz, der Möhler-Schule und der Möhler-Apotheke auch ein Denkmal in der St. Michaelskirche an diese laut Gästeinfo der Gemeinde „bedeutendste Igersheimer Persönlichket”.
Allerdings ist die Erinnerung an Johann Adam Möhler und sein Werk verblasst.

Joachim W. Ilg, Fränkische Nachrichten, 12.08.2020, www.fnweb.de