Tiefer Blick in die Vergangenheit

Laudenbach - Bildstockweg mit acht Stationen ins Leben gerufen / Projekt der Zukunftswerkstatt

Peter Mühleck am Bildstock Mittelbergsteige aus dem Jahr 1780. Stifter war Sebastian Beuschel. (Foto: Mayser)

In Laudenbach wurde ein Bildstockweg ins Leben gerufen. Die Bildstöcke bieten einen tiefen Blick in die Vergangenheit.

Ob bei der Besorgung im Ort, der Arbeit im Weinberg oder auch bei der Wanderung in der freien Natur: An zahlreichen Stellen begegnen einem die unterschiedlichsten Bildstöcke mit religiösen Motiven. Um die große Anzahl in und um Laudenbach herum wieder in den Fokus zu rücken, hat die Zukunftswerkstatt Laudenbach die Initiative ergriffen und einen Bildstockwegflyer erstellt.

Zur offiziellen Eröffnung des kleinen und großen Bildstockweges begrüßte Pfarrer Burkhard Keck am Marktplatz zahlreiche Laudenbacher und auswärtige interessierte Besucher. In seiner Rede wies er auf den Ursprung der Bildstöcke hin. Errichtet wurden sie als Zeichen der Dankbarkeit für überstandene Gefahren oder Seuchen, zur Erinnerung an Unglücksfälle oder an einem wichtige Personen.

Viel Zeit investiert
Bildstöcke sind Anlass für Gebet unterwegs und an Fronleichnam werden sie auch für Stationsaltäre genutzt. Pfarrer Keck bedankte sich besonders bei Elisabeth Kraft, die viel Zeit und Kraft in dieses Projekt investiert hatte.

Laudenbachs Ortsvorsteher Martin Rüttler nutzte die Gelegenheit, auch den neuen Laudenbach Flyer vorzustellen. Bei der fast dreistündigen, von Peter Mühleck geführten Wanderung wurden insgesamt acht Bildstöcke am Wegesrand besucht. Mühleck ging dabei auf die unterschiedlichsten Bildstockformen und Motive ein. Ob nun die verschiedensten Marienmotive, die Darstellung der Ölbergs- und Kreuzigungsszenen oder aber auch ein Bildstock mit St. Urban, dem Patron der Winzer, wurden besucht. So weit die Historie bekannt, ging Mühleck auf die Erbauungsgeschichte und die Bildstockmaterialen ein.

Unterstützung durch Bildhauer
Die Bildstöcke auf der Gemarkung spiegeln auch die Geologie des Taubergrundes wieder. Ob nun gelber oder grünlicher Keupersandstein (Hochfläche), grober Muschelkalk (Vorbachtal) oder Buntsandstein (unteres Taubertal).

Leo Wirth, Laudenbachs Bildhauer, unterstützte Mühleck mit seinem fachlichen Wissen zur Restaurierung von Bildstöcken. Dabei ging es um die Abwägung zwischen dem Erhalten des Ist-Zustandes und dem Versuch der Rekonstruktion oder Neukonstruktion von fehlenden Teilen nach eigener Fantasie unter Berücksichtigung der Auflagen des Denkmalamtes.

Ziel der Wanderung war es auch, die Flora und Fauna am Wegesrand mit zu vermitteln - ob es sich nun um eine blühende Streuobstwiese handelte, um unscheinbare Flechten an den Bildstöcken, um das Singen der Vögel in den Hecken und Sträuchern oder um den Verlust der Begleitflora in der Natur in ökologischer und ästhetischer Hinsicht. Hervorzuheben ist sicherlich auch, dass fast alle Bildstöcke von Laudenbacher Familien gepflegt werden. Es war für alle interessant, spannend und informativ, mehr über die Geschichte und Ausführung der Bildstöcke und die Flora und Fauna zu erfahren.

Nach der Wanderung fand bei der Einkehr im neuen Julius Echter Tank noch ein intensiver Meinungsaustausch statt.
 
Fränkische Nachrichten, 14.06.2017, www.fnweb.de