Tag für Tag bestellt er viele Felder

Jubiläum - Kirchenmusikdirektor Michael Müller ist seit 25 Jahren Kantor am Münster St. Johannes im Bad Mergentheim

Kirchenmusikdirektor Michael Müller ist als Kantor der Münstergemeinde St. Johannes seit 25 Jahren im Dienst. In dieser Zeit hat er die Kirchenmusik weit vorangebracht (Foto: Barbara Kurz).

Was wäre ein Gottesdienst ohne Musik? Was wäre eine Kirchengemeinde ohne gemeinsame Lieder? Durch die Musik in der Kirche wird Zusammengehörigkeit gestärkt, es entsteht eine bunte und lebendige Gemeinschaft.

Musik in der Kirche erklingen zu lassen, ist die Aufgabe eines Kirchenmusikers: Michael Müller, Kirchenmusikdirektor in der Münstergemeinde St. Johannes in Bad Mergentheim bekleidet das Amt des Kantors seit nunmehr 25 Jahren. Am 1. Mai 1992 trat er die damals vakante Stelle an und hat seither mit seiner besonnenen, ruhigen und ausgeglichenen Art, aber auch mit viel künstlerischer Kompetenz und Fachwissen, mit Geduld und großem Engagement die Kirchenmusik in der Gemeinde zu einem lebendingen Miteinander gestaltet.

Regionalkantor
Es sind viele Bereiche, in denen sich Michael Müller bewegt: Chorleiter und Organist sind nur zwei davon. Daneben kümmert er sich als Regionalkantor für die Dekanate Schwäbisch Hall, Hohenlohe, Heilbronn und Bad Mergentheim um viel Administratives, organisiert und leitet Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen für Kirchenmusiker, koordiniert Konzerte und dirigiert den Dekanatschor in Künzelsau. Als er vor 25 Jahren in die Kurstadt kam, lag die Kirchenmusik der Münstergemeinde in Trümmern. Nach fast einem Jahr Vakanz bestand der Münsterchor nur noch aus wenigen Mitgliedern, einen Jugendchor gab es nicht mehr. Da hieß es für den engagierten Musiker, neu anzufangen, und schon nach wenigen Jahren stellten sich erste Erfolge ein: Begann er zunächst mit einem Kinder- und einem Jugendchor, so konnte er doch bald auf eine stolze „Chorfamilie” mit 170 Kindern und Jugendlichen in sechs Gruppen blicken, und auch der Münsterchor wuchs weiter an. Doch es bliebt nicht dabei: eine Choralschola, ein „Känguruchor” kamen hinzu, zur Zeit sind etwa 150 Mitglieder in fünf Chören aktiv. Eine neue Gruppe ist die Schola St. Johannes. Projektbezogen treffen sich hier Frauen und Männer zur Pflege des einstimmigen liturgischen Gesanges.

Michael Müller erweiterte stetig das Repertoire der Chöre, nahm modernes Liedgut auf und brachte mit Orchestermessen und Kirchenkonzerten musikalischen Glanz in das Gemeindeleben. Sein neustes Projekt, so berichtete er im Gespräch mit unserer Zeitung, soll ein Weihnachtsoratiorum sein, das aus der Feder seines einstigen Vorgängers Oscar Merkle stammt.

Doch der Chorleiter bewegt sich nicht nur auf kirchlichem Parkett: Seine Chöre traten im Laufe der Zeit bei vielen "weltliche" Veranstaltungen wie dem Nachtbummel oder bei Konzerten der Stadtkapelle Bad Mergentheim auf. Zu seinen vielen Aufgaben zählt auch die des Organisten: Hunderte von Gottesdiensten, Trauungen, Taufen, aber auch Beerdigungen umrahmte Müller, der an den Musikhochschulen in Stuttgart und Karlsruhe das Studium der Kirchenmusik mit der A-Prüfung abschloss.

Doch auch hier ist wieder Organisation gefragt: Liedpläne müssen erstellt und die drei Orgeln, die unter seiner Verantwortung liegen, in Schuss gehalten werden. Neben den Orgeln im Münster St. Johannes und in der Kapuzinerkirche, ist ihm die Orgel in Marienkirche die Liebste: „Diese Orgel ist in sich als Werk am geschlossensten und authentisch in ihrer Klanggestaltung” schwärmt Müller von dem Instrument. Sein großer Wunsch ist jedoch die Neugestaltung der Münsterorgel. Seit Jahren sammelt er mit Hilfe des Orgelförderkreises Spenden, organisiert und plant, um diesen Traum zu verwirklichen. Müller sieht hier eine einmalige Chance: "Die alte Orgel wäre nur mit großem Aufwand und hohen Kosten zu sanieren und somit unrentabel. Ein neues Instrument, dessen Klang sich am spätbarocken Ideal orientiert, wird dem historischen Prospekt (Gehäuse) von Johann Anton Ehrlich aus dem Jahr 1773 besser gerecht werden". Viele Felder bestellt Michael Müller Tag für Tag, so viele, dass oft das eigene Musizieren auf der Strecke bleibt, was er sehr bedauert. Dennoch gelingt es ihm ab und an, auch sein eigenes musikalisches Talent in herausragenden Orgelkonzerten unter Beweis zu stellen. Er selbst sieht sich als „Kunsthandwerker”, als musikalischen Mittler zwischen der Liturgie und den Gläubigen.

Der in der Gemeinde überaus beliebte Musiker ist dennoch bescheiden und bodenständig geblieben und hat zusammen mit seiner Frau und seinen fünf Kindern hier im Taubertal eine Heimat gefunden.

Barbara Kurz, Fränkische Nachrichten, 29.07.2017, www.fnweb.de