„Priester sein war für mich das Größte”

Interview: Pater Alois Weiß feierte dieses Jahr sein 50-Jahr-Priesterjubiläum und auch viele seiner Geschwister haben ihre Leben dem Glauben gewidmet

Pater Alois bei seiner Arbeit in Peru (Foto: Fam. Weiß)

Die Geschwister bei einem ihrer Geschwistertreffen. Pater Alois ist in dem Bild unten in der Bildmitte (im grauen Anzug) zu sehen. (Foto: Fam. Weiß)

Pater Alois Weiß ist seit 50 Jahren Priester. Sein Jubiläum feierte er gemeinsam mit seinen Brüdern Aurelian, Hermann und Bernhard, die ebenfalls seit Jahrzehnten Geistliche sind.

Pater Alois wurde 1940 in Löffelstelzen geboren. Er besuchte Gymnasien in Bad Mergentheim und Ellwangen. Nach seinem Theologie- und Philosophiestudium in Bamberg wurde er im Jahr 1966 zum Priester geweiht. Bis 1980 arbeitete er als Erzieher am Seminar in Saldania in Spanien, bevor er 1981 als Missionar nach Peru ging. Die Fränkischen Nachrichten sprachen mit ihm über seine Familie, seine Arbeit als Missionar und das Jubiläum.

Sie sind nun im Heimaturlaub und haben mit ihrer Familie ein großes Jubiläum gefeiert. Wie sind Sie denn überhaupt auf die Idee gekommen, Pater zu werden?

Pater Alois Weiß: Schon von meinen Eltern kam diese Berufung. Sie haben so eindeutig christlich gelebt, dass ich schon von klein auf die Idee hatte, Priester zu werden. Mit elf Jahren ging ich bereits in ein kleines Seminar im Ritterhaus in Bad Mergentheim und so begann mein Weg ins Priestertum. Für mich war es das größte, Priester zu sein. Mein Vater hat das so vorgelebt, für ihn war es auch das Größte.

Dieses Jahr wurde Jubiläum gefeiert: Aurelian wurde für 60 Jahre, Hermann für 40 und Sie für 50 Jahre als Priester geehrt. Ihr Bruder Bernhard schaut auf 30 Jahre als Diakon zurück. Was denken Sie ist der Grund für diese enge Verbindung Ihrer Familie zur Kirche?

Weiß: Vier Weihejubiläen in einer Familie, insgesamt 150 Priesterjahre, haben natürlichen einen Hintergrund. Das erkläre ich mir mit meinen Eltern. Und auch meine Geschwister sehen das so, erzählten sie mir bei unserem Geschwistertreffen vor dem Jubiläum. Unsere Eltern führten ein heiliges Leben, es war vollkommen auf Gott ausgerichtet. Und das hat wohl etwas in uns ausgelöst. Sie durften der Kirche so viele Kinder schenken. Das war vielleicht auch bewusst oder unbewusst in ihrem Leben angelegt. Mein Vater sagte einmal: „Ich will ein Häufle Kinder”. Letztendlich traten dann neun der elf Kinder in den geistigen Stand. Unsere Eltern haben auch nicht nur viel gearbeitet und gebetet, sie haben auch viel gelitten. Meine Mutter sagte einmal: „Jedes Kind, das fortging, war, als ob es mir einen Arm abschlagen würde”. Als meine Schwester damals in den Karmel, dieses strenge Kloster, ging, war das für meine Mutter, als ob sie ihr Kind beerdigen müsste.

Warum haben Sie sich damals dazu entschieden, in die Missionsarbeit zu gehen?

Weiß: Es war damals in den 50-er und Anfang der 60-er Jahre, als die Comboni-Missionare vom Ritterhaus kamen und unsere Gemeinde pastoral betreuten, da wir keinen Pfarrer mehr hatten. Das war für mich der Anlass, nicht wie meine Brüder, Onkel und Cousins nach Münsterschwarzach zu gehen, sondern ins Ritterhaus. Und jeder Comboni- Missionar hat die Aufgabe, nicht im Lande zu bleiben, sondern in die Mission zu gehen. Und so kam ich dann nach Peru.

Wir haben nun etwas über Ihr Leben gesprochen. Wie ist denn der Werdegang Ihrer Brüder?

Weiß: Aurelian wurde 1928 geboren. Er trat 1950 in die Benediktiner-Abtei in Münsterschwarzach ein. Zwei Jahre nach der Feierlichen Profess 1954 folgte die Priesterweihe. Er bildete unter anderem die Novizen aus und war Religionslehrer in Gerolzhofen. Von 1989 bis 2004 arbeitete er als Pfarrer in Sommerach und Nordheim. Die letzten Jahre verbrachte er im Priorat der Benediktiner in Damme bei Osnabrück. Jetzt hat er sich wieder in die Abtei zurückgezogen, aufgrund seines Alters. Hermann kam 1949 auf die Welt und studierte nach dem Abitur katholischen Theologie in Tübingen und Freiburg. 1974 wurde er zum Diakon in Heidenheim geweiht, zwei Jahre folgte später die Priesterweihe. Bis 1979 war er Vikar in Aalen-Wasseralfingen und später in Stuttgart-Bad Cannstatt. Seit 1997 ist er nun Pfarrer in Metzingen. Mein Bruder Bernhard wurde ja nicht zum Priester, sondern zum Diakon geweiht. Er wurde 1941 geboren und trat nach dem Abitur 1964 in das Noviziat bei den Comboni-Missionaren in Mellaz ein. Er studierte bis 1970 Theologie in Bamberg und trat danach bei den Comboni-Missionaren aus.

Er machte drei Jahre lang eine Ausbildung zum Krankenpfleger und heiratete 1973 seine Frau Justine. Sie haben zwei Kinder und vier Enkel. 1986 wurde er dann zum Diakon geweiht. Seit 1993 war er auch Dekanatsseelsorger, bevor er 1999 in den Ruhestand ging.

Sie haben vorhin ein Geschwistertreffen erwähnt. Würden Sie etwas davon berichten?

Weiß: Das Geschwistertreffen ist für uns immer etwas sehr Schönes. Wir treffen uns jedes Jahr und planen das oft Monate im voraus, da ich ja aus Peru komme dafür. Dieses Jahr war es vor dem Jubiläum und wir mieteten uns ein Haus in Waldstetten. Für uns war es eine Gnade und ein besonderes Geschenk, denn aufgrund unseres Alters konnten wir bis kurz vorher nicht wissen, wer dabei sein kann. Wir wussten nicht, ob wir alle neun dieses Treffen und das Jubiläum noch erleben werden. Mein Bruder Klaus und Meine Schwester Agnes mit dem Klosternamen Coronata sind ja bereits gestorben.

Papst Franziskus hat das „Jahr der Barmherzigkeit” ausgerufen. Was bedeutet das für Sie?

Weiß: Wir konnten im Jahr der Barmherzigkeit Jubiläum feiern und wir fassen das als großes Geschenk der Gnade und der Barmherzigkeit Gottes auf. Wir haben auch vieles durchgemacht, viele seelische und körperliche Leiden.

Letztes Jahr bin ich 60 Meter mit meinem Auto in die Tiefe gefallen an der Passstraße nach Lima. Und ich kam heraus, ohne mir dabei einen Knochen zu brechen. Das ist wirklich ein großes Geschenk der Barmherzigkeit. Ich freue mich, wieder rüber nach Peru zu gehen. Dort ist mein Leben, nicht hier. Seit 35 Jahren bin ich dort. Das Leben dort ist auch sehr interessant. Die schönsten Jahre waren für mich, als ich als Wandermissionar mit den Leuten unterwegs war. Das ist das, was Papst Franziskus auch von uns möchte. Dass wir so nah wie möglich am Volk sind. Er nennt das "Pastoren mit dem Geruch des Schafes".

Können Sie denn von einem Erlebnis berichten, bei dem Sie besonders nah am Volk waren?

Weiß: Bei mir war das mit dem Geruch des Schafes wortwörtlich. Seit meinem Unfall fahre ich nicht mehr selbst, sondern immer wieder mit den Sammeltaxis. Da geht es schon manchmal kurios zu. Ich war schon mit sechs Personen in einem Auto, das für vier bestimmt ist. Einer sitzt dabei fast auf der Bremse. Es kam auch schon einmal vor, dass noch Platz im Taxi war und der Taxifahrer jemanden mitnahm, der ein Schaf dabei hatte. Es war nicht gerade sauber und saß dann gemeinsam mit ihm im Kofferraum. Danach war ich dann im wahrsten Sinne des Wortes ein Pastor mit dem Geruch des Schafes... (lacht).

Alina Veth, Fränkische Nachrichten, 12.10.2016, www.fnweb.de