Neues Zuhause für Kleindenkmale

Zwischen Kirche St. Michael und Kulturhaus - Auf einem ehemaligen Grünstreifen hat der Heimatverein „Messklingenschlapp” Igersheim ein Lapidarium errichtet

Zwischen Kirche und Kulturhaus in Igersheim hat der Heimatverein „Messklingenschlapp“ dieses Lapidarium errichtet. (Foto: Klaus T. Mende)

Die Gemeinde Igersheim ist um eine Attraktion reicher: Zwischen der Pfarrkirche St. Michael und dem Kulturhaus gibt es jetzt ein Lapidarium.
„Das Lapidarium ist sehr gut gelungen. Es handelt sich um eine tolle Gemeinschaftsleistung des Heimatvereins, unseres Bauhofs und Steinmetz Wolfgang Ikas”, findet Bürgermeister Frank Menikheim lobende Worte. Die Kommune sei damit um ein Kleinod reicher. Und die Lage „zwischen der stattlichen Kirche und dem Kulturhaus, das eines der ältesten Gebäude in der Gemeinde ist, hat einen besonderen Charme.”

Einige zündende Ideen
Georg Jetzinger ist Vorsitzender des Heimatvereins „Messklingenschlapp”. In dieser Funktion hatte er in der Vergangenheit bereits einige zündende Ideen, die erfolgreich umgesetzt worden sind. Und auch in Sachen Lapidarium gilt er als „Spiritus Rector“. Er wollte, nachdem er seine Mitstreiter im Vorstand rasch überzeugt hatte, die Einrichtung schon deshalb umsetzen, um interessante historische Steine und Kleindenkmale öffentlich zugänglich zu machen.

Schnell hatten die Verantwortlichen von „Messklingenschlapp” eine geeignete Stelle für das Lapidarium gefunden. Die schmale Grünfläche entlang des Kulturhauses bot sich auch deshalb an, weil sie an kulturhistorisch bedeutendem und zentralem Ort Igersheims diese Zeugen der Geschichte ins heutige Kulturgeschehen einbindet. Das Kulturhaus und das Gotteshaus zählen nämlich zu den ältesten Gebäuden Igersheims, weiß auch Georg Jetzinger. Zwischen diesen Baudenkmälern haben nun mehr als ein halbes Dutzend interessante und erhaltenswerte Kleindenkmale aus dem gesamten Gemeindegebiet ein neues Zuhause gefunden – „für weitere ist noch genügend Platz”.

Die Idee war geboren, Georg Jetzinger hatte einen Plan gezeichnet – und auch Bürgermeister Frank Menikheim sei schnell von der Sache begeistert gewesen. Mit tatkräftiger Unterstützung des Bauhofs sei schnell die Erde entlang der Wand des Kulturhauses ausgehoben und die Fundamente für die einzelnen Denkmale gesetzt worden. Und dann gab es bei den Grabarbeiten noch eine echte Überraschung: Hierbei sei man, so der Vorsitzende weiter, auf einen verschütteten Brunnen gestoßen, der direkt an der Außenmauer des Kulturhauses in die Tiefe führt. Dadurch seien die Arbeiten am Lapidarium kurzzeitig verzögert worden. „Wenn das Denkmalamt einverstanden ist, soll dieser Brunnen geöffnet und mit Glas und Gitter abgedeckt werden”, verleiht Jetzinger seiner Hoffnung Ausdruck. „Recherchen in den Archiven haben ergeben, dass dieser Brunnen der alte Klosterbrunnen war.” Der frühere Klosterturm war bei vorherigen Grabungen etwa sechs Meter vom Brunnen entfernt entdeckt worden.

Der untere Teil der Außenmauer des Kellers sei in der Tat ein Teil der alten Klostermauer und stammte nachweislich aus dem 14. Jahrhundert, wie Georg Jetzinger im Archiv des Stifts Neumünster recherchiert hat.
Es gebe sogar noch ein Bild aus der Zeit vor 1820, in dem diese beiden Türme zu sehen seien.

Zahlreiche Kleindenkmale
„Erhaltenswerte Kleindenkmale gibt es immer noch zahlreich in unserer Gemeinde – auch auf vielen Privatgrundstücken. Wenn bei Abriss von Gebäuden, Nutzungsänderungen oder aus sonstigen Gründen solche Kleindenkmale weichen müssen, sollten Eigentümer immer den kulturhistorischen Wert im Blick haben”, appelliert der Boss des Heimatvereins an die Bürger. Gerne dürften Interessierte sich an „Messklingenschlapp” wenden, wenn sie solche besonderen Steine finden oder erhalten möchten. „Es gibt Wege, Kleindenkmalen eine neue Heimat zu geben, wie in diesem Lapidarium zwischen Kulturhaus und Kirche.”

Die fachgerechte Renovierung der Kleindenkmäler hatte der Igersheimer Steinmetz Wolfgang Ikas ehrenamtlich und kostenfrei übernommen, worüber sich der Heimatverein hocherfreut zeigt.

Klaus T. Mende,  Fränkische Nachrichten, 09.12.201, www.fnweb.de