Neuer Glanz für Kleinod mit spannender Geschichte

Glockenturm Dörtel - 1927 von Auswandererfamilie Wittman gestiftet / Nachfahren spenden Grundstock für die Sanierung

Freude über gelungene Renovierung (von links): Stadtrat Hubert Rothenfels, Ortschaftsrat Volker Sturm, Vorsitzender des Schulstiftung Walter Spörer, die Räte Torsten Hübner und Robert Gerner und Ortsvorsteher Siegfried Kreuser. (Foto: Bernd Hellstern)

Nun erstrahlt er wieder in neuem Glanz – ein wahres Schmuckstück – der Glockenturm von Dörtel, der sich in den letzten Monaten einer intensiven Schönheitskur unterziehen musste.
In den vergangenen Jahren hatten sich die wetterbedingten negativen Einflüsse am historischen Bauwerk sehr stark bemerkbar gemacht hatten. Dass die Renovierungsarbeiten nun stattfinden konnten, lag an einer großzügigen Spende der Stifterfamilie Wittmann als Grundstock für die Renovierung, die vor einigen Jahren ihrer alten Heimat einen Besuch abstattete.
Vorfahren der Familie, drei Wittmann-Brüder, die Ende der 1880er Jahre die Hohenloher Heimat in Richtung USA verließen, machten im Land der damals noch unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück. Diese Spende der im Jahre 2011 zum Besuch in Dörtel weilenden Nachfahren der drei Wittmann-Brüder war nicht nur Ausdruck der Verbundenheit zur deutschen Heimat, sie war auch ein Dankeschön an eine unbeschwerte und glückliche Jungendzeit in dem idyllischen Örtchen und jetzigen Stadtteil der Großen Kreisstadt Bad Mergentheim.
Deshalb war es für die Stadt auch eine Selbstverständlichkeit, die noch fehlenden finanziellen Mittel für die Renovierungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen, die dem Stuppacher Malerbetrieb Elmar Landwehr übertragen wurden. Noch heute ist der Heimat-Besuch der Wittmanns im Jahre 2011 in guter Erinnerung, so Ortsvorsteher Siegfried Kreuser nicht ohne Stolz. Über den Besuch hatten die Fränkischen Nachrichten übrigens ausführlich berichteten.
Es war ein bewegendes und einmaliges Ereignis für den Ort und die Wittmanns, das mit einem zünftigen Fest gefeiert wurde. Zwar muss der Glockenturm sein Alleinstellungsmerkmal mit einem Bruderturm in Birkenweißbuch, einem Teilort von Berglen (Nähe Winnenden) teilen, doch das tut der Freude keinen Abbruch über das dennoch außergewöhnliche Wahrzeichen von Dörtel.
Und dass der Ort dieses schmucke Kleinod besitzt, ist der ausgewanderten Familie Wittmann zu verdanken, die als Ausdruck der Verbundenheit zur ehemaligen Heimat den Glockenturm spendete. Zur Einweihung am 29. Mai 1927 waren die Stifterbrüder Anton und Leonard Wittmann eigens aus den USA angereist, um bei der Feier persönlich dabei zu sein zu können, in deren Verlauf ihnen u.a. auch die Ehrenbürgerschaft angetragen wurde.

Wahrzeichen unverwechselbar
Seitdem ist für Dörtel der Glockenturm an der zwischenzeitlich in Wittmann-Straße umbenannten ehemaligen Hauptstraße das unverwechselbare Wahrzeichen, ähnlich dem Brandenburger Tor für Berlin und der Eiffelturm für Paris.
Damals war in der Presse in überschwenglichen Worten zu lesen „Die hochherzigen Stifter waren mit ihren werten Frauen vom fernen Amerika herübergekommen und wohnten der Feier bei. Unter den feierlichen Klängen der Musik bewegte sich der Festzug bis an die Uhr. Dann übergab der Festredner den Glockenturm samt Glocken seiner Bestimmung mit der Maßgabe, dass die Glocken künftig zur Arbeit rufen, zum Gebet, zur Eintracht und zur Ruhe”. Das tun die Glocken im Prinzip bis heute, und wenn der Wind günstig steht so der Ortsvorsteher, sind die Glockenschläge sogar noch in Rot zu hören.

Bernd Hellstein, Fränkische Nachrichten, 20.01.2020, www.fnweb.de