„Mittagstisch plus” für Bedürftige geplant

Zweimal wöchentlich ab 5. Oktober - Großzügige Stiftung von Unternehmer Ludwig Fleckenstein / Mehrere Partner im Boot / Helfer gesucht

Ein „Mittagstisch plus“, finanziert von Ludwig Fleckenstein, wird am 5. Oktober mittwochs und freitags für bedürftige Menschen in Bad Mergentheim angeboten. Das Bild zeigt den Spender (Fünfter von links) mit den Vertretern der beteiligten kirchlichen und diakonischen Einrichtungen. (Foto: Peter Kessler)

Einen „Mittagstisch plus” für bedürftige Menschen gibt es ab 5. Oktober in Bad Mergentheim.

Der Giebelstädter Unternehmer Ludwig Fleckenstein finanziert mittwochs und freitags von 11.30 bis 13.30 Uhr die offene Tafel.
„Eine Gemeinschaft, wo man sich wohl fühlt, und dazu ein Essen, das mir körperlich guttut” – das möchte Ludwig Fleckenstein an jedem dieser Tage für 50 bis 60 Menschen möglich machen. Wie beides eine Einheit ergibt und Menschen zueinander führt, hat der Geschäftsführer der Firma Opitec zunächst im eigenen Betrieb erprobt. Beim von ihm bereitgestellten kostenlosen Mittagessen, so berichtete er den Fränkischen Nachrichten, hätten sich die Teilnehmer auch abteilungsübergreifend zusammengesetzt und „der Gemeinschaftswille ist jetzt ein ganz anderer geworden”. Die gleiche Erfahrung habe er auch gemacht, als er in zwölf Unterkünften Mittagessen für Flüchtlinge gespendet habe. „Durch das Mittagessen haben wir die Leute befreit und positiv erreicht.”
Ein Schritt weiter
Jetzt möchte Ludwig Fleckenstein einen Schritt weitergehen und für bedürftige Menschen in Bad Mergentheim „die Lebensqualität erhöhen”. Dass es fast 1000 Tafelläden in Deutschland geben müsse, damit Menschen satt würden, das „darf doch nicht wahr” sein, habe er gedacht.
Dem letzten Drittel der Gesellschaft, das sonst keine Chance mehr habe, wolle er zur Seite stehen. So beschloss der Unternehmer, sich an den Tafelladen der Kurstadt mit seinem Angebot zu wenden: zweimal wöchentlich ein vollwertiges Mittagessen mit alkoholfreien Getränken.
Inzwischen ist daraus ein „Arbeitskreis Mittagstisch” entstanden, der aus den beiden Bad Mergentheimer Kirchengemeinden, der Liebenzeller Gemeinschaft, der diakonischen Einrichtung „Erlacher Höhe Hohenlohe-Franken” und dem Diakonischen Werk im Main-Tauber-Kreis besteht. Geliefert wird das Essen von der Bundschuh Gourmet Gastronomie Igersheim.
Dass kirchliche Einrichtungen sich konfessionsübergreifend mit einbringen, ist nach den Worten von Pfarrerin Regina Korn folgerichtig. Schon „Jesus hält Mahlgemeinschaft über viele Grenzen hinweg” – und diese Gemeinschaft am gedeckten Tisch könne man nun dank der Idee von Ludwig Fleckenstein in die Tat umsetzen.
Grundbedürfnisse abdecken
„Existentielle Grundbedürfnisse” würden hier befriedigt, betont Oliver Klein, Abteilungsleiter der Erlacher Höhe. Sozial benachteiligte und einsame Menschen seien beim „Mittagstisch plus” willkommen. Ein Vertrauensverhältnis solle entstehen, in dem auch weiterer Bedarf laut werden und Angebote zur Beratung gemacht werden könnten. Die Diplom-Pädagogin Gabriele Werner werde von seiner Einrichtung zur Koordinierung und Durchführung mit einem Teilauftrag zur Verfügung gestellt, dies werde von den am Trägerverbund Beteiligten gemeinsam finanziert.
Auch die Stiftung „Aufstehen. Nächstenliebe leben” des Diakonischen Werkes im Main-Tauber-Kreis gebe einen Zuschuss. Die Gäste beteiligen sich nur mit einem symbolischen Beitrag.
„Wir erleben hier bürgerschaftliches Engagement in beispielhafter Weise”, hob PD Dr. Mathias Borst, Vorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderats, hervor. Es habe Vorbildcharakter. Man müsse „das Bewusstsein dafür schärfen, dass auch in einer ländlichen Welt nicht alles gut ist” und Möglichkeiten der Zuwendung schaffen, ergänzte der katholische Dekan Ulrich Skobowsky. Falls sich der Bedarf ergebe, könne man auch an einen dritten Tag der Essensausgabe denken, dann in Räumen der katholischen Kirchengemeinde.
Konkrete Nächstenliebe
Es sei gut, dass bei „Mittagstisch plus” immer eine Person der Diakonie dabei sei, meinte Barbara Veeh, Leiterin der Diakonie in Bad Mergentheim. So könne dieses Angebot auch ein Bindeglied zu den Beratungsdiensten sein. Hier werde Nächstenliebe konkret, ergänzte Marianne Stapfer, Pastoraldiakonin der Liebenzeller Gemeinschaft.
Ohne ehrenamtliche Helfer kann das Projekt „Mittagstisch plus” nicht gelingen. Schwester Regina Ernst, Diplom-Sozialarbeiterin der katholischen Kirche, hat bereits zwölf Ehrenamtliche gesammelt – weitere werden gesucht. Auch Männer sind sehr erwünscht, denn „wir brauchen unterschiedliche Talente”.
Meldungen unter Telefon 0170 / 2967045 werden gerne entgegengenommen.
Der „Mittagstisch plus” wird immer mittwochs im evangelischen Gemeindehaus und freitags bei der Liebenzeller Gemeinschaft stattfinden.

Peter Keßler, Fränkische Nachrichten, 14.09.2018, www.fnweb.de