Menschenrechte achten und verteidigen

Volkstrauertag Stadt und Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge gestalten Gedenkstunde / Gemeindereferentin Sr. M. Katharina Küster hält Ansprache

Gemeindereferentin Sr. M. Katharina Küster bei der Gedenkansprache (Foto: Kurt Fohmann).

Der Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge erinnert daran, dass der staatliche Gedenktag seit 1952 besteht und den Opfern von Kriegen und Gewaltherrschaften gewidmet ist.

Bad Mergentheim. Gleichzeitig mahnt Wolfgang Schneiderhan, der Präsident des Volksbundes, in seinem Geleitwort zum diesjährigen Volkstrauertag, sich in der Gegenwart für den Frieden einzusetzen, der in unserer Zeit notwendiger denn je sei. Den Frieden, den wir genießen dürfen, sollten wir als ein höchst wertvolles und beileibe nicht selbstverständliches Gut schätzen und verteidigen. In diesem Licht betrachtet ist der Volkstrauertag kein allmählich verblassendes rückwärtsgewandtes Ritual, sondern eine immerwährende Mahnung an die Völker dieser Erde Kriege und Gewaltherrschaften zu ächten und den Frieden und die Versöhnung über alles zu stellen.

Auf vielen Friedhöfen der Region wurde den Kriegsopfern gestern gedacht. Stellvertretend für die vielen Veranstaltungen blickt die Redaktion auf die Gedenkstunde in Bad Mergentheim, die von der Stadt und dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge gestaltet wurde. Die Stadtkapelle Bad Mergentheim, der Sängerkranz Harmonie und Schüler von örtlichen Schulen umrahmten die Veranstaltung.

Gemeindereferentin Sr. M. Katharina Küster hielt die Gedenkansprache. Sie erinnerte an unser Denken „Wer uns stört und im Weg ist, den wollen wir loswerden”. Diese Gedanken seien bereits im Kindergarten verbreitet, in dem es um das „wer darf mitspielen und wer wird ausgegrenzt” gehe. Sie setzten sich über die Schulen mit kleinen und großen Schikanen, den Arbeitsplatz, hier spreche man dann von Mobbing, fort.

Irgendwie fühle sich dieses Verhalten ganz natürlich an. „Welche extremen Ausmaße dieses Denken jedoch bekommen kann, daran erinnern wir uns”, so Schwester Katharina, "heute am Volkstrauertag und an diesem Ort. Menschen haben sinnlos ihr Leben gelassen für die verrückte Ideen eines Einzelnen, einer elitären Ideologie - dem wahnwitzigen Versuch, ein Volk loszuwerden. Und leider ist dieses grausame und unsinnige Leiden heute immer noch Gegenwart. Viele Menschen werden verfolgt, bedroht, verjagt, weil sie scheinbar die falsche Nationalität oder Religion haben - also die, die jemanden nicht passt und die er deshalb als falsch oder gefährlich bezeichnet oder massiv abwertet.”

Was so klein und scheinbar harmlos anfange, könne gewaltig eskalieren.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar” - „ist uns der Artikel 1 unseres Grundgesetzes noch präsent? Prägt er unser Zusammenleben in aller Unterschiedlichkeit? So ist es äußerst wichtig und dringend notwendig, das Thema 'Menschenrechte', das auch im Mittelpunkt der Ausführungen der heute hier anwesenden Schüler steht, neu aufzugreifen und uns alle dadurch zum Nachdenken anzuregen.

Wir stehen heute auf dem Friedhof, einem Ort der Trauer und des Schmerzes. Doppelt schmerzhaft ist jedoch der Blick auf Soldatengräber. Da sind Menschen viel zu früh und meist sinnlos und grausam gestorben. Ihre Gräber sind eine Mahnung an uns heute", so die Rednerin: „Wie gehen wir miteinander um - in unserer kleinen Welt, in Familie, Schule, am Arbeitsplatz- aber auch in der 'großen Welt und unserer Politik. Wie viel ist uns ein Menschenleben wert?”

Der Friedhof als Ort der Trauer und der Erinnerung spreche auch von der Würde des Menschen. Jeder Mensch habe einen Namen, der nicht vergessen sei. Auch über den Tod hinaus hätten Menschen einen Ort bei uns und damit ein Ansehen.

„Unsere Menschwürde geht über das irdisches Leben hinaus. Unsere Würde als Menschen, sie kommt nicht von uns selber! Ich kann und muss sie mir nicht selbst verdienen. Ich habe sie, weil ich Mensch bin! Und daraus leiten sich dann alle anderen Menschenrechte ab.” Mit der Mahnung, den Grundsatz "die Würde des Menschen ist unantastbar" auch im täglichen Umgang miteinander zu leben, hin zu einer menschenwürdigen und menschenfreundlichen Welt, schloss Sr. M. Katharina ihre eindrucksvolle Gedenkansprache.

Der sich anschließende Beitrag von Schülern verschiedener Schulen, angeleitet von Sonderschulrektorin Karin Endres machte deutlich, dass unsere Welt vielfach geprägt ist von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Kälte. Dem gelte es entgegenzuwirken und Mut und Hoffnung zu verbreiten. Jeder Mensch solle ein Licht anzünden und Brücken zueinander schlagen, für alle Lebewesen der Erde eintreten und für den Frieden in der Welt kämpfen sowie für die Jugend dieser Welt eine Lanze brechen von deren Wachheit und Offenheit, von deren Bewusstsein und Engagement die Hoffnung für die Zukunft unserer Erde abhängt. Ebenso solle ein Licht angezündet werden für die Weisen und Führer aller Religionen, damit sie sich aus dem innersten Wesen ihrer Religion heraus für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt einsetzen.

Mit einer kreativen und bewegenden Idee brachten Schüler der Bad Mergentheimer Grundschulen das Thema Verletzung von Menschenrechten und was jeder dagegen tun kann den Anwesenden nahe. So wurden auf Händen und Füßen aus Papier Botschaften geschrieben, die zum einen Menschenrechtsverletzungen aufzeigen beziehungsweise wie sie mit Füßen getreten werden und zum anderen was man mit seinen Händen dagegen tun kann, um diese zu verhindern beziehungsweise abzumildern.

Mit ihrem Musikstück „mad world” erinnerte eine Schüler-Musikgruppe an eine „verückte” Welt mit Höhen und Tiefen, wie sie sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft von den Menschen wahrgenommen und auch bewältigt werden muss.

Mit einer Kranzniederlegung und dem Lied „Ich hatt'einen Kameraden” , intoniert von der Stadtkapelle schloss eine würdige und mahnende Feier zu Ehren des diesjährigen Volkstrauertages.

Kurt Fohmann, Fränkische Nachrichten, 20.11.2017, www.fnweb.de