Lange Zeit gegen die innere Berufung gewehrt

„Caféhaus-Plaudereien” - Kurpfarrerin Segl-Johannsen hatte Ordensschwester Mara Ehm zu Gast

Anwachsen des Frommseins eher mit Bangigkeit erlebt: Die Ordensschwester Mara Ehm war Gast bei den Caféhaus-Plaudereien von Kurpfarrerin Angelika Segl-Johannsen. (Foto: Ulrich Horch-Enzian)

Die Veranstaltungsreihe „Caféhaus-Plaudereien” mit Kurpfarrerin Angelika Segl-Johannsen konnte unter Einhaltung der Corona-Auflagen jetzt fortgesetzt werden, auch wenn der angestammte Ort, das Café Amadeus im Kurpark, zu klein für die gut 50 Besucher war.
So fand der Abend in der Wandelhalle statt, wo die Abstände gewährleistet sind. Gast der evangelischen Pfarrerin war die Ordensschwester Mara Ehm.

Dank der musikalischen Umrahmung durch sechs Musiker des Kur- und Salonorchesters Hungarica gelang es, trotz der Sitzplatzstreuung in der Wandelhalle eine Caféhaus-Atmosphäre spürbar werden zu lassen. Im Zwiegespräch, das die beiden Seelsorgerinnen auf der Bühne führten, entwickelte sich ein interessantes Bild vom Lebensweg und der inneren Berufung, die Schwester Mara geprägt haben.
In ihrer Jugendzeit und durch ihr Elternhaus sei der Weg ins Kloster ganz und gar nicht vorgezeichnet gewesen. Denn in ihren Hobbys, Neigungen und Träumen sei sie den Klassenkameradinnen durchaus ähnlich gewesen. Nach dem Abitur hatte Schwester Mara die Idee, in einem Krankenhaus an einer Schule in Afrika den Menschen zu dienen und lernte deshalb zunächst den Beruf der Krankenschwester, der einen Weg in die Entwicklungshilfe bahnen sollte. Doch der stressige Betrieb innerhalb einer Universitätsklinik ließ ihr wenig Raum für die ihr wichtige Hinwendung zu den Patienten.
So folgte ein Lehramtsstudium an der PH, eigenständig durch verschiedene Jobs finanziert, mit den Studienfächern Biologie, Physik und Deutsch.

Von Gedanken fasziniert
Während der Anstellung an einer konfessionellen Schule in Ellwangen faszinierte sie immer mehr der Gedanke, ins Kloster einzutreten.
Andererseits scheute sie noch vor den Konsequenzen dieser Entscheidung zurück. Anrührend war für die Zuhörer ihr Bekenntnis, das Anwachsen des „Frommseins” eher mit Bangigkeit erlebt zu haben. Zehn Jahre habe sie die Gedanken zurückzudrängen versucht in ein Kloster zu gehen und ihr Leben ganz für Jesus zu leben.

Wende kam in Taizé

Schließlich gaben persönliche Erlebnisse während eines Aufenthalts in Taizé den entscheidenden Anstoß – zur Verwunderung von Familie und Freunden.

Ihr Zuhause fand sie bei den Franziskanerinnen von Sießen. Diese Ordensfrauen bleiben beruflich tätig. So freut sich Schwester Mara, als Lehrerin und stellvertretende Schulleiterin an der Schule St. Bernhard arbeiten zu können.

Der innere Weg von den ersten Kontakten bis zum Ordensgelübde war lang, verlief in Stufen und nicht ohne Zweifel.

Aber nun fühlt sich Schwester Mara angekommen – wie sie offenbarte. Zum Abschluss der „Caféhaus-Plauderei” lud Pfarrerin Segl-Johannsen das Publikum ein, eigene Fragen zu stellen. So erfuhr man noch einiges über das Alltagsleben im Orden oder dessen Aufbau und Ziele. Auf die Frage, was für Schwester Mara „Glücklichsein” heiße, antwortete sie: „Das Wissen, Kind Gottes zu sein, und dies weiter zu schenken”.

Ulrich Horch-Enzian, Fränkische Nachrichten, 13.07.2020, www.fnweb.de