Kinderbetreuung und Pflege verbunden

Neues Stadtquartier „Maria Hilf“ zwischen Würzburger Straße, Marienstraße, Friedhofstraße und Altem Friedhof / Millionenschwere Investitionen

Ein neues Pflegeheim „Carolinum“ soll gegenüber dem Alten Friedhof gebaut werden. An die Ecke Marienstraße/Würzburger Straße kommt der Kindergarten. (Foto: Bauwerk 4)

Hinter vorgehaltener Hand ist von Gesamtinvestitionen im zweistelligen Millionenbereich die Rede, um einen neuen, großen Kindergarten „Maria Hilf” für 120 Kinder an der Ecke Würzburger Straße/Marienstraße zu bauen, ein neues Pflegeheim „Carolinum” mit 90 Plätzen an der Ecke Alemannenweg/Friedhofstraße zu errichten, dann das alte „Carolinum” abzureißen und an dessen Stelle eingeschossig eine neue Großküche und zudem eine Tagespflege für 20 Personen mit offenem Mittagstisch zu erstellen.
Der Gemeinderat nahm am Donnerstag in seiner Sitzung im katholischen Gemeindehaus äußerst angetan Kenntnis von den Plänen der Katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist. Einzig die künftige Verkehrs- und Parkplatz-Situation am neuen Großkindergarten bereitet den Stadträten fraktionsübergreifend Sorge.
Dekan Ulrich Skobowsky, der Chef des Katholischen Verwaltungszentrums, Peter Striffler, und Architekt Gerhard Pfundt stellten dem Gemeinderat das Gesamtprojekt vor. Oberbürgermeister Udo Glatthaar sprach von einem „wegweisenden, historischen Vorhaben”, für die Menschen, die hier leben, und für eine gute Stadtentwicklung. Dekan Skobowsky hob hervor, dass hier in direkter Nähe zur Innenstadt ein neues Quartier für die Begegnung von Jung und Alt entstehe. Hier werde etwas für alle Generationen gemeinsam erlebbar und nutzbar gemacht.
Peter Striffler berichtete von einer langen Bauplanung mit vielen Überlegungen und Varianten, die schließlich in das weitreichende Neubauprojekt gemündet sei. Handlungsbedarf habe es durch die Tatsache gegeben, dass der bestehende Kindergarten „Maria Hilf” in der Friedensstraße nicht mehr wirtschaftlich saniert und das jetzige Pflegeheim „Carolinum“ nicht mehr dauerhaft den neuen Vorgaben der Landesheimbauverordnung gerecht werden könne.
Der Bedarf zusätzlicher Kindergartengruppen in der Stadt und der Ausbaubedarf bei ambulanten und teilstationären Versorgungsangeboten für ältere Menschen habe schließlich eine große Lösung immer mehr in den Blick geraten lassen. So sei die Entscheidung gereift (und mit der Stadt abgestimmt worden) einen neuen sechsgruppigen Kindergarten zu bauen und auch den Neubau des „Carolinums” ins Auge zu fassen, wobei Letzterer von der Stiftung St. Johannes als rechtlich unselbstständige Stiftung der Katholischen Kirchengemeinde Bad Mergentheim getragen werde.

Zwei Bauabschnitte
Architekt Pfundt von „Bauwerk 4” aus Bad Mergentheim führte aus, dass im Bauabschnitt 1 – voraussichtlich ab Ende 2018/Anfang 2019 – der dreigeschossige Kindergartenneubau mit 110 regulären Plätzen und zehn Krippenplätzen parallel zum Neubau des Pflegeheims mit 90 Plätzen (21,5 Quadratmeter pro Zimmer) angegangen werde.
Das Gesamtgrundstück mit seinen rund 10 100 Quadratmetern erhalte später im Innenbereich einen großzügigen Bewegungsspielplatz für die Kinder und einen kleinen Park.
Auf fünf Geschosse komme das neue „Carolinum“, das eine Tiefgarage mit 26 Stellplätzen bekomme und im Dachgeschoss zusätzlich neun betreute Wohnungen sowie eine Kapelle und einen Aufenthaltsraum mit Dachterrasse. Mit fünf weiteren Parkplätzen werde im Eingangsbereich geplant.
Im Bauabschnitt 2 werde das alte Pflegeheim abgerissen, die neue Großküche, die neue Tagespflege und die räumliche Verbindung zum Kindergarten in Form eines eingeschossigen Bogens über das Gelände gebaut.
CDU-Fraktionschef Andreas Lehr freute sich über mehrere Botschaften, die vom Gesamtprojekt ausgehen. Es gelinge der große Wurf im Kinderbetreuungsbereich und der Erhalt der Pflegeangebote und Arbeitsplätze in Innenstadtnähe. Offene Fragen gebe es noch bei den künftigen Verkehrsströmen in diesem Bereich und bei der Anzahl der Parkplätze.
„Unser Parkplatzproblem in der Stadt bedarf einer neuen, übergreifenden Konzeption”, so Lehr, der später dazu noch einen Antrag seiner Fraktion einbrachte.

Parkplatz-Not absehbar?
„120 Kinder bedeuten bei schlechtem Wetter im schlimmsten Fall 120 Autos, die den Kindergarten zu bestimmten Zeiten geballt ansteuern”, warnte Thomas Tremmel (CDU) und sprach sich ganz klar für eine ausreichende Kurzparkzone aus.
Auch Jochen Flasbeck (Freie Wähler) lobte die Neuordnung des Areals namens seiner Fraktion und mahnte Diskussionsbedarf beim Park-Thema an, weil viele Eltern aus dem Auto ja auch aussteigen und die Kleinen in den Kindergarten hinein bringen würden. „Wenn wir uns nicht darum kümmern, gibt es in der Marienstraße ein Chaos”, so Flasbeck. Die Stadt und der Architekt müssten hier nacharbeiten.

„Das Ding ist gut”
„Das Gesamtvorhaben bringt unsere Stadt voran”, meinte Klaus Dieter Brunotte (SPD). Aber auch er sehe die Park- und Verkehrssituation als noch ungelöst an.
„Das Ding ist gut”, sagte Thomas Tuschhoff für die Grünen und lobte die Gebäudeplanung. Er forderte von der Verwaltung ein „integriertes Verkehrskonzept”, das nicht nur die Autofahrer berücksichtige.

Sascha Bickel, Fränkische Nachrichten, 24.02.2018, www.fnweb.de