Johann Bauer löst ein Versprechen ein

Gebetskapelle errichtet Feierliche Segnung durch Pfarrer Bogdan Stolarczyk / Zahlreiche Gläubige nahmen teil / Kirchlein der Muttergottes geweiht

Die Kapelle in Hachtel ist der Muttergottes geweiht (Foto: Kurt Fohmann).

Johann Bauer löste ein Versprechen ein und errichtet aus Dankbarkeit eine Gebetskapelle in Hachtel, die der Muttergottes geweiht ist.
Als Johann Bauer 1944 als 16-jähriger und einziges Kind seiner Eltern zur Wehrmacht eingezogen wurde, war nicht voraussehbar, ob er seine Heimat jemals wieder sehen würde. Nach Einsätzen in Polen und Tschechien geriet er beim Rückzug in der Nähe von Tangermünde in amerikanische Gefangenschaft. Wie Johann Bauer in seinen Ausführungen weiter vermerkte, hatte er hierbei noch Glück, da ihm bereits eine Stunde später die russische Gefangenschaft gedroht hätte.
Nachdem die Amerikaner viele ihrer Gefangenen, darunter auch Johann Bauer, an die Engländer übergeben hatte, wurde er Ende 1945 aus der Gefangenschaft entlassen und trat seine Heimreise an. Bereits damals war ihm bewusst, dass viele Soldaten, die gerne zu ihren Familien zurückgekehrt wären, dies nicht mehr tun konnten.
Bewegte Gedanken
Diese Gedanken bewegten den jungen Kriegsheimkehrer so sehr, dass er sich vornahm, „seinem Herrgott” hierfür in besonderer Weise zu danken. Dieses Versprechen brachte auch der Schock über die Zerstörung des elterlichen Anwesens nicht ins Wanken. Es folgten lange, harte Jahre des Entbehrens und des Neuaufbaus.
Was dem in der Zwischenzeit vielfachen Familienvater nicht aus dem Sinn ging, war die immer noch empfundene große Dankbarkeit über seine glückliche Kriegsheimkehr. Hinzu kam noch die Dankbarkeit über die goldene und diamantene Hochzeit mit seiner Ehefrau Pia sowie über seine acht Kinder, 15 Enkelkinder und zehn Urenkeln. All dies veranlasste die Eheleute Bauer ein sichtbares, Gott gewidmetes Zeichen, zu setzen.
Aus dem Grundgedanken der Errichtung eines Feldkreuzes entstand letztendlich eine wunderschöne, der Muttergottes geweihte Gebetskapelle.
Durch ihre perfekte Farb-, Material- und Designgestaltung fügt sich die Kapelle hervorragend in die Landschaft ein. Eine der wichtigsten Stützen beim Bau war ihnen Heinz Gründer, der mit viel Mühe und Fleiß oft täglich mithalf und vom Architekten bis zum Hilfsarbeiter alles abdeckte.
Des Weiteren sei es ihm ein Anliegen, so Bauer weiter, sich auch bei allen anderen an der Errichtung der Kapelle beteiligten Firmen zu bedanken.
Segnungsgebet
In seinem Segnungsgebet sprach Pfarrer Bogdan Stolarczyk von einem Gott, der unter den Menschen sein wolle und kein einsamer Gott sei. Gleichzeitig mahnte er an, Verantwortung für den Glauben zu übernehmen und für eine lebendige Kirchengemeinde einzutreten.
Die Kapelle solle, so Stolarczyk weiter, ein Ort der Begegnung, der Einkehr, des Innehaltens und der Ruhe sein.
Die Segnungsfeier wurde durch Liedvorträge der Trachtenkapelle Stuppach sowie Fürbitten und Lesungen der Familie Bauer umrahmt.
Oberbürgermeister Udo Glatthaar überbrachte die Grüße der Stadt, des Gemeinderates sowie der ganzen Bürgerschaft. Er sprach über den Aufschwung des Christentums nach den Schrecken des Krieges und der Notwendigkeit sich gerade in der heutigen Zeit wieder zu einem christlichen Weltbild zu bekennen und für seine Mitmenschen da zu sein.
Der Familie Bauer sprach Glatthaar seinen Dank und seine Anerkennung für die Schaffung eines solchen Erinnerungs- und Begegnungsortes aus.
Zu Johann Bauer gewandt sprach OB Glatthaar davon, dass die Kapelle als persönliche Spur seines Lebens zu sehen sei. Gleichzeitig sei sie auch ein dauerhaftes Geschenk für die Gemeinschaft und die Hachteler Bürger.

Kurt Fohmann, Fränkische Nachrichten, 24.07.2018, www.fnweb.de