In „unsicheren” Zeiten … – Nr. 1 - Das Abwarten aushalten

Bildnachweis: Katharina Wagner, in: Pfarrbriefservice.de

Liebe Mitchristen im Dekanat Mergentheim,


seit einigen Tagen ist fast nichts mehr, wie es vorher war. Wie lange die durch die Corona-Pandemie ausgelöste Situation anhalten wird, weiß im Moment keiner.
Vielleicht nehmen Sie es im Moment gelassen und warten ab, was kommt. Vielleicht haben Sie aber auch Angst: um sich selbst oder um die älteren und kranken Menschen in ihrem Verwandtenkreis.

In diesen „unsicheren Zeiten” wollen wir Ihnen – gemeinsam mit dem Dekanat Hohenlohe – ein Angebot machen: Vor dem Wochenende veröffentlichen wir Texte und Impulse, die Ihnen helfen wollen, gut durch diese Zeit zu kommen.

Wenn Sie wollen, nehmen Sie sich die Zeit, kurz innezuhalten, zu lesen, nachzudenken oder sich klar zu werden, was Ihnen in dieser Zeit wichtig ist.

Wir wünschen Ihnen alles Gute und Gottes Segen – besonders für die nächsten Wochen!


Dekanatsleitung und Dekanatsgeschäftsstelle
Dekanat Mergentheim


Das Abwarten aushalten

Seit Montag, 16. März, feiere ich um 7 Uhr die Messe mit Papst Franziskus auf KTV mit. Gleich am Montag blieb ich bei der Lesung aus dem Zweiten Buch der Könige (5,1–15) hängen. Da wird erzählt, wie der Prophet Elischa dem an Aussatz erkrankten Naaman ausrichten lasst, sein Aussatz wäre geheilt, wenn sich Naaman siebenmal im Jordan waschen würde. Naaman will nicht: Ausgerechnet das soll helfen? Da sagen seine Begleiter zu ihm: „Wenn der Prophet etwas Schweres von dir verlangt hätte, würdest du es tun; wie viel mehr jetzt, da er zu dir nur gesagt hat: Wasch dich und du wirst rein.”

Wenn der Prophet etwas Schweres von dir verlangt hätte, würdest du es tun …

Es fällt uns schwer anzunehmen, dass einfache Handlungsweisen wirklich einen Nutzen bringen. Es fällt vielen schwer zu glauben, es bringt etwas, soziale Kontakte so weit wie möglich herunter zu fahren. Viel lieber würden „richtige” Katholiken etwas „Bewährtes” tun: Eine Wallfahrt unternehmen oder eine Nacht durchbeten. Andere, die religiös eher unmusikalisch sind, würden gerne richtig viel Geld ausgeben, um mit Desinfektionsmittel dem Virus den Garaus zu machen oder „Wände” hochziehen, damit uns das Virus erst gar nicht erreicht.

Aber wir sind zum Nichtstun „verdammt”. Wir müssen es aussitzen: Wir müssen auf so viele Kontakte zu anderen verzichten wie nur irgend möglich. In einigen Nachbarländern sind deshalb die Menschen buchstäblich in ihren eigenen vier Wände „eingesperrt”, es sei denn, es geht zur Arbeit, zum Arzt oder – wenn noch erlaubt – zum Einkaufen.


Ich weiß …
…    es fällt Eltern nicht einfach, nun ihre Kinder unterzubringen, während die Erwachsenen arbeiten,

…    es fällt schwer mit den Einschränkungen zurecht zu kommen, die mehr und mehr unseren Alltag   bestimmen – vor allem für Menschen, die in den kommenden Wochen mit einem Totalausfall oder einem nicht unerheblichen Teilausfall ihres Verdienstes zurechtkommen müssen.

…    und ja, es fällt schwer, auf Gottesdienste zu verzichten, wenn man die Kraft spürt, die von ihnen ausgeht.


Wir sind in der Fastenzeit und gehen zunächst auf die Kartage zu.

Es gibt Darstellungen, die zeigen, wie Jesus im Kerker gefangen gehalten wird. „Kerkerchristus” heißen sie, oder „Christus in der Rast”.

Eine erzwungene Rast, in der Jesus nichts tun kann als abwarten.

Als Christen sagen wir, dass er mit Hoffnung auf seinen Vater abgewartet hat und im Vertrauen auf seinen Vater auch das schwere durchgetragen hat:
„Vater, in Deine Hände, lege ich meinen Geist, mein Leben.”

Ich wünsche uns allen in diesen Tagen Gottvertrauen und auch Mut, auszuhalten und anzunehmen, dass wir gerade nichts groß tun können, außer abwarten. Wir dürfen uns sicher sein: Christus ist auch hier an unserer Seite.

Und dazu ein Wort, das mir am Dienstag bei der Messe mit Papst Franziskus hängen blieb, wieder aus der Tageslesung der Messe: „Denn wer dir vertraut, wird nicht beschämt” (Daniel 3,40).


Ingo Kuhbach    
Dekan, Dekanat Hohenlohe

 

Was kann ich tun?

Wenn Sie wollen, drucken Sie sich das Bild vom „Christus in der Rast” aus und hängen Sie es sich an eine Stelle, an der Sie es immer wieder im Blick haben. Die Datei finden Sie hier.

Nehmen Sie sich Zeit und lesen Sie in Ruhe den Abschnitt 5,1–15 aus dem Zweiten Buch der Könige und überlegen Sie: Was kann ich in der momentanen Situation an Einfachem tun? Den Bibeltext finden Sie auch hier.

Spielen Sie ein Instrument oder singen Sie gerne? Wenn ja, können Sie sich am „Indoor-Flashmob” der Musikschule Hohenlohe beteiligen, der am Sonntag, 22. März 2020 um 12 Uhr stattfinden soll und der inzwischen über Hohenlohe hinaus verbreitet wird. Menschen wollen damit unter anderem zeigen, dass sie aneinander denken, auch wenn sie auf Nähe verzichten müssen. Nähere Infos zum „Flashmob” finden Sie hier.