In „unsicheren” Zeiten... Nr. 9 - Dem Leben vertrauen...

Bildnachweis: Mathias Grünewald, Stuppacher Madonna, blicklokal.de, gemeinfrei.

Liebe ehrenamtlich Engagierte im Dekanat Mergentheim,
liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, liebe Kollegen und Kolleginnen,

einerseits atmen wir gerade auf – das Leben scheint sich nach Wochen des Lockdowns zu normalisieren. Immer mehr Lockerungen greifen und ermöglichen nicht zuletzt auch oft wirtschaftliches Überleben. Umgekehrt steht gerade im Raum, wie groß die Gefahr ist, dass die Infektionen über ein vertretbares Maß hinaus ansteigen. Demonstrationen gegen die „Corona-Beschränkungen” hinterlassen angesichts bestimmter Teilnehmerkreise zwiespältige Gefühle. Zum „Corona-Dokument” des Erzbischofs Carlo Maria Viganò sagte vor wenigen Tagen der Vorsitzende der Bischofskonferenz Georg Bätzing: „Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert grundsätzlich keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands. Allerdings füge ich hinzu, dass sich die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Deutsche Bischofskonferenz grundlegend von dem gestern veröffentlichten Aufruf unterscheidet.”

Einige von Ihnen werden auch am vergangenen Sonntag die erste Erfahrung mit Gottesdiensten in der „Corona-Zeit” gemacht haben. Auch hier wird weiter diskutiert, wie verantwortlich mit der Möglichkeit der Gottesdienstfeier umgegangen werden kann – aber auch was konkret vor Ort möglich ist.

Nicht zuletzt geht unser Blick gerade auch nach Manaus in Brasilien – Bilder die nachhaltig erschrecken und bestürzen …

Weiterhin keine einfache Zeit. Mit dieser Ausgabe von „In ‚unsicheren’ Zeiten” wollen wir Sie ermutigen: Haben Sie Vertrauen … Trauen Sie dem Leben, das gerade im Mai so herrlich blüht.

Dekanatsleitung und Dekanatsgeschäftsstelle
Dekanat Mergentheim

 

Dem Leben vertrauen

Die Tugenden, die jeder in dieser Zeit des Corona-Virus braucht, sind Geduld und Vertrauen. Wir wollen wissen, dass jemand uns versteht, während wir versuchen zu verstehen, was geschehen wird. Das braucht aber eben seine Zeit –  und damit auch Geduld. Dass diese sehr menschliche Frage nach dem Verstehen der eigentliche wunde Punkt im Lockdown ist, spüren viele Menschen.

Der Mai als Marienmonat kann auf diese Frage seine ganz eigene Antwort geben. Er verweist besonders auf die Gottesmutter, die nicht nur geduldig war, sondern Gottes Anruf ganz besonders vertraut hat. Gleichsam mit kindlichem Vertrauen dürfen Menschen sich deshalb in den Armen der Gottesmutter geborgen wissen. Denn sie zeigt uns, dass Gott uns auch in dieser Zeit nicht allein lässt. Ihre Arme sind auch die Arme Gottes, der uns trägt und hält.

Es wird Höhen und Tiefen geben. Es wird Zeiten der Hoffnung aber auch der Verzweiflung geben. Das Corona-Virus wird nicht gleich verschwinden. Wir alle sind langfristig davon betroffen. Trotzdem brauchen wir nicht ängstlich zu sein. Selbst wenn wir momentan nicht genau wissen, wie es weitergehen wird.

Das Bild „unserer” Stuppacher Madonna hat dabei etwas sehr Tröstliches. Das Licht kommt oben links von Gott selbst, der trotz allem, was passieren mag, unser Vertrauen rechtfertigt. In Maria im Vordergrund bekommt dieses Vertrauen ganz konkret Gestalt. Wie das Kind dürfen auch wir uns getragen und gehalten wissen – egal, was passiert. So brauchen wir letztlich nicht ängstlich sein. Unser Glauben gibt uns das beste Mittel, persönlich mit dieser Krise umzugehen.
Eine tiefe, vertrauensvolle Beziehung zu unserem Herrn, der Gottesmutter und allen Heiligen wird uns unseren Frieden bringen. Gerade im Monat Mai schauen wir auf Maria Muttergottes, wir beten zu ihr, singen ihr Lieder und zünden Kerzen an. Wir feiern damit unser Vertrauen in Gott, der sich uns in Maria besonders nahe zeigt und die uns zeigt, was Vertrauen bedeutet und vermag. Das gläubige Volk hat mit sicherem Gespür, das ihm eigen ist, zu allen Zeiten erkannt: Maria ist die Helferin der Christenheit, die „Mediatrix”, die Mittlerin aller Gnaden. Sie ist allen Lobes würdig, weil aus ihr die Sonne der Gerechtigkeit hervorgegangen ist, Christus, der Erlöser der Welt.

Die Ereignisse der heutigen Zeit zeigen, wie sehr unser Leben „am seidenen Faden” hängt. Vieles von dem, was bisher selbstverständlich war, ist nicht mehr so klar. Wir haben inzwischen viele Fragen, Zweifel und Sorgen. Darum dürfen wir uns Maria zuwenden – einer Mutter, die auch die sorgenvollsten Fragen annimmt und sie nicht als unangemessene Zweifel abtut. Sie verweist uns auf Gott, der uns trägt und hält, auch wenn wir dies manchmal nicht zu erfahren meinen …

Die vielen Marienwallfahrtsorte in unserer Heimat – im Dekanat Mergentheim die Stuppacher Madonna und die Bergkirche in Laudenbach, im Dekanat Hohenlohe die Wallfahrtskirche Schöntal-Neusaß – bezeugen eine innige Verehrung der Mutter Gottes. Das „Heiligenbrünnle” in der Mariengrotte in Neusaß zeigt uns auch, dass Maria auf Gott verweist, der „Quelle” allen Lebens ist.
Diese Quelle des Lebens greift auch ein Maienlied auf, das mir persönlich besonders gut gefällt. Es thematisiert die Natur, die jetzt im Mai ganz besonders in Blüte steht und uns deshalb das Vertrauen in das Leben erleichtert. Wenn die Natur auflebt, dürfen auch wir dem Leben trauen, das uns Gott schenkt und auf das uns Maria im Besonderen verweist.

So singen und beten wir um Hilfe und Schutz zur Muttergottes, zu der wir auch unsere Sorgen und Ängste tragen dürfen, weil sie diese mit uns gemeinsam Gott anvertraut:

Maria, Maienkönigin, dich will der Mai begrüßen
O segne ihn mit holdem Sinn und uns zu deinen Füßen.
Maria unsre Königin, du Magd des Herrn hinieden
Wir tragen Leid und Not dir hin, erbitt uns Gottes Frieden.

Bogdan Stolarczyk, Stellvertr. Dekan
Dekanat Mergentheim

 

Was kann ich tun?

Das Lied „Maria, Maienkönigin” findet sich im Gesangbuch „Gotteslob unter der Nummer 890 oder – in unterschiedlichen Textfassungen – auch hier. Mancher mag sich mit diesem Lied leichter tun, manchem mag es nicht so liegen. In jedem Fall kann es aber anregend sein, die „Frühlingsbilder”, die der Text beschreibt, auf sich wirken zu lassen. Sie können sich fragen: Wo blüht mein Leben auf? Wo habe ich Vertrauen? Was stärkt mein Vertrauen?

Das Bild der „Stuppacher Madonna” beeindruckt gerade auch durch die blühende Natur, die um Maria mit dem Kind herum dargestellt ist. Sie können sich dieses Bild ausdrucken – oder auch (soweit sicher möglich) einen Besuch in Stuppach oder zumindest für „bessere Zeiten” einplanen.

Vielleicht wollen Sie auch einfach bewusst einen Mai-Spaziergang in die Natur machen. Sie können ja auch einen Blumenstrauß für zu Hause mitnehmen und in Ihrer Wohnung einen besonderen Platz dafür suchen oder auch einen kleinen „Mai-Altar” herrichten und damit schmücken …