In „unsicheren” Zeiten... Nr. 4 - Er ist bei uns alle Tage

Bild: hanneswave, commons.wikimedia.org/wiki/File:Himmelfahrt-Christi-Isenheimer-Altar.jpg

Liebe  Mitchristen im Dekanat Mergentheim,

die Kar- und Ostertage liegen vor Ihnen – mit den Ausgangsbeschränkungen und den abgesagten Gottesdiensten in diesem Jahr ganz anders als sonst.

Sie nehmen in diese Tage mit hinein, was Sie aktuell beschäftigt: die Ängste etwa um die eigene Firma oder den Arbeitsplatz, Ihre eigene starke Belastung durch Ihre Arbeit im Altenheim, im Krankenhaus oder im Lebensmittelhandel, die Sorge um alte und kranke Menschen in Ihrem

Verwandten- und Freundeskreis … und vermutlich noch vieles andere mehr …

In der Karwoche ist diese Ausgabe von „In unsicheren‘ Zeiten” ausführlicher als in den letzten Wochen. Sie finden weiter unten Impulse und Verweise für die Kar- und Ostertage verlinkt. Sie geben Ihnen Anregung, wie Sie die kommende Zeit gestalten können. Wir wollen Sie damit einladen: Nehmen Sie dieses Jahr besonders in die Kar- und Ostertage mit hinein, was Sie aktuell beschäftigt und „umtreibt” …

Wir wünschen Ihnen alles Gute und Gottes Segen – gerade auch für Ihren ganz persönlichen „Weg auf Ostern hin”.

Dekanatsleitung und Dekanatsgeschäftsstelle
Dekanat Mergentheim / Dekanat Hohenlohe

 

Er ist bei uns alle Tage


Sicher kennen Sie alle das nebenstehende Bild des lichterfüllten Auferstandenen, wie ihn Matthias Grünewald auf den Isenheimer Altar gebannt hat.
Dieser Altar steht heute nicht mehr an seinem ursprünglichen Ort, sondern im ehemaligen Dominika-nerinnenkloster in Colmar, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum bekannten Unterlinden-Museum wurde.
Der Altar entstand ab 1512 für die Klosterkirche der Antoniter im gut 20 Kilometer entfernten Isen-heim. Die Antoniter kümmerten sich dort in ihrem Kloster um schwer erkrankte Menschen. Es heißt, dass die Kranken regelmäßig vor den Altar gebracht worden seien, um dort zu beten.
Der Auferstandene hier ist bis auf seine fünf Wunden makellos strahlend dargestellt. Zu diesem Altar gehört auch eines der ausdrucksstärksten Kreuzigungsbilder, die wir kennen. (Sie haben es sicher auch im Kopf: diesen entstellten Körper, übersät mit Wunden und den noch steckenden Stacheln der Geißelung.)
Das Kreuzigungsbild war auf der Vorderseite des Altares zu sehen, erst beim Aufklappen und damit Wegklappen der Kreuzigungsszene kam das Auferstehungsbild zum Vorschein. So führt der Blick bei der Öffnung des Altars vom Schmerz und vom Tod ins Licht.
Den Kranken, die damals von den Antonitern gepflegt worden sind, sollten diese Bilder Zuversicht zusprechen: Auch wenn ihr euch gerade verlassen fühlt, euch vor Schmerzen kaum regen könnt, von Gott im Stich gelassen fühlt: In seinem Sohn Jesus Christus trägt er eure Schmerzen, eure Leiden mit, stellt er sich selbst an eure Seite. Und ihr dürft und sollt wissen: Egal wie es ausgeht, der Weg von uns Christen führt ins Licht, auch wenn er durch das Dunkle hindurch muss.
Von diesem Vertrauen spricht für mich sehr eindrucksvoll Psalm 23, so wie er als Umdichtung Eingang gefunden hat in die so genannten „Konstanzer Psalmen“ von Ignaz Heinrich von Wessenberg. Dieser Geistliche, der unter anderem Generalvikar des damaligen Bistums Konstanz war, hat zu Beginn des 19. Jahrhunderts etliche Psalmen nachgedichtet und eindeutig auf Christus hin bezogen. Unter der Nummer 804,2 ist dieser Gebetstext im „Gotteslob” bei der Vesper in der Osterzeit abgedruckt.
Dort heißt es:

Der von den Toten auferstanden, der ist mein Hirt und mein Ernährer.
Er weidet mich auf reichen Fluren; Er leitet mich an lautre Bäche.
Bei seiner Hut wird mir nichts mangeln, mir strömet Überfluss an allem.
Und gehe ich auch im Todestale, ich wandre freudig ohne Beben.
Denn du mein Hirt gehst mir zur Seite, du bist mein Stab und meine Stütze.
An deiner Hand kann ich nicht irren, du bist der wahre Weg zum Leben.
Dein Trost wird sich auf mich ergießen, wenn Leiden meiner Wohnung nahen.
Ich freue mich Herr an Deiner Güte und denke an dich solange ich atme.
Einst werd ich ewig bei dir wohnen und ewig deinen Namen preisen.


Dieses Jahr ist Ostern anders wie sonst. Deshalb wünsche ich Ihnen von Herzen, dass Sie in dem Vertrauen Ostern feiern können, von dem der Konstanzer Psalm 23 spricht und das der Maler Grünewald so eindrücklich ins Bild zu fassen vermochte.
Denn durch Seine Heiligen Wunden, die leuchten in Herrlichkeit, behütet und bewahrt uns alle Christus, der Herr. Auch wenn wir es oft nicht recht verstehen oder spüren: Er ist bei uns alle Tage, bis ans Ende der Welt. – Das gilt in Corona Zeiten nicht weniger wie in anderen. Aber ich meine, dass in Corona Zeiten für diese Zusage die Herzen offener sind.

Diese offenen Herzen wünsche ich Ihnen auf Ihrem persönlichem Weg durch die kommenden Kartage und auf Ostern hin.

Ihr

Ingo Kuhbach, Dekan
Dekanat Hohenlohe

 

Was kann ich tun?


Wenn Sie wollen, können Sie sich durch die Bilder des Isenheimer Altars durch die kommenden Tage führen lassen. Die Kreuzigung finden Sie hier, die Auferstehung hier.

Eine Möglichkeit, sich musikalisch durch die Kar- und Ostertage begleiten zu lassen, ist das Oratorium „Der Messias” von Georg Friedrich Händel, das es auch in einer von Wolfgang Amadeus Mozart bearbeiteten Fassung gibt. Der zweite und dritte Teil dieses Oratoriums greifen in Bibelversen den Drei-schritt „Tod – Auferstehung – Erlösung” auf.
Wenn Ihnen die gesamten beiden Teile zu lang sind oder Sie den bekannten „Halleluja-Chor” aus die-sem Oratorium schon oft genug gehört haben, so können Sie auch ausgewählt zum Beispiel am Kar-freitag die Sopran-Arie „Er ward verschmähet und verachtet” (Jes 53,3) und an Ostern die Sopran-Arie „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet (Hiob 19,25) oder das wunderschöne Sopran-Tenor-Duett „O Tod, wo ist dein Pfeil” (1 Kor 15,55–56), das in den Chor „Doch Dank sei Dir Gott” übergeht, anhören.

Weitere praktische Impulse und Hinweise finden hier Sie auf den folgenden Seiten.