Hoch geschätzter Künstler und Münsterschatzretter

Zum Tod von Helmut Frauenberger - Mit 74 Jahren gestorben / Ursprüngliche Heimatstadt Wien / Erfreute die Damenwelt mit formvollendeten Handkuss

Helmut Frauenberger (Foto: Inge Braune)

Ein Prunkstück in der Kurstadt ist der Münsterschatz in der Eck'schen Kapelle des Johannesmünsters. Dass dieser Schatz hier präsentiert wird, ist Helmut Frauenberger zu verdanken. 74-jährig verstarb vor wenigen Tagen der Goldschmiedemeister, Silberschmied und Gemmologe, den die Bad Mergentheimer Bürgerschaft als Retter und Hüter des Münsterschatzes und die Niederstettener Bürgerschaft als Stifter und Schöpfer des Gottlob-Haag-Ehrenrings ganz besonders schätzen lernten.

Aus der Heimatstadt Wien hatte es den Goldschmiedemeister 1984 über Umwege ins Taubertal verschlagen. Privates hat er in diesen Jahren, in denen er immer wieder die Damenwelt mit formvollendetem Handkuss überraschte, nur selten preisgegeben. Die Mutter, so Frauenberger in einem ausgedehnten Gespräch anlässlich einer Buchveröffentlichung, sei eine Essenerin gewesen. Dort war der Vater, ein waschechter Wiener, stationiert. Aufgewachsen ist Frauenberger überwiegend in Wien, nur die ersten beiden Lebensjahre verbrachte er, dem Krieg geschuldet, in der Ruhrgebietsmetropole.

Dann wechselte die Familie nach Wien. Mit großer Hochachtung berichtete Frauenberger von seiner Mutter: Sie sei es gewesen, die nach der TBC-Erkrankung des Vaters den Lebensstandard der Familie mit Dienststellen in alten Wiener Bürgerfamilien aufrecht erhalten habe. Sie sorgte auch dafür, dass der handwerklich hochbegabte Sohn eine Ausbildung zum Silberschmied beginnen konnte.

Stolz wird sie gewesen sein, als er die Ausbildung, bei der er den Umgang mit dem edlen Metall von der Pike auf lernte, als Jahrgangsbester abschloss.

Dennoch hätte Frauenberger diese Kunst fast aufgegeben, denn ihn faszinierte die Idee, ein Theologiestudium zu absolvieren. Im Spätberufeneninternat fand er dazu eine Möglichkeit, nicht unbedingt zur Freude seiner Eltern, obwohl Patinnen bei der Studienfinanzierung halfen. Irgendwie wurde dem angehenden Priester es dann aber doch zu eng in der theologischen Ausbildung, und als die Essener Verwandtschaft eine Arbeits- und Fortbildungsmöglichkeit für ihn fand und für die Einreise bürgte, griff er zu.

Frauenberger absolvierte eine zweite Komplettausbildung zum Goldschmied bei einem hochkarätigen Meister in Essen. Das Angebot, die Ausbildung auf der Essener Folkwangschule für Gestaltung zu erweitern, musste er nach dem Tod des Vaters aufgeben.

Er kehrte nach Wien zurück: ein Hofjuwelier wusste sein Talent zu schätzen - und eigentlich wäre der Wiener Wien wohl treu geblieben, wäre nicht eine Dame hereingeschneit, die ihn ins Sauerland und eine Ehe lockte. Dortmund und Düsseldorf waren weitere Stationen, die Meisterprüfung absolvierte er beim Düsseldorfer Goldschmied und Juwelier René Kern.

In den 70ern gründete Frauenberger sein eigenes Atelier und machte sich in Fachkreisen einen sehr guten Namen. Es mag auch am immensen Engagement für seine Arbeit gelegen haben, dass die Ehe, die ihn aus Wien fortgelockt hatte, zum Scheitern verurteilt war und es an der Zeit schien, die neue Lebensphase an einem neuen Ort zu beginnen.

In der Bad Mergentheimer Ochsengasse wurde ein alteingesessenes Schmuckgeschäft frei, und Frauenberger griff zu - zur Freude schmuckbegeisterter Taubertaler und ihrer Gäste. Bad Mergentheim sei ihm zur Heimat geworden, betonte er immer wieder - was auch daran gelegen haben mag, dass er hier mit Luitgard Frauenberger ein zweites Lebensglück fand und unter anderem mit Gottlob Haag gute Freundschaften aufbauen konnte.

Für diesen lieben Freund, dessen schlitzohrige Geschichten ihn begeisterten, gestaltete Helmut Frauenberger den Gottlob-Haag-Ehrenring zunächst 1994 „als ganz individuelles Geschenk”, wie er berichtete. Aus dieser Stiftung entwickelte sich eine besondere Tradition: Wie der Iffland-Ring wandert die Auszeichnung weiter: Gottlob Haag überreichte 1999 den Ehrenring dem Journalisten und Mundart-Autor Arno Boas, dieser verlieh ihn 2002 dem Niederstettener Kulturamtsleiter Norbert Bach, der die Ehrengabe - Frauenberger ließ es sich nicht nehmen, jedem Ringträger ein eigenes Exemplar zu verehren - 2005 an den Fotografen Roland Bauer weiterreichte. Bauer wählte 2011 Heide Ruopp als nächste Ringträgerin, sie wiederum gab den Ehrenring 2013 an den Autor Manfred Kern weiter, der ihn im Oktober vergangenen Jahres Thilo Pohle und dessen Filmgruppe weitergab. Am Festakt im Rothenburger Wildbad konnte Frauenberger bereits nicht mehr teilnehmen.

Geschätzt wurde Frauenberger nicht nur von den Ringträgern wegen seiner ruhigen und überaus freundlichen Art. Die kam ihm auch zugute, als er sich auf Initiative von Dekan Günther Appold ab 1991 des Münsterschatzes annahm.

Nicht gerade fachgerecht verwahrte uralte Monstranzen, Kelche, Kreuze und Reliquien fand Frauenberger da vor - und wurde als Mitglied des Kirchengemeinderats und als anerkannter Fachmann zum engagierten Fürsprecher einer Münsterschatz-Dauerausstellung in der Eckschen Kapelle.

Gemeinsam mit Ehefrau Luitgard ging er die Archivrecherche an, nutzte jede Möglichkeit zum Expertengespräch und zur Fortbildung. Die Eröffnung der Münsterschatz-Ausstellung in der „Eck'schen Kapelle” der Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist erlebte er als besondere persönliche Freude. Einen Dank habe er damit seiner Wahlheimat Bad Mergentheim abgestattet - und zugleich den hochkarätigen Gold- und Silberschmieden, die diesen Schatz schufen, seine Referenz erweisen können.

Inge Braune, Fränkische Nachrichten, 31.05.2017, www.fnweb.de