Heller und barrierefrei soll es werden
Die katholische Kirchengemeinde „St. Johannes Baptist” blickt auf eine erfolgreiche Außensanierung des Münsters zurück und startet jetzt mit der Innenrenovierung. Kosten: rund 1,7 Millionen Euro.
Zwischen 1250 und 1270 erbaute der Johanniterorden die einstige Kirche St. Johannes. Sie hat in den vergangenen 750 Jahren zahlreiche Baumaßnahmen sowie Sanierungen erlebt und steht jetzt erneut vor einigen Veränderungen, wie beispielsweise einem barrierefreien Innenraum und dem Abbruch der zweiten Empore und dem Aufbau einer neuen Orgel auf der ersten Empore.
Seit Anfang der Woche ist das Münster, zu dem die Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist 1983 durch Bischof Georg Moser nach dem Abschluss der letzten großen Renovierung erhoben wurde, geschlossen. Der vorerst letzte Gottesdienst fand mit der Verabschiedung von Dekan Ulrich Skobowsky statt. Bis Ende 2022 – also für knapp zweieinhalb Jahre – soll hier nun eine Baustelle sein, ehe das Münster feierlich wieder eröffnet wird.
„Punktlandung”
„Die Außensanierung lief vom Frühjahr 2017 bis Ostern 2019 und wurde erfolgreich abgeschlossen”, blickt Peter Striffler, der Leiter des Katholischen Verwaltungszentrums, kurz im FN-Gespräch zurück. Die Kosten für dieses Maßnahmenpaket lagen, wie geplant, bei einer Million Euro und Peter Striffler spricht daher auch von einer „Punktlandung”, trotz aller unvorhergesehenen Schwierigkeiten. Das Gleiche strebe man jetzt auch bei der Innenrenovierung an: „1,7 Millionen Euro sind hierfür vorgesehen”.
In drei Bauabschnitten will man innen vorgehen und ist dabei stets auf die Zuschüsse der Diözese Rottenburg-Stuttgart und deren Bewilligung angewiesen, sonst droht der Baustillstand. 20 Prozent (340 000 Euro) der Gesamtkosten bleiben bei der Kirchengemeinde hängen, die dafür eifrig um Spenden und Unterstützung wirbt.
Die Förderung des ersten Bauabschnitts ist zugesagt und so konnte es nun zu Wochenbeginn nach langer Vorbereitung und Vorplanung losgehen.
Die Kirchenbänke sowie bewegliche Kunst- und Sakralgegenstände werden aus-/eingelagert und der Orgelabbau hat begonnen. Diverse Sicherungsmaßnahmen sind im Gange, um die nächsten Schritte einleiten zu können.
Die neuerliche Münstersanierung ins Rollen brachten Untersuchungen vor gut zehn Jahren, als es erst nur um das Abstellen kleinerer Probleme ging. Stand zunächst allein die Heizungskellerdecke im Fokus, so stellte man zusammen mit dem Gebietsarchitekten der Diözese schnell fest, dass noch an vielen anderen Stellen dringender Handlungsbedarf herrscht. Bevor aber das Großprojekt angegangen werden konnte, wurde zuerst die Marienkirche am Hans-Heinrich-Ehrler-Platz abgehakt, denn sie dient jetzt als Ersatz und Platz für die Gottesdienste der nächsten Jahre.
Verrußung und Schimmel
Über die Beseitigung der Verrußung und des Schimmelbefalls, die Erneuerung der Heizungsanlage, der Beschallung und der Beleuchtung hinaus stehen inzwischen viele Maßnahmen auf der Projektliste der Innenrenovierung.
Eine optische Aufwertung sollen zum Beispiel die Kreuzigungsgruppe, ebenso wie viele Kleinode erfahren, die momentan gar nicht richtig sichtbar sind, und auch die Anna-Kapelle als „Ort der Stille”. Neue Abstellmöglichkeiten, mehr Sitzkomfort im Rückenbereich, Abrutschsperren für Gesangbücher und die Barrierefreiheit sind weitere zentrale Punkte. Dass die zweite Empore abgerissen und die neue Orgel künftig auf der ersten Empore platziert wird, ist wohl mit der stärkste Eingriff.
Man stehe vor einigen besonderen Herausforderungen, räumt Architekt Hanns Berger gegenüber unserer Zeitung ein. Als größte bautechnische Sache sieht er zunächst den Gerüstaufbau im Innern des Gotteshauses und später den sicheren Abbau.
Er erinnert an etliche Ortstermine und Abstimmungen mit der Kirchengemeinde selbst, aber eben auch mit den Fachleuten der Diözese und nicht zuletzt dem Denkmalamt.
„Im Vorfeld war sicher am schwierigsten die Wünsche der Kirchengemeinde und die Ansichten des Denkmalamtes zusammenzuführen”, so Berger, „Kompromisse waren von beiden Seiten nötig. Das Denkmalamt wollte beispielsweise die obere, zweite Empore erhalten sehen, doch diese kommt jetzt raus. Hier konnte sich die Kirchengemeinde durchsetzen. Aber die Gemeinde wollte auch ein stufenfreies Niveau für die Anna-Andachtskapelle, das kommt nun nicht.”
Als weiteren wesentlichen Eingriff bezeichnet Hanns Berger das Angleichen des Bodenniveaus im Innenraum mitsamt Altar. „Mit großen Maschinen geht es im Münster zur Sache, um das Bodenniveau anzugleichen, werden richtig Steine rausgehauen.” Drei Stufen zum Hochaltar würden entfernt und die Bodenplatte im Altarbereich dazu in der Bauphase angehoben. Die Ertüchtigung des Heizungskellers, die Umbauten der Mensen und die Putzabnahme im Sockelbereich gehörten noch zum ersten Bauabschnitt, berichtet Berger.
Stabileres Klima angepeilt
Im nächsten Jahr soll der zweite Bauabschnitt folgen, sofern alle Zuschüsse fließen. Dann geht es laut Berger um die Ertüchtigung der Heizungsanlage samt Warmluftheizung und den Einbau einer Klimaregulierung. „Wir haben die Raumfeuchte und Temperatur über einen längeren Zeitraum gemessen und festgestellt, dass sie tendenziell zu hoch sind. Das ist nicht gut für die Kunstwerke und fördert die Schimmelbildung. Hier wollen wir in Zukunft weniger Schwankungen und ein stabileres Klima haben”, erklärt Berger. Elektroinstallationen sowie die Konservierung und Restaurierung der Raumschale sind weitere Maßnahmen in 2021.
Ab Februar 2022 sollen dann im dritten Abschnitt die Konservierung und Restaurierung der Ausstattung, der Einbau der neuen Beleuchtung und der neuen Orgel in den Mittelpunkt rücken. Angedacht ist auch eine schalloffene Brüstung auf der ersten Empore für den besseren Klang.
Das bisherige Münster, das vielen als eher dunkel und gedrückt wirkend in Erinnerung ist, soll sich ab Ende 2022 deutlich verändert präsentieren. Peter Striffler und Architekt Berger verraten, worauf sich die Gläubigen freuen dürfen: „Auf ein helleres Gesamterscheinungsbild. Die Wandflächen werden deutlich heller, die Grundhelligkeit wird angehoben und das Beleuchtungskonzept mit einem renommierten Fachbüro aus Österreich umgesetzt.”
In den 1,7 Millionen Euro Gesamtkosten für die Innenrenovierung ist die neue Orgel nicht enthalten. Sie wird 690 000 Euro kosten. Darüber berichtet unsere Zeitung nächste Woche. . .
Sascha Bickel, Fränkische Nachrichten, 31.07.2020, www.web.de