Gemeindemitglieder packten selbst an

Löffelstelzer Dreifaltigkeitskirche - Nach drei Jahren Bauzeit wieder eröffnet / Dorfkirche erstrahlt in neuem Glanz / Buntglasfenster im alten Eingang

Weihbischof Gerhard Schneider feierte mit der Gemeinde ein Pontifikalamt und segnete das erneuerte Bauwerk. (Foto: Alina Veth)

Die Kirche in Löffelstelzen wurde jetzt nach einer dreijährigen Bau- und Renovierungsphase wieder eröffnet.
Die Feierlichkeiten begannen am Samstagnachmittag mit einem Empfang auf dem neuen Kirchenvorplatz. Für Unterhaltung sorgten dabei die Musikkapelle Löffelstelzen und der Kindergarten St. Martin.
Nach einer kurzen Ansprache von Michael Müller, Vorsitzender des Kirchengemeinderats und Ortsvorsteher in Löffelstelzen, segnete Dekan Ulrich Skobowsky die „neue alte” Kirche. Gemeinsam wurde das Band vor dem neuen Hauptportal durchtrennt und die Kirche zum ersten Mal seit drei Jahren für die Gemeinde geöffnet.
Die Kirche im barocken Stil wurde 1660/61 erbaut und ist der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Sie zählt zu den Kulturdenkmälern der Stadt Bad Mergentheim und bildet den Mittelpunkt des 1000-Einwohner-Dorfes. Zu Beginn der Bauplanung bestand lediglich der Wunsch nach einem barrierefreien Zugang mit Vorplatz und einem Hauptportal an der Seite, da die alte Eingangstür direkt auf die Hauptverkehrsstraße des Dorfes führte. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass sich das Dach in einem schlechten Zustand befand.

Nach Sanierung des Daches folgten weitere Renovierungsmaßnahmen: Die kostbare Stuckdecke und die Wände wurde gereinigt, Altäre und Skulpturen restauriert sowie neue Heizungen eingebaut. Der ehemalige Eingangsbereich wurde mit einem Buntglasfenster verschlossen. Aus einem geplanten dreiviertel Jahr Bauzeit wurden drei Jahre, in denen die kleine Dorfgemeinde ihre Gottesdienste im Gymnastiksaal und dem Dorfgemeinschaftshaus feierte.
Nach einem ersten kleinen Gottesdienst wurden alle Bürger zum Festakt in den Gemeindesaal eingeladen. In seiner Festrede lobte Michael Müller das große Engagement der Bürger: „Durch die ehrenamtliche Mitarbeit unserer Gemeindemitglieder konnten wir rund 100 000 Euro sparen. Ein herzliches Vergelt’s Gott an alle Helferinnen und Helfer!”
Anschließend überbrachte der stellvertretende Oberbürgermeister Andreas Lehr die Grußworte der Stadt Bad Mergentheim. Bundestagsabgeordneter Alois Gerig zeigte sich in seiner Rede begeistert über die geleistete Arbeit der Dorfbewohner.
Martin Salch, stellvertretender Ortsvorsteher von Löffelstelzen, betonte seine große Freude darüber, die Gottesdienste nun in der in neuem Glanz erstrahlenden Kirche feiern zu können. Kai Pfleger vom Verwaltungszentrum Bad Mergentheim erläuterte die Finanzierung der Kirchenrenovierung. Die Baukosten in Höhe von rund einer Millionen Euro wurden sowohl von der Kirchengemeinde Löffelstelzen, der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der Stadt Bad Mergentheim, als auch mit den Fördergeldern für Denkmalschutz des Landes und Bunds bestritten. Einen erheblichen Anteil der Kosten konnte durch Spenden gedeckt werden. „Ich freue mich über die gute Zusammenarbeit der Institutionen”, betonte Kai Pfleger. „Doch eine riesige und tolle Leistung ist die Eigenleistung der Bürger. Mehr als 4000 Stunden ehrenamtliche Arbeit wurden geleistet!” Danach folgte eine Bildershow mit Fotos der Baumaßnahmen.
Anschließend stellte der Künstler Julian Plodek sein Werk, das Buntglasfenster im alten Eingang der Kirche, vor. Für die Gestaltung des Fensters wurde ein Künstlerwettbewerb mit der Aufgabe, die Dreifaltigkeit dar zu stellen, ausgerufen. Plodek überzeugte die Jury mit seiner Darstellung des Himmels, der die Erde berührt, und der rötlich aufsteigenden Sonne als Verkörperung des Heiligen Geistes. Nach der abschließenden Rede von Dekan Skobowsky, der ebenfalls das „außergewöhnliche Engagement der Gemeindemitglieder” lobte, konnte der Abend bei einem gemütlichen Beisammensein ausklingen.
Am Sonntag zelebrierte Dr. Gerhard Schneider, Weihbischof von Rottenburg, gemeinsam mit Dekan Ulrich Skobowsky, Diakon Michael Raditsch und Diakon Bernhard Weiß das Pontifikalamt. Für den musikalischen Rahmen sorgte ein Chor mit Sängerinnen und Sängern aus Löffelstelzen und Bad Mergentheim. Parallel fand die Kinderkirche statt.
Weihbischof Schneider widmete seine Predigt dem neuen Buntglasfenster in der Kirche. Er betonte die Helligkeit, die durch dieses Fenster auch in den hinteren Teil der Kirche gelangen kann und dadurch Licht in das Innere des Gebäudes und in die Mitte der Gemeinde bringe.
Nach der Messe wurde im Gemeindesaal weitergefeiert. Im angrenzenden Gymnastiksaal konnten Fundstücke der Bauarbeiten und Baumaterialien besichtigt werden. Außerdem wurden Kirchenführungen angeboten. Der Tag endete mit einer Dankandacht. „In dieser Bauphase sind wir auch als Gemeinde zusammengewachsen”, erzählt Michael Müller. „Voll Vertrauen hoffen wir nun auf Gottes Beistand und schauen positiv in die Zukunft. Wir können wirklich stolz darauf sein, was wir geschafft haben.”

Alina Veth, Fränkische Nachrichten, 24.10.2019, www.fnweb.de