Gäbe es sie nicht, würde etwas fehlen

60 Jahre Kolpingsfamilie Markelsheim: In vielen Bereichen der Gemeinde und darüber hinaus engagiert

Neun Gründungsmitglieder konnten beim 60-Jahr-Jubiläum geehrt werden, drei von ihnen wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt (vorn von links): Karl Ikas, Michael Halbmann und Josef Englert. Vorn rechts das Leitungsteam der Markelsheimer Kolpingsfamilie, Marta Kimmelmann und Walter Wendel, hinten rechts Diözesanpräses Walter Humm. (Foto: Thomas Weller)

Groß ist das Engagement der Markelsheimer Kolpingsfamilie - in vielen Bereichen. Am Wochenende wurde mit Festakt und Festgottesdienst 60-jähriges Bestehen gefeiert.

Viele Veränderungen sind seit der Gründung am 4. November 1956 auf den Verein zugekommen, betonte Walter Wendel vom Leitungsteam, der die Gäste zur Feierstunde im Pfarrsaal begrüßte. So gelte es, zeitnah und aktuell zu bleiben - wobei fehlender Nachwuchs und hohes Durchschnittsalter Sorgen bereiteten.

In vielen Grußworten wurde die Leistung des Vereins gewürdigt. Kirchengemeinderatsvorsitzende Karin Imhof betonte, es gebe nur wenige, die sich so vielfältig einsetzten: „Markelsheim ohne Kolpingsfamilie? Nicht auszudenken!”

Oberbürgermeister Udo Glatthaar sprach von einer „tollen christlichen Gemeinschaft, die gesellschaftliche Verantwortung übernimmt”. Im Sinne Kolpings könne Integration gelingen, „wenn wir Flüchtlingen Heimat bieten und ihnen freundlich Werte und Regeln aufzeigen.” Ortsvorsteherin Claudia Kemmer dankte für die Vereinsarbeit, die den Ort zur Heimat mache: „Danke, dass es euch gibt.” Dass die Kolpingsfamilie internationales Flair besitzt, erklärte Resi Bokmeier, die die Verbindung zur Gemeinde Teteman in Ghana hervorhob. Sie überbrachte Glückwünsche von Pfarrer Simon Kofi Appiah, der dankbar an den von dem Markelsheimer Verein unterstützten Bau der Wasserversorgung in Teteman 2006 erinnerte. Dass die Arbeit in Markelsheim auch angesichts des Generationenwechsels bestens funktioniert, stellte Alois Baumann, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Bad Mergentheim, fest. Er überreichte eine Jubiläumskerze, die beim sonntäglichen Festgottesdienst geweiht wurde. Weitere Glückwünsche gab es von Ulrich Dallmann als Vertreter der Kolpingsfamilie Igersheim.

Vielseitiges Wirken
In ihrer umfassenden Rückschau vor allem auf die letzten zehn Jahre gab Schriftführerin Gabi Rabe einen beeindruckenden Einblick auf das vielseitige Wirken des Vereins. Er setzt sich im kirchlich-religiösen Bereich ebenso ein wie im weltlichen Geschehen. Beispiele für das gesellschaftliche Engagement im Dorf sind etwa das Maibaumstellen, die Weinbrunnenbewirtschaftung beim Weinfest, das Straßenfest, die Seniorenweihnachtsfeier und nicht zuletzt die beliebten Theateraufführungen. Groß ist die Liste der weiteren Aktivitäten - von Ausflügen bis zu Tanzveranstaltungen.

Besonders hob Gabi Rabe die Patenschaft mit der Ghanaer Gemeinde Teteman hervor, die durch die damalige Entwicklungshelferin Resi Bokmeier angebahnt und 1995 durch die katholische Kirchengemeinde begründet wurde. Für den Aufbau 2006 und die Reparaturarbeiten 2013 der dortigen Wasserversorgung habe die Kolpingsfamilie bereits fast 15 000 Euro gespendet. Ebenso wurden von privater Seite, durch Stiftungen und Firmen weitere Projekte in Ghana unterstützt. Wesentlichen Beitrag habe die Musikkapelle durch häufigen Verzicht auf Gage geleistet.

2016 werde eine Baumaktion in Ghana mit 2500 Euro von der Kolpingsfamilie Markelsheim unterstützt. Denselben Betrag habe ein Privatunternehmer gespendet, von der „Aktion Hoffnung” kämen noch einmal 5000 Euro hinzu.

Die Schriftführerin erwähnte zudem das durch unermüdliches Engagement von Philipp Kimmelmann erreichte große Spendenaufkommen. Außerdem informierte sie über zahlreiche weitere Spenden für kirchliche Bereiche, Kliniken, Jugendhilfe und Grundschule bis hin zur Unwetterhilfe für Braunsbach.

In seinem Festvortrag ging Diözesanpräses Walter Humm aus Stuttgart auf den Wandel des Zusammenschlusses unverheirateter, katholischer Wandergesellen zum modernen sozialen Verband ein. Er erinnerte an Johann Gregor Breuer, der 1846 den Elberfelder Gesellenverein gründete. Dieser sei die Keimzelle des Kolpingwerks gewesen. Weil nach 1945 die Gesellenwanderung nicht mehr festgeschrieben war, habe heute die Kolpingsfamilie kein klassisches Nachwuchspotenzial mehr. Stattdessen habe man sich stärker der Kirche angeschlossen, sei aber auch mit der Kirche alt geworden. Das Nachwuchsproblem sei gravierend: „Ein Drittel der Kolpingsfamilien wird sterben, ein weiteres Drittel ist schwer krank”. Der Rest jedoch sei gut aufgestellt und es werde spannend zu beobachten sein, „wie junge Menschen da hineinwachsen, wenn wir unser Sozialprinzip, unsere Soziallehre auf die örtliche Ebene herunterbuchstabieren.” Das Suchen nach neuen gemeinsamen Themen nannte er die Herausforderung der Zukunft.

Ehrungen ausgesprochen

Neun Gründungsmitglieder wurden durch Marta Kimmelmann vom Leitungsteam geehrt, drei von ihnen zu Ehrenmitgliedern ernannt. Einer von ihnen, Altortsvorsteher Michael Halbmann, blickte zurück in die Gründungszeit, schaute aber auch in die Zukunft. Die 60 Jahre seien ein besonderer Lebensabschnitt „mit Erfahrungen, die wir nicht mehr missen wollen”.

Die Gemeinsamkeit sei eine besondere Stärke der Markelsheimer Kolpingsfamilie. „Ich musste mich damals von meinem Amt als Kolpingssenior trennen, als ich heiratete”, so Halbmann. „Vieles hat sich seither verändert - in vielen Bereichen nicht zum Nachteil.”

Dass die Kolpingsfamilie ein spendenfreudiger Verein ist, stellte sie auch bei diesem Festakt unter Beweis. So überreichten Marta Kimmelmann und Walter Wendel an die katholische Kirchengemeinde St. Kilian 1300 Euro für die Renovierung des Pfarrsaals sowie 1000 Euro an Pater Basil für die Einrichtung der Trinkwasserversorgung in dessen Heimatgemeinde in Nigeria. Dank sagte der Präses der Markelsheimer Familie, Pater Basil, „diesen begeisterten Menschen, die ihren Glauben leben” und die mit beeindruckendem Engagement anderen Menschen helfen, in Freude zu leben. Dynamisch und lebendig sei die Kolpingsfamilie - „bei uns hat sie Zukunft.” Gesellig klang die Feier aus. Umrahmt wurde der Festakt von der Musikkapelle Markelsheim unter Leitung von Gerd Landkammer sowie Sonja Metzger auf der Panflöte.

Thomas Weller,Fränkische Nachrichten, 06.12.2016, www.fnweb.de