Flucht vor dem Krieg mit Leben bezahlt

Einziges Kriegsgrab auf dem Friedhof saniert - Muschelkalk-Grabstein ersetzt Holzkreuz / Gemeinde finanziert Messingplakette

Christan Lang (links) und Wolfgang Ikas haben das Holzkreuz auf dem einzigen Kriegsgrab des Igersheimer Friedhofes durch einen Grabstein ersetzt. Auf ihm ist eine Messingplakette angebracht. (Foto: Hans-Peter Kuhnhäuser)

Das einzige Kriegsgrab des Igersheimer Friedhofs wurde jetzt saniert. Das bisherige Holzkreuz wurde von einem Muschelkalk-Grabstein ersetzt, die Stadt stiftete eine Messingplakette.

Wie im gesamten Südwesten tobte auch im Taubertal im Frühjahr 1945 der „Endkampf”. Die geschlagenen und desillusionierten Reste der Wehrmacht und vereinzelte SS-Verbände boten den vordringenden US-Amerikanern nur noch partiellen und oftmals kurzen Widerstand. Gegen die materielle und zahlenmäßige Überlegenheit der vorrückenden Amerikaner hatten sie keine Chance.

Durchhaltewillige Offiziere und lokale Nazi-Größen forderten den Kampf bis zum letzten Blutstropfen, doch die Maulhelden zogen zumeist als erste die Flucht dem Kampf vor. Die Opfer waren die Zivilbevölkerung und nicht zuletzt diejenigen Soldaten, die von ihren Vorgesetzten in einen sinnlosen Tod getrieben wurden oder den Wahnsinn ob seiner Aussichtslosigkeit nicht mehr mitmachen wollten.

Der Wehrmachts-Unteroffizier Hans Petersmark war einer von ihnen. Er versuchte, sich dem Untergang zu entziehen und wollte sich, wie es der Igersheimer Christian Lang herausgefunden hat, von seiner Truppe absetzen und somit desertieren. Auf dem Weg nach Markelsheim wurde er am 10. April 1945 von auf dem Neuhaus liegenden Waffen-SS-Soldaten beschossen und schwer verwundet.

„Um zu verhindern, dass ihm jemand hilft, schossen diese Wahnsinnigen sogar Sperrfeuer”, berichtet Lang. Petersmark starb an den Folgen seiner Verwundung und wurde auf dem Igersheimer Friedhof beerdigt.

Sein Grab ist das einzige Kriegsgrab, gepflegt wird es von der Gemeinde. Lang, der sich mit dem Buch „Soldatenleben - Auf den Spuren meines Großvaters” mit dessen Briefen von der Front und damit den Folgen des Krieges für einen einfachen Soldaten beschäftigt hat, erneuerte bereits Anfang der 2000er Jahre das damals angebrachte Holzkreuz.

Nun hat er zusammen mit dem Igersheimer Steinmetz Wolfgang Ikas das wiederum vermorschte Kreuz durch einen Grabstein ersetzt. Es handelt sich um einen Muschelkalkfindling, auf dem Ikas eine von der Gemeinde finanzierte Messingplakette mit den Daten des damals 43-jährigen Petersmarks eingearbeitet und befestigt hat.

„Wir wollten das Grab vor dem Volkstrauertag fertig haben, das ist uns gelungen”, sagten Ikas und Lang. „Es soll erinnern und zum Frieden mahnen”, wünschen sich die beiden. Erreichen wollen sie damit nicht nur die sinkende Zahl derer, die diese noch Zeit miterleben und durchleiden mussten, sondern besonders die jüngeren und künftigen Generationen.

Hans-Peter Kuhnhäuser,  Fränkische Nachrichten, 17.11.2017, www.fnweb.de