Florale Motive auf Schritt und Tritt

Bürgerforum Stadtbild: Bad Mergentheim Grün /Abschluss der Serie

Ein Glücksfall hat es gefügt, dass die Fresken der Dominikanermystik in der Saktistei der Marienkriche genau datiert, ja sogar namentlich zugeordnet werden können. Stilistische Vergleiche lassen den Schluss zu, dass der 1311 verstorbene Frater Rudolfus von Wimpfen nicht nur in seinem Kloster, sondern auch in Mergentheim gemalt hat. (Foto: I. Rohloff)

Als letzte Folge der Stadtbild-Serie sind florale Motive der Kunst angeregt worden. Im Einklang mit der winterlichen Jahreszeit begegnen wir dabei weniger naturalistischen Darstellungen. Dem architektonischen Dekor entsprechen nun einmal eher allegorische, heraldische, sinnbildliche Motive. Die freilich sind dicht gestreut. Der Flaneur muss sie nur wahrnehmen, entdecken.

Beginnen wir mit dem Stadtwappen. Hans Heinriche Ehrler hat es beschrieben: „Meiner Vaterstadt Wappen, vom Deutschen Orden bekommen, führt im Schild ein schwarzes Kreuz. Unter dem Querbalken blüht links und rechts je eine Rose, ob dem Balken glänzt je ein Stern. Inmitten sitzt der Reichsadler. Welche deutsche Stadt hat ein Wappen gleich geweihter, gleich freudiger, gleich erhabener Bedeutung?”

Stern und Rose stammen wohl als Attribute aus der Lauretanischen Litanei. Alte Mergentheimer ärgern die roten Sterne; zum Glück nicht fünfzackig. Ihr Gold wurde aus heraldischen Gründen verweigert, doch gelten für religiöse Symbole weniger strenge Regeln. Wäre das nicht einen Vorstoß wert?

Rosenmotiven begegnen wir am Portal der Marienkirche, drinnen mit den Rosenkreuzmedaillons und dem Glasfenster von 1916. In der Sakristei der Marienkirche stützt sich der gotische St. Christophorus auf einen schlanken Lindenstamm, kenntlich an den herzförmigen Blättern. Eine Rosengirlande weist schließlich auch das Gitter der Gnadenkapelle in der Kapuzinerkirche auf.

Hausmadonnen und Josefs-Figuren tragen langgestielte Lilien als Sinnbilder der Keuschheit. Die stilisierten goldenen Linien im Hochmeisterkreuz soll angeblich der französische König XI. anno 1250 dem Ordensmeister gestiftet haben, jedenfalls ähneln sie den royalen fleur-de-lys. Im Wappen des Hochmeisters Wolfgang Schutzbar grünen Kleeblätter. Florales Dekor der Renaissance wurde nach dem letzten Krieg in den Deckengewölben des Münsters freigelegt. Ein eherner Lorbeerkranz fasst den Porträtkopf Ludwig van Beethovens auf der 1927 enthüllten Gedenktafel des nobelgrauen Eckhauses Burgstraße-Schüttplatz, leider am falschen Beethovenhaus, wie Stadtarchivarin Christiane Schmidt dargelegt hat.

Exotischer Lotos

Exotisch wird's mit den Lotosblüten im Schellenhäusle, zugänglich bei Führungen mit dem prächtig gewandeten Hofgärtner alias Tillmann Zeller. Zum Schluss ein Hinweis auf die Pinienzapfen, die den ver-rückten Fischbrunnen im Äußeren Schlosshof und den Bogen zwischen den Zwillingshäusern zieren. Wegen seiner zahlreichen geschuppten Samen galt er als Sinnbild der Fruchtbarkeit und gekrönt meist auch oft die christlich verbrämte Allegorie des Lebensbrunnens. 

Fränkische Nachrichten, 19.01.2017, www.fnweb.de