Ein „Oberhirte” mit sehr hohem Ansehen

Katholische Kirche - Ehemaliger Dekan Ulrich Skobowsky als „charismatischer Prediger” nach Tübingen verabschiedet / „Wiedersehen gern auch als Bischof oder Kardinal”

Mit Worten hoher Anerkennung und Wertschätzung wurde der langjährige Dekan und Bad Mergentheimer Stadtpfarrer Ulrich Skobowsky (Mitte) verabschiedet. Unser Bild zeigt ihn mit den Gewählten Vorsitzenden der Seelsorgeeinheit „L.A.M.M.“ (von links) Rudi Kromer (Bad Mergentheim), Andrea Haag (Apfelbach), Karin Imhof (Markelsheim) und Michael Müller (Löffelstelzen). (Foto: Peter Keßler)

Einen Wanderstock mit Stocknägeln zu allen seinen Lebensstationen erhielt Pfarrer Ulrich Skobowsky (Mitte) im Namen der Mitarbeiter von Verwaltungsdirektor Peter Striffler (links) und seinem Stellvertreter Kai Pfleger. (Foto: Peter Keßler)

Aktuelle Verkündigung, Teamgeist und Offenheit für die Menschen prägten die zehnjährige Dienstzeit von Dekan Ulrich Skobowsky. Würdig verabschiedet, wechselt er nun nach Tübingen.
Zehn Jahre lang war Ulrich Skobowsky Stadtpfarrer in Bad Mergentheim und der Seelsorgeeinheit „L.A.M.M. (Löffelstelzen, Apfelbach, Mergentheim, Markelsheim)”. Zusätzlich trug er als Dekan Verantwortung für 19 Gemeinden in vier Seelsorgeeinheiten. Jetzt wird er Leitender Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Tübingen mit 20 000 Katholiken in sechs Kirchengemeinden.

Beeindruckende Abschiedspredigten kennzeichneten die drei Messfeiern am Wochenende, mit denen er sich von seiner Gemeinde verabschiedete. Theologisch wohlbedacht und aktuell zugespitzt wies er noch einmal auf den Kern des Evangeliums hin. Jesus, das sei seine Erfahrung gerade aus den jetzigen Corona-Zeiten, „ist nicht überholt, sondern wir haben ihn immer noch nicht eingeholt”.

Nach dem, was Glaube und Gemeinschaft ausmache, müsse man weiterhin suchen. Und „wo Gott der Schatz ist, da rückt auch der Mensch in den Mittelpunkt”. Jesu Traum von einer neuen Welt müsse sichtbar werden im eigenen Leben – bei den Jungen und den Älteren. „Die Schatzsuche beginnt mit dem Hören. Aufeinander und in mich hinein”.

Musik auf hohem Niveau umrahmte die Feierstunde im voll besetzten Johannessaal des katholischen Gemeindehauses. Es musizierten Felix Herzog (Violine), Prisca Gleinser-Löffler, Ulrike Müller, Michael Konrad und Wolfgang Weiß (Gesang) sowie Kirchenmusikdirektor und Regionalkantor Michael Müller (Klavier und Leitung).

Rudi Kromer, Gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats Bad Mergentheim, würdigte die vielfältige Leistung des scheidenden Pfarrers und Dekans. Verkündigung und Seelsorge seien ihm besonders am Herzen gelegen. Dem Pastoralteam und den Ehrenamtlichen sei er „auf Augenhöhe begegnet”. Mutig habe Ulrich Skobowsky Dinge angepackt und Jung und Alt angesprochen. Ein humorvoller Redner sei er gewesen und er habe ein offenes Haus gehabt.

Nach dem Vorbild von „Deutschland sucht den Superstar” präsentierten Pastoralteam und Kirchengemeinderat den Gästen die mitreißende Live-Show „Das LAMM sucht den Superhirten“. Die Jury aus Hariolf Scherer, Pastoralreferent Jens Jörgensmann und Rudi Kromer bewertete humorvoll und sehr treffend die Persönlichkeit Ulrich Skobowskys. Da hörte man von „guter Teamleitung” und „überragend als Gastgeber”, gelobt wurden Eigenschaften wie „er hat sich hinter seine Mitarbeiter gestellt” oder „er war strategisch gut darin, Mitarbeiter ins Taubertal zu locken”. Spontanen Beifall des Publikums erhielt die sehr gute Bewertung als „charismatischer Prediger”, Zustimmung fand: „Er sucht nach seinen Schäfchen, auch den schwarzen”. Klar, dass am Ende ein goldener Konfettiregen, ein gitarrenspielender Engel als Preis und ein Fotobuch mit Erinnerungen an die hiesige Zeit auf ihn warteten.

Wie hoch Ulrich Skobowsky als Person und Theologe im Pastoralteam geschätzt wurde, verriet Gemeindereferentin Sr. Katharina mit sehr ernsthaften Plaudereien „aus dem Nähkästchen”. Für die Mitarbeiter (allein in Bad Mergentheim mit der angegliederten Stiftung St. Johannes sind es rund 250) sprach Verwaltungsdirektor Peter Striffler. Er hob die „menschliche und fürsorgliche Art” hervor, mit der der Pfarrer Probleme bewältigt habe. Immer habe er ein offenes Ohr gehabt und Unterstützung bei wegweisenden Entscheidungen gegeben. So „genießen Sie ein sehr hohes Ansehen bei allen” – er sei sozusagen der „Oberhirte”.

Im Blick auf die Christen als „wanderndes Gottesvolk” überreichte er zusammen mit seinem Stellvertreter Kai Pfleger als Abschiedsgeschenk einen Wanderstock. Der weist in den einzelnen Stocknägeln die beruflichen und privaten Lebensstationen Ulrich Skobowskys auf – angefangen bei der Kindheit in Wiesensteig über die Auslandsaufenthalte in Lyon und Jerusalem, die Repetentenstelle in Tübingen und das Jugendpfarramt in Biberach bis hin nach Bad Mergentheim. Der erneute Stocknagel „Tübingen“, so Peter Striffler, sei nicht als Zielpunkt gedacht – darum stehe an der Spitze die Zukunftsperspektive „Diözese”.

Für die Gruppierungen, besonders für Kolping-Familie und Frauenkreis, richteten Brigitte Firsching und Claudia Michelberger bildhafte Dankesworte an den scheidenden Pfarrer, die von hoher Wertschätzung zeugten.

Die Menschen in all ihrer Vielfalt und Verschiedenheit, das betonte Pfarrerin Regina Korn, seien Ulrich Skobowsky stets wichtig gewesen, „jenseits aller Dogmatik, aller theologischen Auseinandersetzung”. Als Pfarrer seien sie einfach Kollegen gewesen trotz des unterschiedlichen Amtsverständnisses ihrer Kirchen. Sein ökumenisches Engagement habe „viele Schranken und Hindernisse vergessen lassen und es möglich gemacht, gemeinsam Glauben zu leben in aller Verschiedenheit”.

Dafür danke sie ihm im Namen aller evangelischen Kollegen, der „evangelischen Geschwistergemeinde” und auch der dienstlich verhinderten Dekanin Renate Meixner.

Oberbürgermeister Udo Glatthaar dankte für die „unglaublich segensreiche, von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit”, für Ulrich Skobowskys soziale Arbeit, die gelebte Nächstenliebe und auch die vielen Sanierungen von Gebäuden. Er habe Offenheit und Verständnis gezeigt für die Belange der kommunalen Gremien. „Auf Wiedersehen”, rief er ihm zu, „gern auch als Bischof oder Kardinal”.

Mit mutmachenden Worten verabschiedete sich Ulrich Skobowsky von den Besuchern. Keinen einzigen Tag habe er es bereut, nach Bad Mergentheim gekommen zu sein, doch „mir war klar, dass mein Weg weitergeht”. Sein Wunsch sei, dass man im Taubergrund weiterhin auf gleicher Höhe miteinander lebe, doch „Augenhöhe ist das Normalste für die Welt und doch so schwer”.

Der in der Kirche übliche Satz „Die Laien helfen dem Pfarrer” sei absolut falsch, denn „Gemeinden gab es schon vor dem Pfarrer” und „gerade von den kleinen Gemeinden kann man lernen: Wir kümmern uns selber”.

Pfarramtlicher Administrator bis zum Antritt von Pfarrer Thomas Frey im Frühjahr 2021 ist der Weikersheimer Pfarrer István Gegoe.

Peter Keßler, Fränkische Nachrichten, 28.07.2020, www.fnweb.de