Die Botschaft des Bildes ist entscheidend

Deutschordensmuseum: Sonderausstellung „Bibelillustrationen” eröffnet / Werke von fünf Künstlern aus sechs Jahrhunderten vertreten

Offiziell eröffnet wurde die Sonderausstellung "Botschaft im Bild" mit 160 Bibelillustrationen aus sechs Jahrhunderten. Unser Bild zeigt (von links) Generalassistentin Schwester Maria Regina Zohner, Museumsdirektorin Maike Trentin-Meyer M.A., den Sammler Thomas Emmerling und Kirchenmusikdirektor Michael Müller vor Grafiken von Otto Dix. (Foto: Peter Kessler)

Die Sonderausstellung „Bibelillustrationen” wurde im Deutschordensmuseum eröffnet. Sie dauert bis zum 8. Januar 2017.

Spannende Vergleiche zwischen den Bibelillustrationen von fünf Künstlern aus sechs Jahrhunderten ermöglicht das Deutschordensmuseum mit seiner Sonderausstellung „Botschaft im Bild”.

Was die Besucher bis zum 8. Januar betrachten können, wurde bei der Eröffnungsveranstaltung passend musikalisch ergänzt durch den Bad Mergentheimer Jugendchor St. Johannes. Unter Leitung von Kirchenmusikdirektor und Regionalkantor Michael Müller und mit den Solisten Britta Handrup (Flöte), Luca Kercher (Klavier) und Tim Glass (Conga) trug er als "Botschaft im Lied" niveauvoll ein Ave Maria aus dem 17. Jahrhundert, zwei hebräische Lieder und ein mit Samba-Rhythmus unterlegtes „Cantate Basilia” vor.

„Wir haben verlernt, Bilder zu lesen”, stellte Schwester Maria Regina Zohner, Generalassistentin des Deutschen Ordens, in ihrem Grußwort fest. Die Ausstellung habe aber eine Bildwelt eingefangen, die über Jahrhunderte gedauert habe. Darum: „Nehmen Sie Zeit mit - die Botschaft des Bildes ist entscheidend!”, ermunterte sie die Besucher zum Besuch der Ausstellung.

Faszinierender Dialog
„Hier findet Begegnung statt und dann erinnert sich deine Seele”. In jedem Bild sei etwas eingefangen von unserem Menschsein und das werde überhöht in theologische oder mariologische Dimension. „Begegnen Sie dem Bild, damit Sie der Welt begegnen können!”. Der Sammler Thomas Emmerling würdigte die Anstrengung des Deutschordensmuseums bei der Gestaltung der Ausstellung der Bibelillustrationen. Die Art der Hängung der 160 Grafiken aus sechs Jahrhunderten erzeuge große Spannung und ermögliche einen faszinierenden Dialog zwischen den Künstlern. Jeder von ihnen „drückt hier seine Frömmigkeit in unterschiedlicher Sprache aus”. Kunst bringe überhaupt Werte zum Ausdruck - sie sei damit ähnlich dem Deutschen Orden, der „sehr viel beigetragen hat zur Stabilisierung der abendländischen Werte. Er hat ebenso wie die Künstler Verantwortung übernommen”.

„Grafik spricht uns alle an” stellte Thomas Emmerling fest. Dabei ließen die fünf ausgestellten Künstler die weite Spanne erkennen vom Aufbruch der Renaissance über die Sturm- und Drangzeit bis zur Zeit der Veränderungen im 20. Jahrhundert. Martin Schongauer habe das Tor aufgetan zur Renaissance und beginne Perspektive hereinzubringen. Salvador Dalí sei „exzentrisch, verrückt”, sein Verdienst aber sei, dass „er uns allen erlaubt hat, verrückt zu sein". Dabei sei der Maler tief religiös gewesen. "Für ihn war Gott etwas Metaphysisches, das absolut Surreale und zugleich Reale. Er hat mit dieser Einstellung sich selbst gesucht”.

„Müssen miteinander reden”

Das Spannende bei Gustave Doré sei „die Genauigkeit in aller Dramatik der Romantik”. Es sei kein Wunder, dass die Szenerie seiner Bilder oft wieder in Hollywood-Filmen auftauche. Otto Dix sei zum Atheisten geworden im ersten Weltkrieg. Es gehe ihm um eine Kritik am unreflektierten Gehorsam. Darum beginne sein Matthäusevangelium mit Abraham und Isaak, wo deutlich werde, dass „das Gottvertrauen viel wichtiger ist als der blinde Gehorsam”. Marc Chagall schließlich als chassidischer Jude „träumt von der Heimat in Gott”. Für ihn sei der Dialog der Religionen das Wichtigste gewesen.

Auf den Dialog, so der Sammler, komme es auch ihm an, wenn er seine Kunstwerke ausstelle - den Dialog zwischen Wert und Betrachter und auch zwischen den Besuchern. Das sehe er als seine Verantwortung an, denn „wir müssen viel mehr miteinander reden in dieser Zeit”.

Museumsdirektorin Maike Trentin-Meyer M.A. dankte allen Sponsoren und wies hin auf das reiche Veranstaltungsprogramm zur Sonderausstellung. Beispielhaft skizzierte sie die Unterschiede zwischen den Darstellungen der fünf Künstler und ihrer Interpretation von Gott und Mensch. Sie selbst habe das Schweißtuch der Veronika aus der Sammlung des Deutschordensmuseums zur Sammlung dazu gefügt - es zeige die Spannung zwischen biblischem Bilderverbot und der Darstellung Gottes.

Rahmenprogramm
Am Mittwoch, 13. Juli, 19 Uhr gibt es „Essen und Trinken zu biblischen Zeiten”, gestaltet von Schülern der EPE-Schule Bad Mergentheim.
Über „Der Deutsche Orden und die Reformation” spricht Prof. Dr. Udo Arnold am Mittwoch, 20. Juli, 19.30 Uhr.
Dekanin Renate Meixner, Weikersheim, spricht am Donnerstag, 15. September, 19.30 Uhr, über „Ich bin ein Fremder gewesen...”
Für Senioren geht es am Mittwoch, 20. Juli, 15 Uhr, um Marc Chagall, auch Workshops werden ab Oktober angeboten.
Zahlreiche Führungen gibt es, die nächste am Samstag, 30. Juli, 14.30 Uhr. Eine Führung mit dem Sammler Thomas Emmerling findet am Sonntag, 2. Oktober, 14.30 Uhr, statt. Weitere Termine sind nach Vereinbarung unter Telefon 07931/52212 zu buchen.

Peter Kessler, Fränkische Nachrichten, 04.07.2016, www.fnweb.de