Den Sinn für das Evangelium wecken

Katholische Kirche - Michael Raditsch von Bischof Fürst in Zwiefalten zum Diakon geweiht und in Löffelstelzen feierlich eingeführt

von links: Rolf Weiß (Kirchengemeinde), Michael Raditsch und Dekan Ulrich Skobowsky. (Bild: Fränkische Nachrichten)

Die Gruppe mit dem Diözesanbischof Dr. Gebhard Fürst und dem neuen Diakon Michael Raditsch (links neben dem Bischof) in Zwiefalten. (Bild: Fränkische Nachrichten)

Bischof Dr. Gebhard Fürst hat in Zwiefalten Michael Raditsch zum Diakon geweiht. Kurz Zeit später wurde der neue Diakon in Löffelstelzen feierlich eingeführt.

Unter dem Leitwort „Handle danach und du wirst leben” (Lk 10, 28) weihte Bischof Dr. Gebhard Fürst im voll besetzten Münster Mariä Geburt in Zwiefalten sechs Männer durch Handauflegung und Gebet zu Diakonen - unter ihnen der in Löffelstelzen lebende 46-jährige Michael Raditsch.

Nach seiner Ausbildung zum Krankenpfleger und Logopäden arbeitete er in verschiedenen Krankenhäusern, bevor er stellvertretender Hausoberer des Caritas-Krankenhauses Bad Mergentheim und der Seniorendienste Tauberfranken wurde. Entsprechend der „Rahmenordnung für die Ständigen Diakone” ist es die besondere Aufgabe des Diakons, die diakonischen Dienste in der Gemeinde anzuregen und heranzubilden. Sein Dienst zielt darauf, „in der ganzen Gemeinde den Sinn für das Evangelium zu wecken und wach zu halten”, so der Bischof in seiner Ansprache.

Bei der Diakonenweihe gab es eine Reihe besonderer Rituale - zum Beispiel das intensive Gebet im Liegen vor Gott, das ein Ausdruck des tiefen Gottvertrauens der angehenden Diakone ist. Außerdem legte jeder Kandidat seine Hände in die Hände des Bischofs: Diese Geste steht symbolisch für das gegenseitige Vertrauen ineinander.

Vor dem Weihegebet legte der Bischof schweigend die Hände auf den Kopf der zukünftigen Diakone. Dann sprach er das Weihegebet. Im Anschluss daran zogen die Diakone ihre liturgische Kleidung an. Jeder Diakon bekommt zudem eine Bibel überreicht: „Die Verkündigung des Evangeliums ist eine ihrer zentralen Aufgaben. Dieses Buch sei Zeichen für den Menschen Jesus, der am Ende der Zeit als unser Ziel steht”, so der Bischof weiter. Von der Pfarrei zur Heiligsten Dreifaltigkeit Löffelstelzen und der Seelsorgeeinheit „LAMM” fuhren ein voll besetzter Bus und zahlreiche Privatautos zur Weihe nach Zwiefalten auf der schwäbischen Alb. Der Festgottesdienst im Münster war sehr harmonisch, innig und beeindruckend.

Die Fahnenabordnungen der Kirchengemeinde und des Walldürner Wallfahrtsvereines brachten beim Ein- und Auszug in das Münster zu Zwiefalten ein ganz besonderes Flair mit. „Wir Löffelstelzer sind stolz, einen Diakon zu haben - wir sind Diakon” war nach dem Festgottesdienst bei den anschließenden Gratulationen zu hören. Dabei durfte ein Gruppenfoto mit dem Bischof natürlich nicht fehlen. Während die neuen Diakone den Tag in familiärer Atmosphäre ausklingen ließen, hat die Gruppe aus Löffelstelzen Untermarchtal im schwäbischen Oberland besucht. Die dort lebenden Vinzentinerinnen leiten ein Kloster nach den Regeln des Ordensgründers Vinzenz von Paul und nach Luise von Marillac.

Am Hochfest zur Heiligsten Dreifaltigkeit, dem Titularfest in Löffelstelzen, wurde Michael Raditsch in sein Amt des Diakons in Löffelstelzen feierlich eingesetzt. Dekan Ulrich Skobowsky gratulierte Michael Raditsch, las die Ernennungsurkunde des Bischofs vor und erklärte der Gemeinde das Amt des Diakons. Diakon, das heißt übersetzt Diener. Das klingt altmodisch und wie ausgedient. Dennoch, Diakone gehen das Risiko ein: Noch einmal da beginnen, wo alles seinen Anfang nimmt - beim Herrn, der seine Knechte seine Freunde nennt. Das Wagnis eingehen, sich für andere gläubig einzusetzen. Das Neue wollen: den Anderen tatsächlich wahrzunehmen. Und immer wieder: Begegnungen, Gespräche, Miteinander. Diakon, Diener ist modern und voll im Trend. Der neue Diakon wird im Bereich der caritativen Aufgaben und in der Arbeit mit freiwillig Engagierten tätig sein. In Vertretung der Kirchengemeinde überreichte Rolf Weiß ihm ein Geschenk und freute sich auf die Zusammenarbeit mit ihm.

Ortsvorsteher Egon Brand überbrachte die Glückwünsche der bürgerlichen Gemeinde. Bevor die Gottesdienstbesucher andächtig betend und singend zur Prozession mit dem Allerheiligsten durch die Straßen Löffelstelzens gingen, bedankte sich Michael Raditsch in einer kurzen Ansprache bei der Gemeinde für ihre offene Art und die Glückwünsche. „Ich habe mich in Zwiefalten sehr gefreut, als ich aus dem Fenster blickte und die Fahnen und Abordnungen meiner Gemeinde entdeckt habe.”

„Ich will das Auge der Gemeinde sein und bitte um Nachsicht, wenn ich anfangs noch nicht alles sehe. Ein guter Ochse zieht den Karren langsam an”, so Raditsch weiter. Am Ende der Feierlichkeiten zum Dreifaltigkeitsfest gratulierte die Gemeinde persönlich am Ausgang des Gemeindesaales. Der erste Schritt auf dem Weg zum Diakon ist der „Theologische Kurs”. Die anschließende nebenberufliche Ausbildung dauert drei Jahre. Dabei handelt es sich auch um einen persönlichen Reifeprozess, der ohne Rückhalt nicht möglich ist: Der Ausbildung müssen beispielsweise die Ehefrau, der Ortspfarrer, die Pfarrgemeinde und der Bischof zustimmen. Vor der eigentlichen Ausbildung prüfen mögliche Bewerber ihre Eignung selbst - anhand von Kriterien wie Kontaktfreude, Engagement in der Gemeinde und einer positiven Lebenseinstellung.

Außerdem müssen sie mindestens 35 Jahre alt sein und sich im Familien- und Berufsleben bewährt haben. Die Ausbildung umfasst sowohl Studienwochen, in denen die angehenden Diakone ihre theologischen und pastoralen Kenntnisse vertiefen, als auch praktische Phasen in den Gemeinden vor Ort. Interessierte können sich in den Pfarrämtern melden.

Fränkische Nachrichten, 13.06.2017, www.fnweb.de