Charity-Konzert für Münsterorgel-Restaurierung

Rotaryclub Bad Mergentheim: Am Sonntag, 10.Juni, um 16.30 Uhr in der Marienkirche / „Königin“ der Instrumente

Die sanierungsbedürftige Orgel im Bad Mergentheimer Münster (Foto: Gottfried Müller)

Ein Charity-Konzert für die Restaurierung der Münsterorgel veranstaltet der Rotaryclub Bad Mergentheim am Sonntag, 10. Juni.

Vor einem halben Jahr wurden der Orgelbau und die Orgelmusik in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe der Unesco ernannt. Was bedeutet das? Es geht um die besondere Würdigung von Kulturformen die unmittelbar von menschlichem Wissen und menschlichem Können getragen werden. Damit wollte man dem Instrument Orgel, der Herstellung der Orgel und der Orgelmusik einen besonderen Platz einräumen.

Weltweit gibt es viele Orgeln, nirgends gibt es aber so viele wie in Deutschland. Es gibt Kirchenorgeln und Konzertorgeln in Festsälen, es gibt Heimorgeln, Drehorgeln und Orgeln auf Jahrmärkten. Der Orgelbau hat in Mitteleuropa eine große Tradition und es gibt Schulen von Orgelbauern, die berühmt sind. In jeder Kirche, Kapelle, Kathedrale, in jedem Krankenhaus, in vielen Schulen, an allen Universitäten und in allen großen Konzertsälen gibt es in Deutschland Orgeln. Die Orgel ist ein Instrument, das in der Regel auf den Raum speziell konzipiert wurde. Das heißt, es gibt unter den Orgelbauern Spezialisten , die zusammen mit Organisten eine Orgel klanglich und baulich entwerfen, passend zum Bau und zur Akustik.

Als Königin der Instrumente wird die Orgel vielleicht auch deshalb bezeichnet, weil sie eigentlich ein Orchester darstellt – man hat fast alle Instrumente, selbst Streichinstrumente versucht nachzuahmen, und die Klänge die gewünscht werden, mithilfe von speziellen Pfeifenarten nachgebildet.

Innerlich beherrschen
Die Vielfalt der Stimmen einer Orgel muss der Organist innerlich beherrschen. Er kann dies mit seinem speziellen Spieltisch, der im Gegensatz zu einem Klavier besonders aufgebaut ist. Während die Spielbreite in der Regel nur etwa vier Oktaven beinhaltet, gibt es ein zweites, drittes Manual , ja bis zu acht wurden schon verwendet, die alle übereinander liegen und die der Organist betätigen kann. Er kann also mit der linken Hand auf einer Tastatur spielen während er mit der rechten Hand auf einer anderen Tastatur spielt. Mit den Händen kann der Organist zusätzlich verschiedene Register schalten oder ziehen, das heißt verschiedene Klangfarben durch verschiedene Pfeifenarten einschalten. Man kann diese Klangfarben auch koppeln und dadurch erneut eine völlig andere „Stimmung” erzielen.

Der Umfang einer Orgel und die Größe einer Orgel kann sehr unterschiedlich sein, es gibt Orgelpfeifen, die nur drei bis vier Zentimeter groß sind und es gibt tatsächlich welche die 20 Meter erreichen. Man spricht dann von den langen 64 Fuß-Pfeifen. Solche Riesenpfeifen findet man zum Beispiel in Kathedralen.

Rechnet man pro Register einer Orgel mit wenigstens 50 Pfeifen so kann man sich vorstellen, dass eine Orgel mit 100 Registern, fünf Manualen und Pedal ein enorm mechanisches und kompliziertes Produkt darstellt. Restaurierungen von Orgeln sind immer wieder nötig – so auch in Bad Mergentheim. Das Material besteht aus Holz und Blech, es gibt Schädlinge, Pilz, Holzwürmer, es gibt Feuchtigkeitsschäden, es gibt Schäden an den Mechaniken, die aus Holz, Leder und Seilzügen bestehen.

Der Rotaryclub Bad Mergentheim veranstaltet nun ein Charity- Konzert, um weiteres Geld für die geplante Restaurierung der Münsterorgel zu beschaffen. Das Konzert findet am Sonntag, 10. Juni, um 16.30 Uhr in der Marienkirche statt. Zwei Künstler treten auf: Der Organist Hans Orterer ist ein breit ausgebildeter und vielfältig tätiger Musiker. Er ist Komponist, Dirigent und Arrangeur, er ist Organist, Korepititor und Lehrer, war viele Jahre Chef des Luftwaffen-Orchesters der Bundeswehr und hat eine exzellente Ausbildung beim weltberühmten Organisten Professor Franz Lehrndorfer (München) erfahren. Hans Orterer hat schon im Alter von zehn Jahren frei auf der Orgel gespielt und improvisiert – und bereits mit 13 Jahren bei Lehrndorfer Unterricht bekommen. Nach seinem ausgefüllter Berufsleben gibt er zusammen mit anderen Musikern, Chören und Opernsängern Konzerte, so auch am 10. Juni in der Kurstadt.

Mit ihm kommt die Opernsängerin Sieglinde Zehetbauer aus Rosenheim. Sie ist bekannt als Oratoriensängerin und Opernsängerin, Sopranistin, mit Verpflichtungen am Gärtnerhaus in München und anderen Ensembles. Sie ist nicht nur Opernsängerin, sie bildet auch selbst aus und ist Musikpädagogin. Sie spielt auch Orgel. „Aus diesem Grund war es besonders schön, die beiden Musiker zusammen nach Bad Mergentheim zu bekommen, zu einem nachmittäglichen Sonntagskonzert in der Marienkirche”, teilt der Rotaryclub mit. Das Besondere an dem Konzert werde auch sein, dass Sieglinde Zehetbauer einige der weltberühmten „Ave Maria” singen wird.

Hans Orterer wird außerdem Orgelwerke von Bach spielen und zum Schluss eine seiner beachtenswerten Improvisationen starten. Es gelingt ihm immer wieder seine Zuhörer mit bemerkenswerten, neuen Klangbildern zu begeistern. Er spielt was er „innerlich sieht und hört”.

Das Charity-Konzert in der Marienkirche dauert voraussichtlich etwas über eine Stunde. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. Ein kleiner Empfang im Kulturforum für Freunde und Musikliebhaber geht dem Konzert voraus.

Gottfried Müller, Fränkische Nachrichten, 19.05.2018, www.fnweb.de