Begleiten an den Grenzen des Lebens

Im Münster feierlich eingeführt: Acht neue Hospizhelferinnen für die Ökumenische Hospizgruppe Bad Mergentheim

Das Bild zeigt (von rechts): Dekan Ulrich Skobowsky, Ursula Birkert, Margarete Fries, Yvonne Woletz, Doris Schwenkert, Monika Müller, Heike Uibel, Margarte Mathey, Doris Dörner, Andrea Hirsch und Pfarrer Thomas Dreher. (Foto: Kirchengemeinden)

Acht neue Hospizhelferinnen erlebten ihre feierliche Einführung ins verantwortungsvolle Amt am vergangenen Sonntag.

Der katholische Dekan Ulrich Skobowsky eröffnete den ökumenischen Gottesdienst im vollbesetzten Münster in Bad Mergentheim.

Dekan Skobowsky wies auf die Hospizgruppe als wichtige Aufgabe der Kirchengemeinden hin. Deshalb sei es wichtig, den Abschluss der Ausbildung auch im Gottesdienst der Gemeinde zu begehen. Gerade am Beginn der Fastenzeit, in der es darum geht sich auf Wesentliches zu besinnen.

Der evangelische Krankenhausseelsorger Pfarrer Thomas Dreher leitete zusammen mit Ursula Birkert, Ärztin, die halbjährige Ausbildung.

Pfarrer Dreher bedankte sich beim Caritas-Krankenhaus, das die Ausbildung durch die Palliativmedizinerin Dr. Elisabeth Trost sowie durch Räume und Logistik unterstütze. Fast die Hälfte der Begleitungen geschieht im Caritas, seit die Ökumenische Hospizgruppe auch im Krankenhaus tätig ist.

Pfarrer Dreher stellte dar, wie in 54 Theoriestunden, zwanzig Stunden Praktikum und Begleitung sowie viele Themen wie Sterbeprozesse, Trauer, Nähe und Distanz, Selbsterfahrung, Spiritualität am Lebensende, christliche Rituale, aber auch die Bereiche palliative Medizin, Geschichte der Hospizbewegung und Kommunikationstheorie behandelt wurden.

Die ökumenisch konzipierte und anerkannte Hospizhelferinnen-Ausbildung zielt auf die Befähigung zur Begleitung Schwerkranker und Sterbender durch ehrenamtliche Mitarbeiter. Damit ist die Ausbildung und Arbeit der Hospiz- und Palliativ-Bewegung verbunden. Da die Hospizgruppen auch Teil des Hospiz- und Palliativkonzeptes der Landesregierung sind, berichtete Pfarrer Dreher von der geplanten Neugründung als Verein, die im Laufe dieses Jahres erfolgen soll.

Das Ziel dieser von den Kirchengemeinden angestrebten Neugründung ist die Arbeit auf eine noch breitere Grundlage zu stellen, da der Bedarf steigt.

Der Gottesdienst am ersten Fastentag war geprägt von der Erzählung des vierzigtägigen Fastens Jesu in der Wüste. Dort war Jesus mit den Versuchungen des Besitzes, der Macht und des Ego konfrontiert. Sein Wirken begann erst als er diese Herausforderungen mit dem tiefen Vertrauen auf die Gegenwart und Wirkung Gottes in ihm beantwortet hatte. An diese Geschichte anschließend trugen alle Hospizhelferinnen ihre Gedanken aus der Arbeit vor.

„Wo sind wir versucht besser zu wissen, was der Begleitete braucht, oder den eigenen Beitrag zu überschätzen? Wo übergehen wir unsere Grenzen an Leistungsfähigkeit oder als Wohlstandsgesellschaft noch immer? Können wir die Grenze des Lebens annehmen und uns dem Geheimnis Gottes anvertrauen? Damit ist das Ziel der Fastenzeit berührt, Gott und uns selbst im Lärm und in der Fülle der Tage Raum zu schaffen und näher zu kommen. So erfüllt sich nach christlichem Verständnis der Sinn unseres Menschseins.” Die von der Gruppe formulierten Fürbitten an Gott fassten noch einmal den Wunsch zusammen, dass die Gesellschaft sich den Sterbenden und Kranken, den Schwachen und Benachteiligten öffnen möge.

Nach der Vorstellung der Helferinnen wurden sie von den beiden Geistlichen für ihre kommende Aufgabe verpflichtet und gesegnet. Dekan Skobowsky drückte den Dank der Gemeinden aus, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Menschen sich in diesen wichtigen Dienst rufen lassen.

Manche der Gottesdienstbesucher sprachen, trotz des schweren Themas, von einem „belebenden und kraftgebenden Start in den heutigen Sonntag”. Für die Teilnehmerinnen der Ausbildung ist es der Start in die Begleitungen. Sie sprachen von der Bereicherung, die ein solcher Kurs darstellt: „Wir haben viel über uns selbst gelernt, haben erfahren wie stark eine Gruppe wirken kann und wie bereichern es für das Leben ist, sich mit dem Tod zu beschäftigen.”

So war dieser ökumenische Gottesdienst auch ein bedenkenswerter Auftakt für die Fastenzeit. Für die Hospizgruppe war es ein erster Schritt auf das 20-Jahr-Jubiläum, das im Oktober begannen wird.

Thomas Dreher, Fränkische Nachrichten, 15.03.2017, www.fnweb.de