Auch in kleiner Formation ein starkes Organ
Vor gut vier Jahrzehnten sorgte ein Aufruf im Pfarrblatt für Aufmerksamkeit: Bernhard Münkel, damals Geistlicher der katholischen Gemeinde, warb für die Gründung eines Chors.
Rund 30 Sänger folgten dem Aufruf. Unter der Leitung von Erich Sittinger entwickelte sich das Ensemble schnell zur leistungsstarken Truppe, wie Günter Breitenbacher – selbst Gründungsmitglied – im Rahmen eines facettenreichen Festkonzerts in der katholischen Kirche „Zum kostbaren Blut” berichtete.
Musik lasse den Geist der Liturgie spüren, so Pfarrer Burkhard Keck zu den zahlreichen Gästen – unter denen auch Initiator Martin Raiser war. Überhaupt sei ein Gottesdienst ohne Musik gar nicht vorstellbar.
Gern überreichte Keck gegen Ende des Konzerts verdienten Sängern und ihrem Dirigenten Erich Sittinger Ehrenurkunden des Cäcilienverbandes. Namentlich den acht Gründungsmitgliedern Günter Breitenbacher, Berta Fiedler, Elisabeth Hofmann, Isolde Koch, Lydia Ley, Jutta Melzer, Thomas Melzer und Monika Herwarth (Vorsitzende) für 40 Jahre Mitgliedschaft. Der Sopran-Solistin des Chors, Beate Baumann, und dem Organisten Erich Sittinger überreichte er anlässlich ihrer bereits 60-jährigen verlässlichen Aktivität den bischöflichen Ehrenbrief. Urkunden gab es auch für Anton Semesch und Karl Wolpert, die sich vor einem Jahrzehnt dem Chor anschlossen.
Das Festkonzert eröffnete Dirigent Sittinger an der Orgel mit Albert Renauds „Toccata in D”, ehe Breitenbacher in seinem Rückblick auch an die Vorläufer der Jubilare erinnerte. Im Jahrzehnt vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte Adolf Brand einen aktiven Kirchenchor geleitet. Für den erst nach Kriegsende möglichen Neustart wurde 1947 Dirigent Gamroth gewonnen, bevor Oberlehrer Wurst den Chor zwei Jahrzehnte lang leitete. Gemeinsam mit Organistin Lore Hennig begleitete in den Folgejahren ein Frauenchor die Liturgie. Doch größere Werke aufzuführen, das gelang erst wieder nach der im Spätsommer 1978 erfolgten neuerlichen Gründung unter der Leitung von Erich Sittinger.
Inzwischen ist der Chor durch Wegzüge, anderweitige Verpflichtungen und Todesfälle auf eine kleine Gruppierung geschrumpft. Man habe sich, so Gründungsmitglied Breitenbacher in seinem Rückblick, daran gewöhnt, in einer kleinen Formation zu singen. Es gelte, so der Festredner augenzwinkernd, der Bibelspruch: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde.”
Vielfältiges Erlebnis
Fürs große Festkonzert tat sich das runde Dutzend Sänger mit dem ebenfalls von Sittinger geleiteten Wachbacher Kirchenchor zusammen. Gemeinsam und mit höchst gekonnten Solo-Einlagen von Konrad Bauer (Trompete), Hans-Peter Gierling (Klavier) und Erich Sittinger (Orgel) präsentierten sie ein vielfältiges liturgisches und weltliches Klangerlebnis, das an große Kooperationsauftritte anknüpft. Gern erinnern sich die Sänger auch an andere Auftritte zurück. Beispielsweise als man mit dem evangelischen Kirchenchor bei Gottesdiensten auf dem Karlsberg, im Stadtpark und der evangelischen Stadtkirche sowie beim Festgottesdienst zum Reformationsjubiläum musizierte. Oder an das Mitwirken bei Jubiläumskonzerten anderer Gesangsgruppen sowie an das gemeinsam mit der Chorgemeinschaft Mulfingen präsentierte adventliche Wandelhallenkonzert 2005 in Bad Mergentheim.
Dass sie auch als kleine Formation begeistern können, stellten die Weikersheimer bei Bachs „Freut Euch alle, singt“ und Mozarts „Ave Verum” mit klaren, weit schwingenden Stimmen unter Beweis. Sehr gelungen präsentierte der Wachbacher Kirchenchor Konradin Kreuzers „Schäfers Sonntagslied” – beide Gruppen gemeinsam begeisterten unter anderem mit der Sittinger-Bearbeitung „Ein neuer Psalm 98“. Als Solistin brillierte Beate Baumann mit „Panis Angelicus” von Cesar Frank und in Händels „Dank sei dir, Herr” aus dem Oratorium „Israel in Ägypten”. Faszinierend war der Wechselgesang zwischen Frauenstimme und Chor beim Oratorium „Dank für die Rettung vor den Verfolgern”.
Instrumentale Höhepunkte steuerten Konrad Bauer an der Trompete und Erich Sittinger an der Orgel mit Albinonis „Konzert in F-Dur” sowie Hans-Peter Gierling am Klavier mit Liszts „Liebestraum” bei.
Größter Geburtstagswunsch des Chors ist, dass die Formation in den nächsten Wochen und Monaten Zuwachs bekommt. Das Konzert war dafür sicher eine sehr gute Werbung.
Inge Braune, Fränkische Nachrichten, 07.02.2019, www.fnweb.de