Anerkennung ist ein wunderbares Ding

Verleihung der Landesehrennadel - Hertha Haberkorn und Erika Kreissl ausgezeichnet / Festakt im Rathaus / Große Verdienste gewürdigt

Mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg wurden Hertha Haberkorn (Zweite von links) und Erika Kreissl aus Bad Mergentheim ausgezeichnet. Mit im Bild (von links) Dekan Ulrich Skobowsky, Oberbürgermeister Udo Glatthaar und Kirchen-Verwaltungsleiter Peter Striffler. (Foto: Peter D. Wagner)

Mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg wurden Hertha Haberkorn und Erika Kreissl aus Bad Mergentheim ausgezeichnet.
„Die Ehrennadel des Landes können Bürger erhalten, die sich durch ehrenamtliche Tätigkeit in Vereinen und Organisationen mit kulturellen, sportlichen oder sozialen Zielen oder in vergleichbarer Weise um die Gemeinschaft besonders verdient gemacht haben und dieser Auszeichnung würdig sind”, nannte Oberbürgermeister Udo Glatthaar die offiziellen Richtlinien und Kriterien des Landes, bevor er bei einem Festakt im Bad Mergentheimer Rathaus stellvertretend die Ehrung Hertha Haberkorns und Erika Kreissl für deren äußerst vielfältiges und langes Ehrenamtsengagement vornahm.

„Wir dürfen heute zwei Persönlichkeiten unserer Stadt auszeichnen, die unser Zusammenleben reichhaltiger und humaner machen, weil sie ehrenamtlich soziale Netze knüpfen. Diese sozialen Netze der menschlichen Nähe vermitteln Geborgenheit, sie sind Halt für andere Menschen und geben ihnen die Sicherheit, nicht alleine gelassen zu werden in einer Welt, die viele als anonym empfinden. Und diese sozialen Netze sind für mich der Beweis dafür, dass in unserer Gesellschaft Solidarität lebendig ist”, betonte Glatthaar in seiner Laudatio.
Er verleihe mit großer Freude im Namen des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und des Landes diese hohe Auszeichnung an die beiden Ehrenamtlichen, da die Stadt Bad Mergentheim übereinstimmend mit dem Land der Überzeugung sei, dass die entsprechenden Kriterien auf beide vollkommen zutreffen. „Anerkennung ist ein wunderbares Ding: Sie bewirkt, dass das, was an anderen herausragend ist, auch zu uns gehört”, zitierte der OB den französischen Schriftsteller und Philosophen Voltaire. „Wir sind stolz, dass Sie beide zu uns gehören und mit Ihrer wertvollen Arbeit unsere Stadt bereichern”, hob er hervor. „Sie handeln beide aus innerer Überzeugung, aus der Freude, für andere da zu sein und etwas zu geben, erwarten dafür jedoch keine Gegenleistung“. Allerdings stehe die Gesellschaft in der Pflicht, verdiente Anerkennung zum Ausdruck zu bringen – aus Dank, als Ermunterung und stellvertretend für die vielen ehrenamtlich tätigen Menschen in Bad Mergentheim und seinen Stadtteilen.
Vor der Verleihung der Baden-Württembergischen Landesehrennadel hob der OB im Beisein zahlreicher Gäste, unter anderem Angehörige, Freunde und Mitstreiter sowie Dekan Ulrich Skobowsky, Kirchen-Verwaltungsleiter Peter Striffler, Andreas Steffel, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung, und Jürgen Friedrich, städtischer Haupt- und Personalamtsleiter, die bürgerschaftlichen Leistungen und Verdienste der beiden Auszuzeichnenden hervor.
„Alte Menschen legen großen Wert darauf, noch mittendrin in der Gesellschaft und im Leben sein zu können. Hertha Haberkorn und Erika Kreissl tragen mit ihren ehrenamtlichen Diensten erheblich dazu bei, dies zu ermöglichen”, berichtete Skobowsky. Zudem verdiene ebenfalls besondere Anerkennung und Ehre, dass die beiden Geehrten schon im jungen Alter damit begannen, ehrenamtlich etwas für die Mitmenschen zu leisten. „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht”, zitierte der Dekan den tschechischen Menschenrechtler und Präsidenten Václav Havel.
In einer Dankansprache auch in Kreissls Namen erinnerte Haberkorn an eine Anekdote von Papst Johannes XIII, der nach seiner Wahl zum katholischen Oberhaupt zunächst nächtelang nicht schlafen habe können.
Als er doch einmal eingenickt sei, habe er im Traum einem Engel seine Not und Angst vor der Würde seines Amtes erzählt. „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig”, habe der Engel geantwortet – und ab sofort habe der Papst wieder ruhig schlafen können.
„Schlaflose Nächte hatte ich nicht, denn ich weiß, allein bin ich nicht wichtig, aber wir alle zusammen – alle Ehrenamtlichen, die mit- und füreinander da sind, egal in welcher Aufgabe und Bereitschaft wir uns bei den Menschen in den Alten- und Pflegehäusern einbringen”, berichtete die Gewürdigte stellvertretend.

„Der Herr schaut nicht so sehr auf die Größe der Werke, als vielmehr auf die Liebe, mit der sie getan werden”, habe Theresa von Avila gesagt. „Das ist gut so und darum nehmen wir diese Ehrennadel als Anerkennung an und sind bestrebt, mit Liebe, viel Zuneigung und Freude weiterhin unser Werk zu tun”, betonte Haberkorn abschließend vor einem Empfang durch die Stadt Bad Mergentheim.

Zu den Geehrten: Hertha Haberkorn und Erika Kreissl

Hertha Haberkorn und Erika Kreissl aus Bad Mergentheim, die bei einem Festakt mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurden, engagieren sich beide seit zahlreichen Jahrzehnten in verschiedenen Bereichen innerhalb der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes.

Haberkorn ist unter anderem seit 1987 bis heute Vorsitzende des ehrenamtlichen Helferkreises des Alten- und Pflegeheims Hospital zum Heiligen Geist, bereitet wöchentliche Veranstaltungen und Vorträge für die Senioren vor, organisiert Veranstaltungen für die Bewohner und ermöglicht ihnen durch Hinbringen und Abholen den regelmäßigen Gottesdienstbesuch. Seit Eröffnung der Wohnanlage „Carolinum“ 1997 organisiert sie gemeinsam mit anderen Helfern ein regelmäßiges Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen, Ausflügen, Festen und Feiern für die Senioren. Darüber hinaus ist Hertha Haberkorn Vorsitzende des Arbeitskreises „Aktiv sein – aktiv bleiben” der Kirchengemeinde, organisiert seit vielen Jahren in Kooperation mit der katholischen Erwachsenenbildung (keb) im Dekanat Bildungsreisen für Senioren, die sie als Reiseleiterin begleitet, und ist seit vielen Jahren im Geburtstagsbesuchsdienst der Kirchengemeinde aktiv. Hinzu kommt noch ihr aktives Mitwirken seit 1982 im Kirchenchor der Münstergemeinde und später auch im Orgelförderkreis.

Erika Kreissl engagiert sich ebenfalls seit Jahrzehnten ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen innerhalb der katholisch Kirchengemeinde. Sie arbeitet seit 1982 bis heute an verantwortlicher Stelle im ehrenamtlichen Helferkreis des Pflegeheims „Carolinum” mit, bereitet die wöchentlichen Sing- und Vorlesenachmittage mit den Senioren vor und organisiert und begleitet Veranstaltungen für die Bewohner wie etwa als größtes Projekt das inzwischen zweitägige „Sommerfest der Generationen”. Zudem unterstützt sie die jährliche Spende der Krankensalbung, gehört seit sechs Jahren dem Heimbeirat des „Carolinums“ an und vertritt dort die Interessen der Bewohner. Seit über 50 Jahre ist Erika Kreissl Mitglied des katholischen Frauenbundes Bad Mergentheim und gehörte hier von 1984 bis 1997 dem Vorstand an. Neben ihrem Einsatz im kirchlichen Bereich gehört sie seit 1968 der DLRG-Ortsgruppe Weikersheim an, wo sie sich ebenfalls bei Veranstaltungen und Übungen einbringt.

Peter D. Wagner, Fränkische Nachrichten, 19.10.2019, www.fnweb.de