72 Stunden: „Euch schickt der Himmel”
Wieder einmal machen junge Leute positiv von sich reden. Sie sind bei der 72-Stunden-Aktion im Dekanat Mergentheim aktiv und handeln ganz konkret. Seit Donnerstag sind sie am Werk.
Um 15 Uhr herrscht im Inneren Schlosshof schon emsige Geschäftigkeit. Matthias Reeken, Dekanants-Jugendreferent und die weiteren Mitglieder des Koordinierungsausschusses (KO) sind schwer beschäftigt: Transparente müssen angebracht, Tische aufgestellt und auch die Verstärkeranlage aufgebaut werden. Aus den Lautsprechern ertönt das offizielle Aktionsradio und die SWR-3-Moderatoren geben Infos zur aktuellen Aktions-Situation im Ländle. Das KO-Team, neben Reeken sind das Heike Böhm, Christian Flumtscheck und Doreen Hartmann, ist am einheitlichen grünen T-Shirt gut erkennbar. Nicht mehr lange, denn nach und nach treffen die Teammitglieder ein, die bald ebenfalls „grün” tragen werden.
Reeken greift zum Mikrofon und startet die Begrüßung – ja, es gibt wieder viel zu erklären, und es gibt noch mehr zu tun für die vier Teams, die in der Kernstadt sowie in Stuppach kräftig Hand anlegen werden – in den nächsten 72 Stunden, um damit Gutes zu tun. „Es ist eine tolle Gemeinschaftleistung”, sind sich Bürgermeister-Stellvertreterin Manuela Zahn und Landrat Reinhard Frank, die ebenfalls mit vor Ort sind, einig.
Derweil macht Reeken deutlich, dass es um mehr geht als „nur” das jeweilige Projekt. Junge Menschen treten gemeinsam an, die Welt ein bisschen besser zu machen. Und das sehen auch die Grußwortredner so. Es sei eine seiner Lieblingsaufgaben, den Schirmherrn für eine solche Aktion zu machen, betont der Landrat. Damit die Arbeit gut vonstatten geht, hatte Frank auch etwas mitgebracht: Ökologisch erzeugten Apfelsaft von Taubertäler Streuobstwiesen. „Macht’s gut und toi, toi, toi”, sagt Frank und betont noch, dass es wichtig ist, am Sonntag wählen zu gehen: „Die Demokratie braucht Eure Stimmen!”
Es sei ein Werk „für die Gemeinschaft und für unsere Gesellschaft“, sagt die nach eigenen Worten „begeisterte” Manuela Zahn. Die Bürgermeister-Stellvertreterin erinnert an die lange Vorbereitung und Organisation, denn auch dabei hätten die jungen Leute ja viel Einsatz gezeigt, und zwar „schon lange, bevor die eigentliche Aktion, die ja heute beginnt, losging”. Sie wünschte den Jugendlichen „viel Spaß und Begeisterung, Durchhaltevermögen sowie viel Zuspruch aus der Bevölkerung. Wer immer hinkommt zu den ’Aktions-Baustellen’ darf gerne was zum Vespern mitbringen”.
Die Uhr läuft, die Spannung steigt. Reeken bittet Vertreter der Teams zum Kurz-Interview und Patricia Ruck (ehemalige Kapuziner-Ministranten) gibt ebenso bereitwillig Auskunft wie Tina Teufel von den LAMM-Ministranten oder auch Timo Haselsteiner und Timmy Singer vom Team der Lorenz-Fries-Schule. Die 14 Jungen und Mädchen aus den Klassen 7 bis 9 werden von ihren Lehrern begleitet – auch die sind schon Feuer und Flamme.
Feuer und Flamme
Was die jungen Leute übereinstimmend zum Ausdruck bringen, ist ihre Freude, etwas Konkretes tun zu können. Man hat sich gut vorbereitet, und bis auf die LAMM-Gruppe wissen schon alle, was auf sie zukommt – sie haben sich für „Do-it!” entschieden und sich selbst ein Projekt ausgedacht: Die Lorenz-Fries-Schule beschäftigt sich mit ihrem Namensgeber und baut einen Archivschrank für das Deutschordensmuseum, außerdem konzipiert und erstellt die Gruppe vier museumspädagogische Spiele.
Kein Wunder, dass auch Museumsdirektorin Maike Trentin-Meyer Grüße ausrichten lässt. Das Ordensmotto „Helfen und Heilen” werde von den jungen Leuten umgesetzt – gleich in welchem Projekt. Damit werde die Welt ein bisschen besser gemacht, schreibt sie und erinnert an das Neil-Young-Lied „Stand up and save the world”.
Das siebenköpfige Team der ehemaligen Kapuziner-Ministranten baut ein mobiles Fußball-Billiard, und die KLJB Stuppach muss richtig hinlangen: Sie bauen eine Sitzplatz-Ebene am Beachvolleyballplatz – Trockenmauer, Auffüllen und Abtragen des Geländes sowie Holzarbeiten sind zu erledigen. „Wir haben externe Helfer”, sagen Melissa Hofmann und Jonas Lotter. Die Verstärkung kann die 20-köpfige Gruppe bei dieser großen Aufgabe gut gebrauchen.
Nur die LAMM-Gruppe weiß noch nicht, was auf sie zukommt. Aber die 25 jungen Ministranten sind zuversichtlich, dass es eine lösbare Aufgabe ist, die als „Get-it!”-Variante auf sie wartet.
Pfarrer Bogdan Stolarczyk freut sich mit den Teilnehmern auf den kurz bevorstehenden Startschuss, und gemeinsam wird ein Gebet gesprochen.
Countdown
Dann sind nur noch wenige Sekunden bis zum Glockenschlag: Der Koordinierungsausschuss hat Luftballons aufgeblasen und Wunschkarten verteilt, die an den Ballons in den Himmel steigen sollen. Die werden von den Gruppenteilnehmern und den anwesenden Helfern schnell ausgefüllt, und im Inneren Schlosshof wird ein Kreis gebildet.
Reeken zählt, begleitet vom Radio, den Countdown, und pünktlich um 17.30 Uhr steigen die Ballons in die Höhe. Außerdem gibt es die Umschläge mit den Aufgaben, und da sind besonders die LAMM-Jungs- und Mädchen gespannt. Sie sollen nämlich, wie Peter Striffler, Verwaltungsdirektor der Kirchengemeinde St. Johannes, erklärt, im Bereich zwischen den Münster und dem Spital einen Weg und Sitzgelegenheiten anlegen, zudem einen Quellstein setzen und Hülsen für Sonnenschirme in den Boden verlegen. „Euch schickt wirklich der Himmel, das haben wir schon lange im Blick”, sagt Striffler.
Außerdem solle die Gruppe am Sonntag ein Fest organisieren und ausrichten. Das ist viel Arbeit, doch Striffler macht Mut: „Ihr seid nicht alleine, wir helfen Euch natürlich. Auch der Bagger ist schon bestellt!” Da blicken die LAMM-Minis schon wieder zuversichtlicher auf die folgenden 72 Stunden. „Kriegen wir hin!”, sagt Tina Teufel.
Unterstützung
Die Teams ziehen ab, Matthias Reeken und sein KO-Ausschuss räumen auf. Natürlich werden auch sie hinausgehen und schauen, wie die Projekte laufen. „Wenn’s nötig ist, geben oder organisieren wir Unterstützung”, sagt Reeken.
Info: Eine Bildergalerie findet man unter www.fnweb.de auf der Startseite im Bereich „Fotostrecken”.
Hans-Peter Kuhnhäuser, Fränkische Nachrichten, 25.05.2019, www.fnweb.de