28.12.15

Weihnachtsbesuch in der Marienkirche

Eine Visite lohnt sich: Das restaurierte Gotteshaus wurde über die Feiertage viel frequentiert und zog staunende Blicke auf sich

Die Marienkirche erstrahlt im neuen Glanz. An den Feiertagen besuchten viele Menschen das restaurierte Gotteshaus. (Foto: Holger Schmitt)

Bad Mergentheim. Vorsichtig öffnet die alte Dame die Kirchentür der Marienkirche in Bad Mergentheim. Sie bleibt zunächst stehen und staunt einfach.

Dann geht sie langsam an den Wänden des Gotteshauses entlang, bleibt vor jedem Fresko stehen, staunt über Farben und Details.

„Das habe ich viel düsterer in Erinnerung”, sagt die gut gekleidete Frau und erklärt, dass sie viele schöne Erinnerungen mit der Marienkirche verbinde. In Bad Mergentheim geboren und aufgewachsen, sei sie später nach München gezogen. Auf Weihnachtsbesuch in der Kurstadt habe sie gehört, dass die Kirche restauriert und seit Anfang Dezember wieder geöffnet wurde.

Vor dem Maria-Tod-Altar opfert sie eine Kerze, meditiert eine Weile und erklärt: „Dieser Kirchenbesuch gehört zum Schönsten, was ich von dem Besuch in meiner Heimatstadt mitnehme”.

Über die Festtage haben viele Menschen, die nach langer Bauzeit wieder hergestellte, ehemalige Klosterkirche der Dominikaner am Hans-Heinrich-Ehrler-Platz besucht. Zahlreiche Opferkerzen wurden entzündet. Es waren Leute zu beobachten, die statt des geforderten Cent-Betrages Scheine in die Kassette warfen.

Besonders beeindruckt waren die Besucher von den restaurierten Altären. Glanzstück ist der farbenfroh gestaltete Altar mit der in Schönheit sterbenden Maria aus dem Jahr 1519. Ganz besondere Mühe haben sich die Restauratoren mit den mittelalterlichen Fresken gegeben. Ohne ihr Eingreifen wären diese bald nicht mehr zu retten gewesen. Das Mauerwerk des bald 700 Jahre alten Gebäudes war durch Salz und Feuchtigkeit so stark geschädigt, dass der Putz von den Wänden fiel.

Das Ergebnis der Restauration kann sich sehen lassen. Die Farben leuchten wieder und die Gestalten der Heiligen treten, besonders im Chor, so plastisch hervor, dass man glauben könnte, der Künstler hätte gerade erst den Pinsel weggelegt. Manches Detail war freilich nicht zu retten. Deutlich sind an einigen Fresken die nicht mehr reparablen Schäden als weiße Flecken zu erkennen. Noch ist die Kirche nicht ganz fertig. Für die Besucher wurden provisorisch einige Stühle aufgestellt und vor dem Marienaltar laden drei Kniebänke die Gläubigen zum Gebet ein. Deshalb finden auch noch keine Gottesdienste statt.

Holger Schmitt, Fränkische Nachrichten, 28.12.2015, www.fnweb.de