Geistlich-musikalischer Abend, der lange nachwirkt

Gelungenes Gemeinschaftswerk: die Aufführung der „Marienvesper” von Claudio Monteverdi in Stuppach

Gelungenes Gemeinschaftswerk: die Aufführung der „Marienvesper” von Claudio Monteverdi in Stuppach. (Foto: Dekanat)

Das 500-Jahr-Jubiläum der Stuppacher Madonna wurde auch musikalisch mit der Aufführung der „Marienvesper” von Claudio Monteverdi gefeiert und großartig eröffnet. Als Teil der Heimattage 2016 in Bad Mergentheim geriet dieser Abend zu einem musikalischen Höhepunkt.

Monteverdi veröffentlichte seine „Marienvesper” im Jahre 1610, einer Zeit des Übergangs von der Renaissance zum Barock. In den zwölf Teilen des Werkes zeigt Monteverdi eine kompositorische Meisterschaft, welche in meisterlichen Weise von den Solisten, Instrumentalisten und Chören dargeboten wurde.

Schon der Beginn „Deus, in adiutorium meum intende” setzte ein Ausrufezeichen: Michael Roman als ausdrucksstarker Bariton, gefolgt vom immer konzentrierten und klaren Chorklang von Chorisma, dem Chor der Dekanate Hohenlohe und Mergentheim, dem Vocalensemble Ludwigsburg und den Instrumentalisten des „Concerto imperiale” unter Leitung von Regionalkantor Kirchenmusikdirektor Michael Müller.

Das gut 100-minütige Werk hatte keinerlei Längen angesichts des Abwechslungsreichtums der Kompositionen und der Ausführung. Die beiden Sopranistinnen Amelie Petrich und Daniela Schüler ergänzten sich in perfekter Weise in den Duetten, sowohl in den Psalmen, als auch in den Concerti. Tenor Bertram Kleiner setzte im Concerto „Nigra sum” mit ungeheuer starken Affekten den ersten solistischen Akzent und sorgte zusammen mit dem Tenor Reiner Geißdörfer in hervorragend aufeinander abgestimmte Koloraturen und Echowirkungen für weitere solistische Höhepunkte. Mit Marcel Brunner und Daniel Schäfer hatten auch die Bass-Solisten verschiedene kleinere Abschnitte zu meistern.

Größten Anteil am Gelingen dieses anspruchsvollen Werkes hatten die Instrumentalisten. Im Concerto Imperiale fanden sich Instrumentalisten zusammen, welche in bester Weise ihr Instrument beherrschen, dabei aber nie aufdringlich musizierten. Insbesondere die Continuogruppe mit Andreas Scheufler an der Orgel, Heike Hümmer an Violone und Lirone, sowie Andrea Baur an der Laute bildeten das solide, zuverlässige, klangliche Fundament, auf welchem sich Chor und Solisten entfalten konnten.

Darüber musizierten lebendig, ausdrucksvoll, virtuos und einfühlsam je nach Charakter des Psalmes oder Concerto Violinen - Bernhard Moosbauer und Sabine Brodbeck -, Violen - Reiner und Debby Ullreich, ebenso die Bläser mit Zinken - Anna Schall und Friederike Otto - und Barock-Posaunen - Matthias Sprinz, Cas Glevers und Clemens Erdmann.

Alle bildeten zusammen mit dem Chor eine großartige Einheit. Die Psalmen und das Magnificat sind in verschiedenen Besetzungen komponiert: Stücke zu sechs, sieben, acht und zehn Stimmen, zum Teil doppelchörig.

Aber auch diese daraus notwendige Aufteilung der verschiedenen Stimmen war für den Chor kein Problem. Monteverdi komponiert alle möglichen Variationen von Mehrchörigkeit: kleine Gruppe - große Gruppe, Chor 1 zu Chor 2, Frauenstimmen zu Männerstimmen - dazu besonders im Magnificat die Stücke, in denen der Chor zu bewegten, virtuosen Instrumentalstimmen die langen Töne des Psalmtones halten muss.

Mühelos, mit einer faszinierenden Leichtigkeit gelang allen auch diese Herausforderung, insbesondere den Chorsopranen das „Sancta Maria”. Michael Müller hatte den Chor bestens vorbereitet und motiviert, und führte die Sänger und Instrumentalisten mit klarem, temperamentvollen und einfühlsamen Dirigat.

Stehende Ovationen der Zuhörer waren der Dank für einen geistlich-musikalischen Abend, welcher bei vielen Zuhörern noch lange nachwirken wird.

© Fränkische Nachrichten, 24.10.2016, www.fnweb.de