20 Millionen Euro für vier Projekte

Katholische Kirche - Investitionen in das neue Stadtkloster, ein neues Pflegeheim, einen neuen, großen Kindergarten und einen Anbau am Internat „Maria Hilf”

Ganz dicht beieinander: Ende 2023 sollen der neue Kindergarten, das neue Pflegeheim, das Stadtkloster und das Internat das neue Quartier bilden (Foto: Sascha Bickel)

Kindergarten, Internat, Pflegeheim und Geistliches Zentrum: In Bad Mergentheim investiert die Katholische Kirche in Kooperation mit der Kommune in ein neues Stadtquartier.

Mehr als 20 Millionen Euro stecken die katholische Kirchengemeinde, die Stiftung St. Johannes, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Stadt in das neue Quartier „Maria Hilf” an der Würzburger Straße/Marienstraße.
„Als Leuchtturmprojekt für die ganze Region” bezeichnete Oberbürgermeister Udo Glatthaar vor kurzem beim „Fest der Generationen” zum Auftakt das in seiner Konstellation einzigartige Bauvorhaben.
Im Grünbereich neben dem bestehenden Pflegeheim „Carolinum” soll ein neuer sechsgruppiger Kindergarten entstehen. Das „Carolinum” selbst wird neu gebaut und durch einen Querriegel mit Küche, Tagesstätte und Bewegungsraum für die Kinder verbunden. Vis-à-vis hat der Umbau des seit Jahren leerstehenden Stadtklosters zu einem von den Franziskanerinnen von Sießen geleiteten Geistlichen Zentrum bereits begonnen, 50 Meter weiter plant das Bischöfliche Internat „Maria Hilf” einen Anbau mit 24 Einzelzimmern vornehmlich für Oberstufen-Schüler.
Abgerundet wird das neue Quartier durch die Grundschule St. Bernhard der Franziskanerinnen und eine gleichfalls bereits bestehende Seniorenwohnanlage.
Mit seinem generationenübergreifenden Ansatz nimmt das Großprojekt in der ehemaligen Deutschordensstadt auch innerhalb der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine Sonderstellung ein. Der Gemeinderat zeigte sich im Frühjahr laut Pressemitteilung „beeindruckt von der Gesamtkonzeption“.
„Wenn wir schnell sind und die Firmen alle gut mitspielen”, hofft Peter Striffler, Leiter des Katholischen Verwaltungszentrums Bad Mergentheim, „können wir hoffentlich 2023 Einweihung feiern”.
Den ersten Abschnitt stellen Umbau und Generalsanierung des ehemaligen, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Kapuzinerklosters an der Würzburger Straße dar. Derzeit laufen dort die Arbeiten auf Hochtouren, die Übergabe des komplett renovierten Klosters ist für Ostern 2019 geplant. Schwester M. Daniela Immler, fungiert im Moment als Oberbauleiterin und wird das künftige Geistliche Zentrum führen. Sechs Schwestern werden im nächsten Jahr mit ihr einziehen und das Kloster zu einer Stätte des Glaubens mit Ausstrahlung sicher weit über Bad Mergentheim hinaus machen. Im Angebot werden Exerzitien, „Tage der Stille”, aber auch Urlaub im Kloster sein; dafür stehen vier Gästezimmer zur Verfügung.
Laut Mediendirektor Thomas Brandl von der Diözese rücken im Herbst 2019 die Bagger für den neuen, dreigeschossigen Kindergarten (mit künftig sechs Gruppen) an der Ecke Marienstraße/Würzburger Straße an.
Der vorhandene Kindergarten „Maria Hilf” in der Friedenstraße im Weberdorf verfügt nur über vier Gruppen und ist in die Jahre gekommen und nicht erweiterbar.
Oberbürgermeister Udo Glatthaar freut sich seitens der Stadt, die den Löwenanteil der Kosten für den Kindergarten trägt, über das große Engagement der Kirchengemeinde und ihre Trägerschaft für den neuen Kindergarten: „Die katholische Kirche zeigt hier ein ganz tolles Gesicht.”

„Riesenbedarf an Plätzen”
Zwölf von 21 Kindergärten in Bad Mergentheim werden übrigens derzeit von ihr betrieben, fünf von der evangelischen, nur vier von der Kommune selbst. Bedingt durch den starken Zuzug junger Familien, so das Stadtoberhaupt, herrscht ein Bad Mergentheim „ein Riesenbedarf an Kindergartenplätzen”.
Einen Steinwurf vom künftigen Kindergarten entfernt bereitet sich auch das Bischöfliche Internat „Maria Hilf” auf einen Anbau vor. Dieser soll ab Sommer 2019 als Querriegel zwischen dem vorhandenen Gebäude und dem katholischen Gemeindehaus St. Johannes entstehen – eine Reaktion auf die neuesten Vorschriften des Landesjugendamtes zur Unterbringung von Internatsschülern. Diese sehen „möglichst Einzel- oder Doppelzimmer” vor, bei Mehrbettzimmern maximal vier Betten pro Raum und mindestens acht Quadratmeter je Schüler.
Im vorhandenen Baubestand hätte dies einen Rückgang der genehmigten Plätze von 70 auf 54 zur Folge gehabt. Die im kommenden Jahr anstehenden Baumaßnahmen möchte Rektor Andreas Reitzle gleich für Teilsanierung und -Umbau des bestehenden Dachgeschosses nutzen. Das Bischöfliche Internat „Maria Hilf” mit seinen derzeit rund 60 internen und 40 externen Schülern erfreut sich nach wie vor ungebrochener Beliebtheit. Die Schüler kommen aus einem Umkreis von 150 Kilometern von Frankfurt bis Nürnberg, Stuttgart und Ulm zum Lernen und Leben an die Tauber. Diakon Reitzle: „Die Kinder sind bei uns in die Gemeinschaft eingebunden und bekommen Werte vermittelt – das schätzen die Eltern.”

Generationen vereint

Derweil freut sich Stadtpfarrer und Dekan Ulrich Skobowsky sehr darüber, dass in seiner Gemeinde das glückt, was andernorts meist nicht mehr funktioniert: das Zusammenleben über die Generationen hinweg. „Kinder und alte Menschen haben im Alltag heutzutage meist nur wenig Kontakt zueinander – das werden wir in unserem Quartier ’Maria Hilf’ ändern, indem wir einen gemeinsamen Lebensraum für alle schaffen.”
Geplant sind zum Beispiel regelmäßige Besuche der Kindergartenkinder im Pflegeheim mit Vorführungen und Gesang, außerdem bietet der Park zwischen den beiden Einrichtungen weitere Begegnungsmöglichkeiten.
Bis es so weit ist, müssen der Kindergarten und das neue „Carolinum” erst gebaut und mit dem Zwischenriegel verbunden sein, an dessen Stelle heute noch das alte Pflegeheim steht. Ende 2023, so die Planung, soll es so weit sein, teilt die Diözese mit.

Diözese Rottenburg-Stuttgart

Die Diözese wurde 1828 gegründet, ist heute mit gut 1,8 Millionen Mitgliedern die viertgrößte in Deutschland und deckt das Gebiet Württembergs ab, vom Bodensee zum Taubergrund, vom Schwarzwald bis zur Ostalb. Zur Diözese Rottenburg-Stuttgart gehören 1025 Kirchengemeinden sowie ca. 100 muttersprachliche Gemeinden und eine Kirchengemeinde im chaldäischen Ritus.
24 600 hauptamtliche Mitarbeiter und 170 000 Ehrenamtliche leisten ihren Dienst im Auftrag der katholischen Kirche.
Innerhalb der Diözese werden 44 572 Kinder in Einrichtungen in katholischer Trägerschaft und 25 148 Schüler an 93 katholischen Schulen betreut; hinzu kommen 887 karitative Einrichtungen, die rund 379 000 Menschen in ihrer Obhut haben.

drs, Fränkische Nachrichten, 31.07.2018, www.fnweb.de