122 000 Schritte gemeinsam im Glauben getan

Fußwallfahrt nach Walldürn - 74 Pilger starteten um 2 Uhr in Löffelstelzen

Die Gruppe beim Rückweg am Sonntag. (Foto: Wallfahrtsverein)

Die Geistlichkeit während der Fußwallfahrt (hintere Reihe): Fahnenträger M.Tremmel, Pater Basil Ezechukwu, Pilgerführer Ansgar Weiß, Diakon Michael Raditsch, (vordere Reihe) Diakon Bernhard Weiß, der blinde Pfarrer Stefan Müller und Kreuzträger Michael Müller. (Foto: Tremmel)

Früher gingen die Pilger im Sonntagsanzug und genagelten Schuhen, heute spielen bei den Pilgern auch Schrittzähler-Apps und gut sitzende Sportschuhe eine Rolle – doch das eigentliche Anliegen ist seit Jahrhunderten gleich. Der Weg zum Heiligen Blut nach Walldürn. Die Anliegen an den Blutsaltar zu bringen.
Donnerstag, 19.30 Uhr. Viele Menschen stehen nach dem Aussendungsgottesdienst beisammen. Sie freuen sich auf die bevorstehende Fußwallfahrt nach Walldürn. Zuvor hat Vikar Dr. Bömer die Verbindung vom Tagesheiligen den Hl. Benedikt zum Pilgern hergestellt. Die Gastfreundschaft und das Gebet. Beides trägt und verbindet, so der Priester in seinen Worten zu den Gläubigen.
Samstag um 2 Uhr in der Frühe ging es los. Gut 43 Kilometer liegen vor ihnen, eine durchmarschierte Nacht. Gegen Blasen an den Füßen und stechende Knie ist niemand gefeit.
Aber die Entschlossenheit ist groß, als sich die Gruppe aufmacht, in den dunklen Ketterwald. Voraus gehend das aus dem Jahre 1981 stammende Wallfahrtskreuz.
Das Rosenkranzgebet prägte die ersten Kilometer der Gläubigen. In Kupprichhausen und Gerichtstetten erhielt die Pilgergruppe von den mitpilgernden Diakonen Michael Raditsch und Bernhard Weiß den sakramentalen Segen.

Herausforderung und tiefer Glaube
„Hier sind einfach viele christlich geprägt. Daher würden die Wallfahrer, die regelmäßig mitgehen, es aus Überzeugung tun. Die Teilnehmer dagegen, die die 86 Kilometer nur als sportliche Herausforderung sehen, seien meistens nur einmal mit dabei”, so die Erkenntnisse eines Pilgers. „Auch deshalb kennen sich die Wallfahrer untereinander. Man sieht sich oft nur einmal im Jahr”, sagt er, „aber wenn einer fehlt, dann merkt man das”. Der erfahrene Pilger kennt das Pilgern auch aus größeren Gruppen, aber gerade weil er das Familiäre an kleineren Wallfahrten schätzt, geht er seit Jahren regelmäßig mit den Löffelstelzern.
Im Klang der sechs stimmigen Glocken der Wallfahrtsbasilika St. Georg und dem Lied: „Komm, oh fromme Christenschar“ zog die Pilgerschar in die Basilika ein, um dort das Hl. Blut zu verehren und den sakramentalen Segen entgegen zunehmen. Ein tiefer gläubiger Moment.
Nach dem Besuch der Basilika ein erster Blick auf die moderne Technik. Laut Schrittzähler: 43,19 Kilometer bei 61 000 Schritte. Die App liefert noch viel mehr Daten. Aber so wichtig sind die für die meisten dann doch nicht.
Am Abend haben sich die Pilger, die an diesem Wochenende in Walldürn verweilten zum Abendgebet mit Meditation eingefunden. Der hl. Paulus wurde als Vorbild dargestellt. Wie er Zeugnis für den Glauben abgelegt hat, sollen auch wir Zeugen in unserer Zeit sein, so Achim Dörr vom Wallfahrtsteam.
Am Sonntag um 6 Uhr feierte der mitpilgernde blinde Pfarrer Stefan Müller und Pater Basil die Pilgermesse unter Mitwirkung der Wallfahrtsmusiker. „Unser Weg soll uns zu Jesus führen. Christus ist wahrhaft lebendig im Zeichen des Brotes und des Weines in dieser Hl. Messe. Das ist das Geheimnis des Glaubens. Wie der barmherzige Samariter sollen wir ein wahres, gelingendes Leben in Frieden leben und Jesus nachfolgen”, so der Hauptzelebrant in seiner Predigt.
Zum anschließenden Morgenlob durfte der Vorsitzende des Wallfahrtsvereines Thomas Tremmel alle Pilger an der Mariengrotte begrüßen.
Feierlich mit Fahnen und Glockengeläut wurde die Gruppe von Walldürn verabschiedet und machte sich auf den Rückweg.

Stille und Gebet
Nicht immer ging die Gruppe in Gebet und Gesang den Weg, sondern auch in Stille und innerlicher Ruhe, welche im Alltag oft fehlt.
Nach der Stille durfte jeder Pilger seine Dankbarkeit am Mikrofon zum Ausdruck bringen: „Dankbar über die Organisation der Fußwallfahrt, dankbar über die Pilgermesse, dankbar über den Zusammenhalt und das Angenommensein, fröhlich über die Pilgergemeinschaft und die Offenheit”, waren ausgesprochene Worte.
Pünktlich um halb neun am Abend, erschöpft aber glücklich kamen alle am Ketterwald in Löffelstelzen an. Ganz viele Gemeindemitglieder, ehemalige Wallfahrer und Familienangehörige warteten an der Hl. Blut Kapelle und begrüßten die Pilger, die ihre Anliegen mitgenommen hatten. Dort fielen alle zu Ehren des Hl. Blutes auf die Knie und sangen das gleichnamige Lied. Anschließend zog man in den Gemeindesaal ein und alle erhielten den sakramentalen Segen.
Danach durfte die Vereinsführung des Wallfahrtsvereins die Erstwaller Nena Hermann, Marlene Konrad und Johanna Tremmel gratulieren.
Zum Schluss ging der Dank an die tragenden Säulen der Wallfahrt, dem Pilgerführer Ansgar Weiß und dem Vorsitzenden Thomas Tremmel für ihre Schaffenskraft um die Fußwallfahrt. Dank erging außerdem an alle Wohltäter der Wallfahrt.

Im Anschluss daran ließen viele das gnadenreiche Wochenende in gemütlicher Runde ausklingen. Die nächste Fußwallfahrt findet am 4. und 5. Juli 2020 statt.

M. Tremmel,  Fränkische Nachrichten, 26.07.2019, www.fnweb.de