Umfangreiche Renovierung steht bevor

Katholische Pfarrkirche Löffelstelzen: Jetzt sind die Handwerker in dem Gotteshaus gefordert / Zwei Bauabschnitte

Gar nicht einfach war der Ausbau und der Transport der Kirchenbänke ins Zwischenlager, die Scheune von Ansgar Weiß. (Foto: Hans-Peter Kuhnhäuser)

Schon im Frühjahr 2015 waren die ehrenamtlichen Helfer aktiv, hier Michael Müller (links) und Matthias Tremmel bei Arbeiten im Dachstuhl. (Foto: Hans-Peter Kuhnhäuser)

355 Jahre alt ist die Löffelstelzer Kirche „Zur Heiligsten Dreifaltigkeit”. Derzeit sind die Handwerker gefordert. Die Renovierungsarbeiten beginnen am Dienstag.

Sie haben sich viel vorgenommen, dabei ging es dem Kirchengemeinderat eigentlich nur um einen barrierefreien Zugang. „In die Kirche kommt man über eine steile Treppe, die direkt an der Ortsdurchfahrt liegt”, erläutert der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Michael Müller, im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das ist nicht gut, denn die dicht an, oft auch auf der Straße stehenden Kirchgänger sind durch den weiter zunehmenden Autoverkehr gefährdet. Dieses Risiko wollten wir abstellen.”

Allerdings machte die Diözese Rottenburg-Stuttgart darauf aufmerksam, einmal das gesamte Gebäude in Augenschein zu nehmen, also Dach, Statik und Decke zu prüfen. Und so fand Mitte Januar 2014 ein erstes Treffen statt - ein Bauexperte sah sich mit den Vertretern der Kirchengemeinde das Gotteshaus an. Schnell war klar: „Da muss mehr getan werden, als nur den Eingang zu verlegen”, erinnert sich Müller.

Nicht aus der Portokasse
Ebenso klar wurde den Verantwortlichen vor Ort, dass die notwendigen Arbeiten „nicht aus der Portokasse bezahlt werden können”, also musste auch die Finanzierung angegangen werden. Zunächst einmal galt es aber, genau festzustellen, was alles getan werden müsse, um die Kirche wieder langfristig sicher zu machen.

Froh kann die Kirchengemeinde sein, dass sie so viele engagierte Mitglieder hat. „Es ist unsere Kirche, wir wollen etwas für sie tun”, sagt etwa Matthias Tremmel, der ebenfalls dem Kirchengemeinderat angehört. Und so machte sich eine engagierte Schar ehrenamtlicher Gemeindemitglieder bereits im Februar 2015 daran, die Glaswolle unter dem Dach zu entfernen. Im März legten die eifrigen Helfer die Balken des Dachstuhls frei. Daneben wurde im Kirchinneren ein Gerüst aufgebaut, damit die Tübinger Restauratorin Dr. Julia Feldtkeller Putz und Stuckdecke untersuchen und ein Gutachten erstellen konnte.
Das Ergebnis aller Untersuchungen ergab einen großen Renovierungsbedarf.
Das Dach ist schadhaft, Gebälk und Dachlatten müssen zum Teil erneuert werden, auch tragende Balken in der Stuckdecke sind renovierungsbedürftig, die Raumschale muss gereinigt werden. Neben Decken und Wänden sind das auch die Statuen, Bilder und Altäre.

„Das bildet den ersten Bauabschnitt, der barrierefreie Zugang mit der Neugestaltung der Außenanlage den zweiten”, verdeutlicht Müller. Zuständig für die Planungen ist das Architekturbüro Vix aus Niderstetten. Da die Kirchengemeinde nur begrenzte Eigenmittel hat, wurden Zuschüsse beantragt. Und natürlich steht man in engem Kontakt mit dem Landesdenkmalamt.

688 000 Euro Kosten
„Für die beiden Bauabschnitte sind 688 000 Euro angesetzt”, beziffert Architekt Tobias Kindtner vom Architekturbüro Vix den Kostenrahmen. Neben der Dachsanierung und der kompletten Reinigung des Innenraumes sowie der Stuckdecke sind auch „kleinere technische Arbeiten” nötig - Kindtner nennt dabei Elektroleitungen sowie die Verbesserung der Heizung des Chorraumes. Dann folge die neue Außenanlage und der barrierefreie Zugang.

„Wenn die Witterung mitmacht und alles gut läuft” könne der erste Bauabschnitt „voraussichtlich bis Mai 2017” beendet werden, dann folge „vorbehaltlich der Genehmigung durch das bischöfliche Bauamt und das Baurechtsamt” die Verlegung des Ein- und Ausgangs „auf die Nordseite, also Richtung Dorf”.

Rampe wird errichtet
Damit auch Gehbehinderte problemlos in die Kirche kommen können, wird eine Rampe gebaut. Der Außenbereich wird neu gestaltet. Die Zuschüsse seien bereits „alle beantragt”, betont Kindtner.
Die Renovierung „ist eine Herausforderung, denn wir wollen so viel wie möglich erhalten”, sagt Kindtner. Die Wände im Innenraum „kann man nicht einfach überstreichen”, macht der Architekt deutlich, die Farbgebung soll sich ja nicht verändern.
Die fachgerechte Reinigung von Statuen, Bildern und Altären kommt dann noch dazu.
Rund 250 000 Euro Eigenmittel stellt die Kirchengemeinde, Eigenleistungen und Spenden sowie Zuschüsse sollen die Finanzierung sicherstellen. Jeder Handgriff, der von den Helfern der Kirchengemeinde getan wird, spart Kosten. Klar, dass auch der Ausbau und die Lagerung der Kirchenbänke in Eigenleistung gestemmt wurde. Einen ganzen Tag lang wurde geschraubt, getragen, gefahren und abgestellt - die Scheune von Ansgar Weiß dient als Zwischenlager.
Und auch beim Abdecken des Schiefers sowie der fachgerechten Entsorgung und dem Anbringen des Notdaches leisteten die Helfer ihren Beitrag. Dennoch - alles können die Ehrenamtlichen nicht leisten; die Profis am Bau sind unentbehrlich. Schon am Montag waren Zimmerleute vor Ort, am kommenden Dienstag beginnen sie ihr Werk, erklärte Kindtner.
Die Kirchengemeinde betreibt derweil eine ganz besondere Aktion, um die noch bestehende Finanzlücke zu schließen und das nötige Darlehen möglichst klein zu halten. "Unter dem Motto „50 Mal 1000” sollen 50 Mitbürger überzeugt werden, für die Kirchenrenovierung jeweils 1000 Euro zu spenden. „Das ist sicher ehrgeizig, aber man muss sich große Ziele setzen, wenn man etwas erreichen will”, sagt Müller und betont, dass natürlich „jede Spende gebraucht und dankbar angenommen wird”.
Die Kirchengemeinde hat dafür extra ein Konto bei der Sparkasse Tauberfranken eingerichtet. Unter dem Stichwort „Spende Kirchenrenovierung” können Spendenwillige tätig werden. Die IBAN lautet DE31673525650000003517. Wer eine Spendenbescheinigung möchte, soll dies auf dem Überweisungsträger, den es auch bei der Kirchengemeinde gibt, deutlich machen.
Und wer selbst Hand anlegen will bei den noch anfallenden Arbeiten, „kann sich gerne bei uns melden. Wir freuen uns über jede helfende Hand”, sagt Müller.

Sehr viel zu tun
Zu tun ist für die ehrenamtlichen Mit-Renovierer noch viel: So müssen beispielsweise die Notdächer wieder abgebaut und die Kirchenbänke wieder zurückgebracht und montiert werden. Und auch bei der Neugestaltung der Außenanlagen können ehrenamtliche Helfer einen Beitrag leisten.

Ob eine Spende oder tätige Mithilfe - „alles ist willkommen”, betont Müller.

Hans-Peter Kuhnhäuser, Fränkische Nachrichten, 01.10.2016, www.fnweb.de